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Eliten/dis/kontinuitäten
Kollektivporträt der im Nationalsozialismus aus "politischen" Gründen vertriebenen Hochschullehrer der Universität Wien
Andreas Huber
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Christoph Reinprecht
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.19400
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30153.20399.409053-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zentrum der Diplomarbeit steht die Gruppe der im Nationalsozialismus ausschließlich aus "politischen", d. h. nicht "rassischen", Gründen vertriebenen Hochschullehrer der Universität Wien, die rund 90 Personen bzw. knapp 30 Prozent aller aus dieser Einrichtung vertriebenen Lehrenden umfasst. Eine detaillierte biographische Recherche zu diesem Kollektiv zeigt, dass der überwiegende Großteil – knapp 60 Prozent – wegen ihrer Nähe zum austrofaschistischen Regime (neun Personen waren höhere Funktionäre, etwa Minister) bzw. Mitgliedschaften in katholischen Organisationen verfolgt wurde und weitere fünf Prozent dem Kreis um Othmar Spann angehörten. Im Vergleich dazu mussten lediglich sieben Personen (8 %) wegen ihrer liberalen bzw. antinationalsozialistischen Haltung die Universität Wien verlassen, wodurch das konservative und antidemokratische Klima an den österreichischen Hochschulen vor dem "Anschluss", aber auch die Effektivität der austrofaschistischen "Säuberung" offenbar wird. Von der Grundgesamtheit unterscheidet sich diese Gruppe in mehrfacher Hinsicht: So finden sich darunter überdurchschnittlich viele Juristen (z. T. Funktionäre des Ständestaates) und vergleichsweise wenige Mediziner, während Ordinarien und Dozenten (ohne Titel eines außerordentlichen Professors) vergleichsweise stark vertreten sind. Im Vergleich zu den übrigen Lehrenden (rd. 600 Personen) weisen sie in allen Statusgruppen ein wesentlich geringeres Alter auf, wobei die Differenz etwa bei Ordinarien acht, bei Dozenten fünf Jahre beträgt. Zurückzuführen ist das – die Recherchen konnten das zumindest teilweise belegen – auf einen rasanten Aufstieg zwischen 1933/34 und 1938. So konnten sich bspw. 29 Prozent der "politisch" vertriebenen Dozenten (hauptsächlich "Austrofaschisten") in diesem Zeitraum habilitieren, während es von den übrigen Dozenten nur etwa 17 Prozent waren (20-%-Stichprobe). Zur Flucht bzw. Emigration entschlossen sich v. a. jüngere Lehrende bzw. Dozenten – insgesamt 18 (20 %) –, wobei dieser Anteil bei den "rassisch" Vertriebenen etwa 70 Prozent ausmacht. Während der NS-Zeit konnte rund ein Viertel (wieder) hauptberuflich im Wissenschaftsbereich arbeiten bzw. an einer Universität lehren. Dabei handelt es sich zum Großteil um erfolgreich im Ausland integrierte Wissenschaftler, aber auch um zehn Lehrende, denen noch vor 1945 – meist bedingt durch neue "entlastende" (im Sinne von "pro-nazistisch") Fakten – die Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an einer reichsdeutschen Hochschule gelang. Ein Drittel der Untersuchungsgruppe war bis 1945 (zwangs-)pensioniert, während ein weiteres Drittel in einem der Laufbahn bis 1938 mehr (etwa: Arzt) oder weniger (Bibliothekar) entsprechenden Berufsfeld (weiter-) arbeiten konnte. Rund 10 Prozent dienten in der Wehrmacht. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten 70 Prozent der ehemals Vertriebenen an eine österreichische Hochschule zurück. Da sowohl die akademischen Behörden als auch die Unterrichtsverwaltung – beide waren in der restaurativen Nachkriegsära wieder katholisch-konservativ besetzt – eine Rückkehr "rassisch" vertriebener Hochschullehrer verhinderten, konnten die "politisch" Verfolgten das Vakuum an entnazifizierungsbedingt freigewordenen Stellen für einen neuerlichen Aufstieg nutzen. Rund 60 Prozent der nach Kriegsende wieder in Österreich tätigen Lehrenden beendeten ihre Karriere als Ordinarius, wobei der Anteil unter Nicht-Berücksichtigung der 1938 als ordentliche Professoren Vertriebenen noch immerhin 45 Prozent ausmacht. Auf den Hochschulsektor der Zweiten Republik sollte sich diese Entwicklung bis in die 1970er Jahre hinein nachhaltig auswirken.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
National Socialism Expulsion Scientists
Schlagwörter
(Deutsch)
Vertreibung NS-Zeit Eliten Wissenschaftler Kollektivbiographie Austrofaschismus Ständestaat Zweite Republik
Autor*innen
Andreas Huber
Haupttitel (Deutsch)
Eliten/dis/kontinuitäten
Hauptuntertitel (Deutsch)
Kollektivporträt der im Nationalsozialismus aus "politischen" Gründen vertriebenen Hochschullehrer der Universität Wien
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
172 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christoph Reinprecht
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich ,
71 Soziologie > 71.00 Soziologie: Allgemeines
AC Nummer
AC10802882
Utheses ID
17366
Studienkennzahl
UA | 121 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1