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Das Te Deum des Alten Testaments
Psalm 103 in synchron-intertextueller Analyse
Rita Perintfalvi
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Georg Braulik
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.34658
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30300.01999.294770-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
1. Ziel und Gegenstand der Untersuchung Die Psalmenexegese hat sich bisher für Psalm 103 noch nicht sonderlich interessiert. Die Originalität dieses Hymnus wurde angezweifelt, der Text als Art Zusammenstellung fremder Zitate ansehen. Er wäre dann gewissermaßen eine umfangreiche Lesefrucht, Anthologie oder sogar ein undurchschaubare Sammelwerk. Andere Exegeten sehen weder im Text noch im Aufbau vom Psalm 103 besondere Verständnisprobleme, weshalb es keiner genaueren Bearbeitung bedürfe. Die vorliegende Dissertation möchte Psalm 103 „rehabilitieren“. Die Untersuchung wird nachweisen, dass der Psalm 103 mehrere erklärungsbedürftige Probleme aufweist, etwa die Frage nach dem Sitz im Leben, die gattungskritische Kategorisierung sowie die formale- und inhaltliche Gliederung. Darüber hinaus wird durch die Analyse der Textoberfläche sowie Texttiefenstruktur die ausgeprägte ästhetisch-stilistische Virtuosität des alten Israels gezeigt. Psalm 103 erscheint in diesem Spiegel als ein durchsichtig geformtes Kunstwerk. Die theologische Tiefe dieser Komposition wird durch die Analyse seiner vielfältigen Verknüpfungen im AT, insbesondere in der Kleinkomposition von Ps 101-104, und letztlich der Rückbezüge des Vaterunsers von Mt 6,9-13 auf Psalm 103 verdeutlicht. 2. Untersuchungsmethoden In der Dissertation überwiegt die synchrone Analyse, doch wird beim entstehungsgeschichtlichen (Kap. 2) und gattungskritischen Teil (Kap. 5) auch mit diachronen Fragestellungen gearbeitet. Im Mittelpunkt der Analyse steht die intertextuelle Analyse des Psalms 103 im Rahmen des ganzen AT. 3. Ergebnisse der Untersuchung Das erste Kapitel bietet eine Einleitung mit einem kurzen Überblick über den Psalm 103 in der Beurteilung der Exegese ab 19 Jahrhundert bis heute. Ihr folgen die wichtigsten Fragestellungen vorliegender Arbeit. Daran schließt eine eigene Übersetzung auf der Grundlage des masoretischen Textes. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte des Psalms 103, seiner chronologischen Einordnung und der Untersuchung seines Sitzes im Leben. Hier wird die von den Exegeten umstrittene Frage beantwortet, ob der Psalm für die Gemeinde und ihren Kultus gedichtet worden ist oder aus der persönlichen Erfahrung und Meditation des Dichters stammt. Das dritte Kapitel enthält Textoberflächenanalyse vom Psalm 103. Sie beginnt mit der Untersuchung auf der Satz- und Textebene, wo die Satztypen und Formationen, die phorischen Elemente sowie einige weitere Kohäsionsmittel des Textes erforscht werden. Diese Analyse wird anschließend auf der Wortebene (Rekurrenz und partielle Rekurrenz) und Lautebene (Reime, Alliterationen, Akrostichen, alliterative Wortspiele) fortgesetzt. Das Ziel ist, den Grad der Stimmigkeit und Konsistenz des Textes (Kohäsion bzw. Inkohäsion) zu prüfen bzw. die Komposition- und Gliederungsstruktur (Stanzen und Strophenverteilung) auf der Oberfläche des Textes zu ermitteln. Ein wichtiges Ergebnis bildet die Ringkomposition des Abschnitts V. 3-13. Das vierte Kapitel setzt die Textinterpretation durch die Analyse der Texttiefenstruktur fort. Das Ziel ist die Beschreibung der „inhaltlichen Gliederung“ vom Psalm 103. Der semantische Zusammenhalt des Textes, seine Kohärenz bzw. die Inkohärenz auf der Aussagenebene werden untersucht. Die Analyse beginnt mit der Beschreibung der Laut- und Wortebene (darunter Wort- und Sinnspiele, semantische Felder bzw. Wortfelder, Leitworte und Leitwortverbindungen, die Personen und die Ortsangaben des Psalms 103) und wird anschließend auf der Satzebene (Chiasmen, bildhafte Verklammerungen wie Bilder, Metapher und Vergleiche) bzw. auf der Textebene (Propositionen, Makropropositionen, Teilthemen sowie Textthema) fortgeführt. Das fünfte Kapitel leistet eine gattungskritische Analyse, wobei die relativ wenig umstrittene, jedoch nicht deutlich genug gestellte Frage nach der Gattung des Psalms 103 geklärt wird. Denn der gattungskritischen Bewertung der bisherigen exegetischen Forschung zufolge fungiert dieser Psalm entweder als Hymnus oder Danklied oder eine Mischung aus Hymnus und Danklied. Das sechste Kapitel analysiert die intertextuellen Bezüge des Psalms 103 im Psalter und darüber hinaus im gesamten Alten Testament. Durch diesen breiteren Horizont erhält dieser Text eine Multiperspektivität, denn jeder neue literarische Text erschließt weitere Sinndimensionen im Rahmen seines Kontextes. Das siebte Kapitel fasst die Ergebnisse der intertextuellen Analyse von Psalm 103 zuerst tabellarisch zusammen. Dann erfolgt eine Auswertung der wichtigsten intertextuellen Bezüge des Textes im Psalter und darüber hinaus im gesamten Alten Testament, deren Sach- und Wortübereinstimmungen zum Psalm 103 von großer Bedeutung sind. Dadurch wird bestätigt, wie eine solche intertextuelle Lesart neue Sinndimensionen für das Verständnis dieses Textes öffnen kann. Das achte Kapitel fokussiert Psalm 103 innerhalb der Psalmengruppe Ps 101-104 und fragt, wie diese Kleinkomposition das Gesamtverständnis des untersuchten Psalms bereichern kann. Hier werden bedeutendste Stichwortverbindungen und motivisch-thematische Übereinstimmungen der Psalmenkomposition 101-104 in Bezug auf die Thematik „Schöpfung des Menschen“, „Erschaffung der Welt“, „Erhaltung der Schöpfung“, „Vergänglichkeit des Menschen und der Schöpfung“, „Ewigkeit Gottes“, „Erneuerung des Lebens“, „Dialektik der Zorn- und Gnade“, „Königsherrschaft Gottes“ in den Blick genommen. Zugleich wird damit die starke Zusammengehörigkeit der Psalmen in dieser Kleingruppe nachgewiesen. Letztlich erweist sich die Komposition Ps 101-104 als „Vision des davidischen Heilskönigs” zu erklären. Das neunte Kapitel überschreitet die Grenze des Alten Testaments und klärt die intertextuellen Bezüge vom Psalm 103 zum Vaterunser in Mt 6,9-13. Obwohl der Psalter das im Neuen Testament meist erwähnte alttestamentliche Buch ist, wird Ps 103 darin doch kein einziges Mal wörtlich zitiert. Daher lassen sich die indirekten Textbezüge des Psalms nur schwer entdecken. Man kann jedoch viele Sach- und Wortübereinstimmungen zwischen diesem vorchristlichen Hymnus und dem Vaterunser als zentralem Gebet des Christentums entdecken. Zu jeder einzelnen Bitte des Vaterunsers findet sich nämlich eine Entsprechung im Psalm 103. Somit kann eine intertextuelle Lesart neue Sinndimensionen für das Verständnis beider Texte öffnen. Das zehnte Kapitel fasst die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Psalmenforschung Psalterexegese Intertextualität Synchron-intertextuelle Lesart
Autor*innen
Rita Perintfalvi
Haupttitel (Deutsch)
Das Te Deum des Alten Testaments
Hauptuntertitel (Deutsch)
Psalm 103 in synchron-intertextueller Analyse
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
289 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Georg Braulik ,
Ludger Schwienhorst-Schönberger
Klassifikation
11 Theologie > 11.38 Altes Testament
AC Nummer
AC12161003
Utheses ID
30749
Studienkennzahl
UA | 080 | 011 | |
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