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Schnelle Straßen braucht das Land
Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, dargestellt am Beispiel Oberösterreich
Bernd Kreuzer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Roman Sandgruber
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7493
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30196.88041.887959-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Verkehrsgeschichtliche Arbeiten konzentrieren sich nach wie vor hauptsächlich auf die Eisenbahn und lassen das Automobil und den Straßenverkehr weitgehend außer Acht. Dabei kommt dem Straßenverkehr und der entsprechenden Infrastruktur sowie deren Auswirkungen in der heutigen Zeit eine viel gewichtigere Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft zu, Es gibt jedoch - mit Ausnahme einiger Teilbereiche - derzeit keine wissenschaftliche Arbeit zur Geschichte der Autobahnen in Österreich. Erste Planungen für den Bau von Autobahnen, also von nur dem Automobil vorbehaltenen Straßen, in Österreich tauchen Mitte der Zwanziger Jahre auf und sind stark beeinflusst vom italienischen Vorbild. Vor allem in Oberitalien war seit 1924 ein richtiggehendes Autobahnnetz im Entstehen begriffen, das große Anziehungskraft auf Straßenplaner und –bauer in ganz Europa ausübte. Im Deutschen Reich war 1933, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, mit dem Bau eines das gesamte Reich umfassenden Netzes von Reichsautobahnen begonnen worden, wobei man auf sehr weitgehende Planungen privater Vereinigungen zurückgreifen konnte, die jedoch seitens der Machthaber als eigene Planungen ausgegeben wurden, und die Propaganda machte Adolf Hitler zum geistigen Vater der Reichsautobahnen. Der Baufortschritt war atemberaubend schnell, sodass sich auch die Verantwortlichen in Österreich gezwungen sahen, sich mit einer allfälligen Verlängerung der Reichsautobahnen auf österreichischem Gebiet oder zumindest mit der Aufnahme der Verkehrsströme zu beschäftigen. Die oberösterreichische Landesregierung gab hierzu beispielsweise eine Studie bei einem der führenden Verkehrsexperten, dem damaligen Landesbaurat Alfred Sighartner, in Auftrag, die bereits klar eine der heutigen West- und Innkreisautobahn ähnliche Linienführung für hochrangige Straßen in Oberösterreich vorsah. Weitere Vorschläge kamen von Bauingenieuren, Spediteuren und Architekten, darunter auch dem Professor für Eisenbahnwesen an der TH Wien, Leopold Örley. Obwohl es nicht an Planungen für ein Autobahnnetz mangelte, kam es dennoch erst mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 zum Baubeginn. Dank der Vorarbeiten konnte nach dem Anschluss Österreichs rasch mit dem Bau begonnen werden. Ende März 1938 verkündete Hermann Göring in seiner Nordwestbahnhofrede das „Aufbauprogramm für Österreich“, das unter anderem den Bau von 1100 km Reichsautobahnen in Österreich vorsah, und am 7. April erfolgte bereits der Spatenstich am Walserberg bei Salzburg. Das Konzept der deutschen Reichsautobahnen sah ein „Erfahren“ der deutschen Landschaft vor. Verkehrstechnische Erwägungen traten dagen in den Hintergrund. Bis zur kriegsbedingten Einstellung der Bauarbeiten Ende 1942, Anfang 1943 wurden nur wenige Kilometer bei Salzburg fertig gestellt und dem Verkehr übergeben. Aber vor allem bei der heutigen Westautobahn zwischen Salzburg und Wien war an vielen Stellen mit den Erdarbeiten und Brückenfundamenten begonnen worden und die Arbeiten waren teilweise bereits weit gediehen. Für die anderen Strecken lagen mehr oder minder detaillierte Planungen vor. Bis 1954 ruhte der Autobahnbau in Österreich, vor allem wegen der ungeklärten Eigentumsverhältnisse, da die Sowjets die Autobahnen als „Deutsches Eigentum“ betrachteten, und wegen der mangelnden Finanzierung. Dabei war aber seit Kriegsende sowohl bei Fachleuten in der Verwaltung als auch in der Öffentlichkeit klar, dass an den Autobahnen aus volkswirtschaftlichen Gründen weitergebaut werden würde. Verkehrstechnische Erwägungen spielten kaum eine Rolle, eher die Bedeutung für den Tourismus. Ausschlaggebend für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten war die Stabilisierungskrise zu Beginn des „Raab-Kamitz-Kurses 1953 mit einer hohen Zahl an Arbeitslosen. Das österreichische Autobahnnetz wurde in den darauf folgenden Jahrzehnten mit nur wenigen Änderungen im Vergleich zu den NS-Planungen realisiert. Durch den seither stark zunehmenden Verkehr wurde das Konzept der Reichsautobahnen allerdings ad absurdum geführt. Dargestellt wird diese Entwicklung vor allem anhand der Entwicklung im Bundesland Oberösterreich, da hier viele Entwicklungen repräsentiert sind: NS-Planungen, Sondergesellschaften (Pyhrn Autobahn AG), Widerstand gegen den Autobahnbau (Pyhrn, Welser Westspange) etc.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Autobahnen Verkehr Verkehrsplanung Reichsautobahn Straßenbau
Autor*innen
Bernd Kreuzer
Haupttitel (Deutsch)
Schnelle Straßen braucht das Land
Hauptuntertitel (Deutsch)
Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, dargestellt am Beispiel Oberösterreich
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
391 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Roman Sandgruber ,
Peter Eigner
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.09 Wirtschaftsgeschichte ,
15 Geschichte > 15.10 Historische Hilfswissenschaften
AC Nummer
AC05035087
Utheses ID
6797
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1