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Evaluation eines psychologischen Trainings zur Vermeidung von Narkosen bei Kindern, die an einem Hirntumor erkrankt sind und regelmäßig MRT-Untersuchungen benötigen
Doris Leitner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Pia Deimann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7826
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30370.33034.919066-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Magnetresonanztomographie (MRT) gehört zu den computergestützten, bildgebenden Verfahren und ist die wichtigste neuroradiologische Untersuchungsmethode zur Diagnose von Raumforderungen bei Kindern. MRT-Untersuchungen lösen jedoch vor allem bei kleinen Kindern Ängste aus. Bis zu 37 % von Patientinnen und Patienten, die eine MRT-Untersuchung durchführen müssen, erleben mäßige bis schwerwiegende Furcht und Angst (Katz, Wilson & Frazer, 1994). 5 bis 10 % der Patientinnen bzw. Patienten können die MRT-Untersuchung aufgrund von Klaustrophobie nicht einmal vollenden (Melendez & McCrank, 1993). Vor allem strukturell-prozedurale Eigenschaften, wie die Enge des Gerätes, Lärm und Vibrationen, die Temperatur, die Notwendigkeit ruhig zu liegen, die Isolation der Patientin bzw. des Patienten oder die Dauer der Untersuchung gehören zu den Angst auslösenden Faktoren (Nazemi & Dager, 2003). Häufig werden daher Kindern unter acht Jahren und Kindern mit Entwicklungsrückstand Narkose verabreicht, um medizinische Untersuchungen durchführen zu können, was jedoch auch schwerwiegende Risiken mit sich bringt (Coté & Wilson, 2006). Um auf eine MRT-Untersuchung ohne Narkose vorzubereiten, wurde an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien ein spezielles, psychologisches Training entwickelt, welches für vier- bis siebenjährige Kinder, die an einem Hirntumor erkrankt sind, konzipiert wurde. Dieses MRT-Training besteht aus drei Modulen und beginnt mit einem anfänglichen Elterninformationsgespräch. Danach folgt die erste Einheit, in der ein Bilderbuch „Die Geschichte der Magnetmännchen“ von Salomonowitz (2000) besprochen wird, welches die wichtigsten Aspekte der MRT kindgerecht erklärt. Anschließend werden die Vor- und Nachteile einer MRT ohne Narkose herausgearbeitet, um die notwendige Compliance aufzubauen. In einem Rollenspiel mit einem MRT-Holzmodell kann das Kind die bisher gehörten Abläufe der Untersuchung internalisieren. Die zweite Einheit beginnt mit Entspannungsübungen sowie Autosuggestionen. Danach werden die MRT-Räumlichkeiten besucht und eine MRT-Untersuchung simuliert. Basis des psychologischen MRT-Trainings ist ein didaktisch aufbereitetes, kindgerechtes Arbeitsbuch, welches Platz für Zeichnungen und Fotos bietet und als Unterlage für Übungen im häuslichen Umfeld dient, um das Gelernte zu wiederholen. Ziel der Studie war es nun, aufzuzeigen, ob dieses Training wirksam ist und somit die Mehrheit der Kinder zwischen vier und sieben Jahren die MRT-Untersuchung ohne Narkose schafft. Weiters wurde auch untersucht, ob das Training einen Einfluss auf die Belastungen und Ängste der Kinder und Eltern hat und ob es einen Zusammenhang zwischen der Befindlichkeit der Kinder und der Eltern gibt. Zur Evaluation des MRT-Trainings wurde eine psychologische Fragebogenbatterie zu zwei Erhebungszeitpunkten vorgegeben, um Angst, Distress, mentale Befindlichkeit sowie Erziehungsverhalten und soziale Unterstützung bei Eltern und Kinder zu erfassen. Die erste Erhebung fand am Tag vor dem MRT-Training statt, der zweite Erhebungszeitpunkt war am Tag vor der MRT-Untersuchung ohne Narkose. Im Zeitraum zwischen März und September 2009 wurden neun Kinder sowie deren Eltern in die Stichprobe aufgenommen. Von diesen neun Kindern, schafften sechs die MRT-Untersuchung ohne Narkose. Bei den anderen drei Kindern wurde nach der Simulation beschlossen, die MRT-Untersuchung noch mit Narkose durchzuführen. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein geringes, unterstützendes Erziehungsverhalten der Eltern, eine hohe Belastung durch die MRT, eine hohe allgemeine Lebenszufriedenheit, ein motorisch unruhiges Verhalten sowie eine hohe kindliche Belastung mit dem Abbruch der MRT-Untersuchung ohne Narkose einhergeht. Vor allem ein unterstützender Erziehungsstil kristallisierte sich als ein bedeutender sozialer Ressourcenfaktor heraus. Es besteht ein signifikanter, positiver Zusammenhang zwischen der Unterstützung und einer hohen Belastung aufgrund der MRT. Weiters wurde die Hyperaktivität nicht nur als Ausschlusskriterium für eine erfolgreiche MRT-Durchführung festgestellt, sondern auch als wesentliches Kriterium im Zusammenhang mit der kindlichen Beanspruchung. Die kindliche Beanspruchung hängt weiters, wie in der Literatur oftmals belegt, mit der elterlichen Belastung sowie der negativen Stimmung der Eltern signifikant zusammen. Zwischen den einzelnen elterlichen Befindlichkeitsfaktoren konnten ebenfalls einige signifikante Korrelationen festgestellt werden. Dass keine signifikanten Veränderungen vom ersten Erhebungszeitpunkt zum zweiten Erhebungszeitpunkt bezüglich der kindlichen und elterlichen Befindlichkeit festgestellt werden konnten, kann an der geringen Stichprobengröße als auch an den zu kritisierenden Erhebungsmethoden durch Fremdeinschätzungen liegen. Daher ist einerseits für eine größere Stichprobengröße als auch für einen anderen Messzugang durch Verhaltensbeobachtung oder Cortisolmessung bei nachfolgenden Studien zu sorgen. Nichts desto trotz wurde von allen Eltern das Training positiv aufgenommen und als nützlich und hilfreich für ihr Kind beurteilt worden. Auch wenn nicht alle Fragestellungen signifikant beantwortet werden konnten, steht die Relevanz dieser MRT-Vorbereitung sowie der Vermeidung der Narkose außer Frage.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Magnetresonanztomographie Hirntumor psychologische Vorbereitung Kleinkinder
Autor*innen
Doris Leitner
Haupttitel (Deutsch)
Evaluation eines psychologischen Trainings zur Vermeidung von Narkosen bei Kindern, die an einem Hirntumor erkrankt sind und regelmäßig MRT-Untersuchungen benötigen
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
167 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Pia Deimann
Klassifikation
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC08094024
Utheses ID
7058
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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