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Das Arbeitslager für ungarische Juden in Engerau (3. Dezember 1944 - 29. März 1945) im Rahmen des Südostwallbaues aus der Perspektive der Prozesse vor dem Volksgericht Wien 1945 - 1955
Helmut Wartlik
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gerhard Jagschitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1556
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30206.20753.957766-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
War Ungarn bis Anfang 1944 trotz der Einführung mehrerer "Judengesetze" relativ sicher für die jüdische Bevölkerung, so änderte sich diese Lage schlagartig mit der deutschen Besetzung im März 1944. Innerhalb kürzester Zeit fand die - auch mit Hilfe der Ungarn - schnellste und grausamste Vernichtungsaktion während des Zweiten Weltkrieges statt. Die ungarischen Juden wurden zum Großteil nach Auschwitz deportiert, mußten aber auch für das Deutsche Reich am Südostwall arbeiten. Engerau war eines von mehreren Lagern für die Zwangsarbeiter am Südostwall, speziell für zirka 2.000 jüdische Männer aus Budapest Anfang Dezember 1944 eingerichtet. Die Juden waren dabei auf sieben Teillager aufgeteilt, die sich auf Dachböden, in Kellern, Viehställen oder Scheunen befanden. Die Befehlsgewalt über das Lager hatte einerseits SA-Lagerkommandant Edmund Kratky, der Mitte März 1945 von Erwin Falkner abgelöst wurde, andererseits Ortskommandant Karl Staroszinsky, welcher der Vorgesetzte der politischen Leiter, die die Juden während der Arbeit und auf dem Weg hin und zurück zu den jeweiligen Lagern bewachten. Die SA war für die Bewachung der Teillager während der Nacht zuständig. Die Verhältnisse im Lager Engerau waren im Vergleich zu anderen Lagern am Südostwall - beispielsweise das Lager Bruck/Leitha - durch die hygienischen Mißstände und durch die ständigen Mißhandlungen der Insassen durch SA-Wachmannschaft und politische Leiter um einiges schlechter. Zirka 500 Leichen wurden für den Zeitraum von vier Monaten während des Bestehens des Lagers in Massengräbern auf dem Friedhof in Engerau gefunden. Am 29. März 1945 wurde das Lager Engerau mittels Fußmarsches, der zu einem Todesmarsch für die ungarischen Juden werden sollte, nach Deutsch-Altenburg evakuiert. Mindestens 100 Menschen sollen dabei den Tod gefunden haben. Zuvor liquidierte ein Sonderkommando aus SA-Männern die nichtmarschfähigen und kranken Insassen in zwei Teillagern. Von Deutsch-Altenburg wurden die Ungarn zusammen mit den Häftlingen des Lagers Bruck/Leitha auf Schleppschiffen der Donau entlang ins KZ Mauthausen weiterdeportiert. Dort kamen sie in das eigens für diese Art von Evakuierungen zu Kriegsende eingerichtete Zeltlager. Die Endstation war für die überlebenden Häftlinge das KZ Gunskirchen, ebenfalls durch mehrere Todesmärsche dorthin "evakuiert". Am 4. Mai 1945 befreite schließlich ein Teil der US-Army die Überlebenden. Bereits eine Woche nach Kriegsende starteten - durch die Selbstanzeige eines ehemaligen SA-Mannes - die Ermittlungen im Fall Engerau vor dem Volksgericht Wien. Es war dies der erste Volksgerichtsprozeß in Österreich, doch die Sache Engerau sollte das Landesgericht Wien, in dem das Volksgericht untergebracht war, noch während der gesamten Zeit des Bestehens der Volksgerichtsbarkeit bis 1955 beschäftigen - und sogar darüber hinaus. In insgesamt sechs Engerauer Prozessen waren 21 Personen angeklagt, wobei neun von diesen zum Tode verurteilt und bis 1948 auch hingerichtet wurden. Ein einziger Angeklagter wurde freigesprochen, die anderen erhielten Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis lebenslänglich. Allerdings mußte nur ein einziger Täter seine volle Strafe absitzen, die meisten kamen in den Genuß der NS-Amnestie von 1957.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Engerau Petrzalka Arbeitslager Drittes Reich Südostwall Holocaust Ungarn Volksgericht Wien Engerauer Prozesse Konzentrationslager Mauthausen Gunskirchen Schanzjuden Endphaseverbrechen SA politische Leiter Juden
Autor*innen
Helmut Wartlik
Haupttitel (Deutsch)
Das Arbeitslager für ungarische Juden in Engerau (3. Dezember 1944 - 29. März 1945) im Rahmen des Südostwallbaues aus der Perspektive der Prozesse vor dem Volksgericht Wien 1945 - 1955
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
300 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gerhard Jagschitz
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.61 Tschechien, Slowakei, Ungarn ,
15 Geschichte > 15.96 Geschichte des jüdischen Volkes außerhalb des Staates Israel
AC Nummer
AC07076200
Utheses ID
1239
Studienkennzahl
UA | 312 | 300 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1