Detailansicht

Zur Kommunikation und Praxis von Arbeitssicherheit im Industriebetrieb
eine ethnographische Organisationsanalyse der Sicherheitskultur
Werner König
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ulrike Froschauer
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.33813
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30180.79215.990861-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Förderung von Arbeitssicherheit ist heute mehr denn je ein wichtiges Anliegen in und für Organisationen, die häufig große Anstrengungen unternehmen, um ihre Sicherheitskultur zu verbessern. Einem ethnographischen bzw. sozialkonstruktivistischen Ansatz folgend, wurde am Fall eines mittelgroßen Industriebetriebs erforscht, vor welchem sicherheitskulturellen Hintergrund sich der Umgang mit Sicherheitsregeln vollzieht. Das Ziel der qualitativ-interpretativen Forschung galt der (Re-)Konstruktion der Sicherheitskultur, die sich insbesondere auf den Bereich der Produktion und den Umgang mit Sicherheitsregeln konzentrierte. Methodisch erfolgte die Datengenerierung aus einer aktiven Rolle mittels verdeckter teilnehmender Beobachtung. Die Sicherheitskultur des Unternehmens lässt sich als Konstellation der zugespitzten sicherheitskulturellen Prozessphänomene „Safety by objects“, „Schuldkultur“ und der „Kultur des Ausweichens“ beschreiben. Safety by objects – Das Unternehmen organisiert Arbeitssicherheit aus einer mechanistischen Perspektive und folgt dabei im wesentlichen einem Top-down-Prinzip. Charakteristisch für das Unternehmen sind ist das ziel- und technikorientierte Vorgehen zur Herstellung und Förderung von Arbeitssicherheit, das von rigoros formalisierten personalen Verhaltenserwartungen flankiert wird. Schuldkultur – Die formale Ordnung und Technikorientierung im Hinblick auf Arbeitssicherheit befördern einen impliziten Prozess der Übertragung von Verantwortung und Schuld in Richtung des Produktionspersonals, der zugleich ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Personen, Regeln und Arbeitsumgebung markiert. Die spezifische unternehmensinterne Kommunikation über Arbeitssicherheit macht die personalisierte Schuld öffentlich. Die Schuldkultur, die stillschweigende informelle Tradition der Selbstorganisation und stabile Kollegialitätserwartungen schaffen jene Bedingungen, die ein Ausweichen in alternative, abweichende Handlungsmuster möglich und tragfähig erscheinen lassen. Kultur des Ausweichens – Innerhalb des Systems der Produktion haben sich stillschweigende Ausweichmuster von der formalen Ordnung entwickelt, die unterschiedliche Funktionen einnehmen: Das Erlangen von Handlungsautonomie angesichts der rigiden Formalstruktur, die Verhinderung von Schuldzuschreibungen und der identitätsstiftende symbolische Widerstand gegenüber einzelnen Regeln. Für die Organisation haben diese sowohl (indirekt) brauchbare als auch unbrauchbare Funktionen: Während das Unternehmen seine Sicherheitsziele erreichen kann, verändert sich die Sicherheitskultur kaum. Mithin stellt die vorliegende Arbeit eine Fallgeschichte für geplanten Wandel dar und zeigt sowohl die unbeabsichtigten Folgen als auch die emergente Ordnung, die sich einer Steuerung von oben entzieht.
Abstract
(Englisch)
The improvement of work safety is now more than ever a major concern for and in organisations, which often make great efforts to improve their safety culture. Following an ethnographic social constructivist approach, an organisational analysis of an Austrian industrial plant was conducted in this master thesis by using the methodology of qualitative interpretative social research. The aim of this case study was the (re-)construction of safety culture, which focused in particular the field of production and the employees dealing with safety rules in everyday organisational life. The safety culture of the company can be described as the constellation of the safety-cultural process phenomenons "Safety by objects", "Culture of blame" and the "Culture of evasion". Safety by objects: Following a top-down principle, the company organizes work safety from a mechanistic perspective. The company follows a technology-oriented approach to ensure against all possible environmental risks, which is backed up by the rigorous formalisation of personal behavior. Culture of blame: The formal and technology-oriented approach forwards an implicit process of transferring responsibility towards the production employees, which marks an asymmetric relationship between personnel, regulation and technical environment. The specific internal communication about work safety makes the personalised blame public. The culture of blame, traditionalised informal patterns of self-organisation and stable joint expectations of collegiality generate conditions. which forward alternative deviant patterns of action towards safety rules. Culture of evasion: Within the system of production deviant patterns of handling with safety rules and formal structure have evolved that fullfill different functions for the employees: The attainment of autonomy in the face of rigid formal structures, the prevention of blame attributions and the symbolical resistance to certain disliked rules that generates a sense of identity for the production personnel. These processes have both functional and dysfunctional aspects for the company. Although the safety culture has hardly changed, the company can achieve its safety objectives as planned. Thus, the present work represents a case study of planned change that shows both: The unintended consequences of planned change and the emergent organisational structures that elude its control from above.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Ethnographische Organisationsforschung Sicherheitskultur Formale und informale Organisationsstruktur Soziale Funktion von Regelabweichung Sicherheitsregeln Arbeitssicherheit
Autor*innen
Werner König
Haupttitel (Deutsch)
Zur Kommunikation und Praxis von Arbeitssicherheit im Industriebetrieb
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine ethnographische Organisationsanalyse der Sicherheitskultur
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
96 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrike Froschauer
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.41 Sozialer Wandel ,
71 Soziologie > 71.51 Werte, Normen ,
71 Soziologie > 71.52 Kulturelle Prozesse ,
71 Soziologie > 71.64 Abweichendes Verhalten
AC Nummer
AC12090319
Utheses ID
30023
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1