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Johannes Ronges Kritik an Jean Pierre Gury
Birgit Rath
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Sigrid Müller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.32899
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30158.76068.921862-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit untersucht die Kritik an der neuscholastischen Kasuistik und der katholischen Morallehre exemplarisch an dem Fall Jean Pierre Gurys und der Kritik an dessen Compendium theologiæ moralis durch Johannes Ronge. Die Kritik Ronges an Gurys Werk spiegelt die Verknüpfungen der diversen Konflikte auf politischer, gesellschaftlicher und theologischer Ebene im 19. Jahrhundert wider. Sie zeigt die maßgebliche Veränderungen, die in den traditionellen Systemen von statten gingen. Die Untersuchung der einzelnen Textpassagen aus Johannes Ronges Streitschrift, vor allem der Vorwurf der Anstiftung zum Diebstahl zeigen auf, dass seine Kritik als durchaus berechtigt betrachtet werden kann, auch wenn dieser Wunsch unter seiner polemischen Sprache untergeht, er die Questiones stark verkürzt, aus dem Kontext reißt und somit deren Aussagen teilweise verfälscht. Somit kann sein Anliegen, die Fehlbarkeit der kasuistischen Methode, welche hauptsächlich auf ihr Potential zur Fehlinterpretation zurückzuführen ist, veranschaulicht werden. Die Kritik an Jean Pierre Gury und seinem Werk zeigt einen Diskurs über eine Moraltheologie, wie sie über Jahrhunderte hinweg betrieben wurde und im Laufe der Zeit auf immer weniger Verständnis stieß, exemplarisch an einem Autor, welcher repräsentativ für Rom und die ultramontane Theologie stand. Es wird veranschaulicht, dass die Verrechtlichung der Moraltheologie ein großes Problem für viele Theologen darstellte, da diese Art der Beichtstuhlmoral nicht als Moraltheologie, die sich als Sittenlehre verstand, sondern als eine Sündenlehre, die die Gläubigen nichts anging, gesehen wurde, weshalb eine Moraltheologie, die sich als rein kasuistische verstand, letzten Endes scheiterte. Die abschließende Betrachtung dreier Verteidigungsschriften von Gurys Werk, zeigt die Missverständnisse, welche es in Bezug auf die Benutzung der kasuistischen Handbücher gab. So verstanden Gury und auch seine Verteidiger, das Compendium ausschließlich als Hilfsmittel für Priester bei der Urteilsfindung in der seelsorglichen Praxis. Die Handbücher bedurften einer Auslegung und waren nicht direkt an die Gläubigen adressiert. Trotz der durchaus berechtigten Kritik an der kasuistischen Methode, sollte Gurys Anliegen nach Güte in der seelsorglichen Praxis nicht außer Acht gelassen werden. Sein Werk ist von pastoraler Milde geprägt, da er einen allzu rigorosen Umgang mit den Gläubigen in der Beichtstuhlpastoral verhindern wollte. Die Kritik an der Kasuistik hat auch Relevanz für die Theologie heute und kann als Mahnung betrachtet werden, die Moraltheologie nicht mit Regeln zu überfrachten, sondern sie so zu gestalten, dass mit ihrer Hilfe jeder einzelne Mensch selbst zu einem angemessenen Urteil gelangen kann.
Abstract
(Englisch)
This thesis examines the critical attack that Johannes Ronge launched against neo-scholastic casuistry and Catholic moral teaching as exemplified in the writing of Jean Pierre Gurys, in particular, his Compendium Theologiæ moralis. Ronge’s criticism of Gurys’ work reflects the links between various political, social and theological conflicts that broke out within the nineteenth century. It reveals the significant changes that traditional systems of thought in these three areas underwent. The investigation of individual passages from Ronge’s polemical text, especially the accusation of incitement to theft, show that his criticisms can be considered valid, even if they are encased in highly polemical language. Thus, my thesis illustrates his concern to show the fallibility of the casuistic method, which is mainly due to its potential for misinterpretation. What is interesting about Ronge’s text is that it launches a critique of Roman Catholic ecclesiastical ideology in the nineteenth century ̶ ultramontane theology, in particular ̶ through the text of a single author. In the final section of the thesis, three texts are considered that set out to defend Gurys’ work. They reveal misunderstandings in the period regarding how casuistic manuals should be used. Gury and his defenders took the Compendium to be written solely to assist priests in their pastoral duties. Manuals of this kind required clerical interpretation; they were not addressed directly to the faithful. Despite the general validity of Ronge’s criticism of the casuistic method, Gurys’ concern for clemency in pastoral practice should be taken into consideration. His text is marked by pastoral leniency and he wanted to discourage priests from being rigoristic in the confession box. Ronge’s critique of casuistry has relevance for theology today. We should take it as a warning not to overload moral theology with rules.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Jean Pierre Gury Johannes Ronge Compendium theologiæ moralis Kasuistik
Autor*innen
Birgit Rath
Haupttitel (Deutsch)
Johannes Ronges Kritik an Jean Pierre Gury
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
108 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sigrid Müller
Klassifikation
11 Theologie > 11.00 Theologie, Religionswissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC11726610
Utheses ID
29219
Studienkennzahl
UA | 011 | | |
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