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Gefesselt im Netz
eine qualitative Untersuchung zur BDSM-Online-Community
Karin Fellner,
Sabine Janoschek
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Josef Hörl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2000
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30287.73320.967953-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Magisterarbeit ist übergreifend in den Bereichen Sexualität, Technologie und Szeneforschung angesiedelt und untersucht die Online-Gemeinschaft der Sadomasochisten, kurz BDSMler. Mit Hilfe einer qualitativen Forschung konnte aufgezeigt werden, wie sich diese Community im Internet, speziell in Online-Foren, selbst darstellt und gegen Vorurteile zur Wehr setzt. Grundsätzlich kann man sagen, dass es sich bei der Gruppe der Sadomasochisten um eine Szene handelt, die sich im devianten Bereich der Sexualität befindet und daher tendenziell am Rande der Gesellschaft steht. Obwohl in der heutigen Zeit Sexualität ein breites Thema geworden ist, ist dennoch nicht jede Form menschlichen sexuellen Verlangens gesellschaftlich akzeptiert. Menschen mit einer Neigung die außerhalb der gängigen Norm steht, haben mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen. Sadomasochismus ist dabei in einem Graubereich angesiedelt und auch wenn manche Praktiken sehr stark tabuisiert sind, gibt es bei dieser Sexualform auch sexuelle Spielarten die sich mit der Zeit vom Abnormen hin zum Normalen entwickelt haben. Um diese Praktiken formiert sich eine Gemeinschaft, die diese Form der Sexualität lebt und für die das Internet ein wichtiger Ort der Kommunikation geworden ist. Das World Wide Web bietet die Möglichkeit, in geschütztem Rahmen und völlig anonym, mit Personen mit gleichen Neigungen zusammen zu kommen, sich auszutauschen und Netzwerke zu bilden. Menschen die eine gemeinsame sexuelle Neigung haben, formieren sich online, die Gruppe wird im Internet aktiv und verschafft sich ihre eigenen – nicht ausschließlich virtuellen - Orte. Ziel der Untersuchung war es, herauszuarbeiten wie nun diese Szene einerseits mit Stigmatisierungen und Vorurteilen durch die Außenwelt umgeht und andererseits welche Themen in der Online-Community von besonderer Bedeutung sind. Da Foren im Internet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind und es kaum Zugangsbeschränkungen gibt, kann man davon ausgehen, dass sich die Szene über die online besprochenen Themenbereiche selbst darstellt und inszeniert – sie bekommt quasi ein Gesicht. Dadurch kommt es auch zur (Re-)produktion der Gemeinschaft. Die BDSM-Szene produziert sich also durchaus auch über ihren Internetauftritt. Mit den Methoden der qualitativen empirischen Sozialforschung konnte gezeigt werden, welche Mechanismen die Gruppe entwickelt um sich gegen Stigmatisierung von Außen zu schützen, sich selbst zu stärken und sich damit eine Identität zu schaffen. Zu diesem Zweck wurden 16 Threads mit 228 Beiträgen auf deutschsprachigen Webseiten, die sich mit BDSM befassen, mit der Objektiven Hermeneutik analysiert. So ist es gelungen, ein recht anschauliches Bild der Gemeinschaft zu entwickeln. Es konnten Themengebiete etabliert werden, die als besonders wichtig und identitätsstiftend für die Community angesehen werden. Auf der einen Seite konnten Inhalte herausgearbeitet werden, die speziell für die Community intern von Bedeutung sind, wie zum Beispiel ‚das Antwortverhalten’, ‚die Verteilung der Expertenrollen’, ‚die Herausbildung von speziellen Maximen’ oder ‚die Ursachenforschung’. Auf der anderen Seite gibt es Themen, die für die Gemeinschaft eher in Zusammenhang mit ihrer Um- und Außenwelt von Bedeutung sind, wie zum Beispiel ‚der Umgang mit Diskriminierung’. Für die Bildung einer gefestigten Identität als BDSMler sind besonders die Themen ‚Legitimation von Gewalt’, ‚die Definition der eigenen Sexualität als gesund’ und ‚das Annehmen der eigenen Neigung’ sowie der Themenkomplex ‚Partnerschaft’ wesentlich. Die Wichtigkeit dieser Thematiken zeigte sich auch in einer quantitativen Analyse der antwortenden Postings, der teilnehmenden Personen und der Aufrufe des Threads. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es Themen in der Gemeinschaft gibt, die von besonderem Interesse und vor allem wichtig für die Herausbildung der speziellen Identität der Online-Szene sind. Mit der Ratifizierung bestimmter Gesprächsinhalte reguliert sich die Gemeinschaft selbst, gibt Ratschläge, leistet wichtige Aufklärungsarbeit und tauscht sich über Praktiken aus. So entwickelt sich – von innen heraus - ein Bild darüber, wie die BDSM-Community aussieht, welche Maximen für diese von Bedeutung sind und wer ihre Mitglieder sein können.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Internet Sexualität Sadomasochismus BSDM Szene Community
Autor*innen
Karin Fellner ,
Sabine Janoschek
Haupttitel (Deutsch)
Gefesselt im Netz
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine qualitative Untersuchung zur BDSM-Online-Community
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
233 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Josef Hörl
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.25 Sexualität ,
71 Soziologie > 71.39 Soziale Gruppen: Sonstiges
AC Nummer
AC07085444
Utheses ID
1660
Studienkennzahl
UA | 066 | 813 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1