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Europa - Zusammengehörigkeitsgefühl auf welcher Basis?
zur empirischen Umsetzung der Diskussion über die konstitutiven Elemente einer europäischen Identität
Christian Hintermayer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hildegard Weiss
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.18038
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30117.16608.661354-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der bis dato fast ausschließlich theoretisch (und sehr stark normativ) geführten Diskussion, auf welchen Elementen ein europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl aufbauen soll. Im Wesentlichen stehen sich zwei Entwürfe gegenüber: ein ethnisch-kultureller, der als Basis eines Zusammengehörigkeitsgefühls eine gemeinsame europäische Kultur und Geschichte propagiert (nationalstaatliches Modell), und ein zivil-politischer, der die gemeinsame Teilhabe am demokratischen Prozess der Europäischen Union, geleitet von universalen Grundwerten wie den Menschenrechten und der Toleranz anderer Kulturen, als Ausgangspunkt eines derartigen Gemeinschaftsbewusstseins sieht. Verschiedene Vor- und Nachteile werden in der Literatur mit den beiden Ansätzen assoziiert. Das Problem, das die vorliegende Masterarbeit adressiert, ist, dass die Diskussion auf empirischer Ebene nicht adäquat umgesetzt ist, d.h. kaum empirische Ergebnisse existieren, die die theoretisch vorgebrachten Argumente stützen oder gegebenenfalls widerlegen können. Diesem Ungleichgewicht zwischen theoretischer Diskussion und empirischer Umsetzung versucht die Masterarbeit entgegen zu wirken, indem die verschiedenen theoretischen Argumente einer empirischen Prüfung unterzogen werden. Ein wesentlicher Teil der Arbeit ist dabei der dichotomen Trennung zwischen den beiden Entwürfen gewidmet, die sowohl theoretisch als auch empirisch angezweifelt wird. Eine empirische Trennung gelingt nach Meinung des Autors nur dann, wenn nicht zwischen einer "europäischen Kultur" (= ethnisch-kulturell) und "universalen Werten" (= zivil-politisch), sondern zwischen einer "kulturellen Integration" (wir Europäer gehören zusammen, weil wir eine gemeinsame Kultur/Geschichte teilen) und einer rein "politischen Integration" (wir Europäer gehören zusammen, weil wir gemeinsame politische Ziele haben) unterschieden wird. Basierend auf den Ergebnissen aus der empirischen Studie scheint die Vermittlung von gemeinsamen politischen Zielen eine weitaus bessere Alternative zur Definition und Bewusstmachung einer europäischen Kultur darzustellen. Dies liegt einerseits an den, von den Befragten wahrgenommenen, großen kulturellen Unterschieden zwischen den europäischen Nationen, die die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Kultur als äußerst schwierig erscheinen lassen. Auch die Vorwürfe aus der Literatur, die Definition einer europäischen Kultur würde zu einem Nationalismus auf supranationaler Ebene führen, werden durch die empirischen Ergebnisse gestützt. Im Gegensatz dazu zeigt sich, dass die Wahrnehmung gemeinsamer politischer Ziele weder ein europäisches Überlegenheitsgefühl noch eine Abgrenzung gegenüber dem Islam fördert. Zudem scheint die Wahrnehmung einer politischen Zusammengehörigkeit weitaus geringer von einer (fehlenden) gemeinsamen kulturellen Basis abhängig zu sein und hat darüber hinaus noch einen positiven Effekt auf die Einstellung zur europäischen Integration. In Anbetracht dieser Erkenntnisse ist der zivil-politische Entwurf eines europäischen Zusammengehörigkeitsgefühls zu favorisieren, allerdings nur dann, wenn der Fokus auf der reinen Vermittlung einer politischen Gemeinschaft liegt. Sobald eine Selbstdefinition Europas, egal ob kulturell oder über universale Werte, stattfindet, scheinen sich jene Probleme einzustellen, vor denen in der Literatur gewarnt wird.
Abstract
(Englisch)
The master thesis addresses the issue of a European we-feeling, which is discussed intensively in scientific and political literature nowadays, especially in the context of the „legitimation-deficit“ of the European Union. There are mainly two different concepts on which elements a European we-feeling should be based: an ethno-cultural approach, which claims to develop a European sense of community through the definition of a common European culture and history, and a civil-political approach, which primarily focuses on the development of a European political community through the participation in the democratic process of the European Union, led by values like peace, the human rights, tolerance of other cultures, etc. Different advantages and disadvantages are associated with the two concepts. The main problem is that the theoretical discussion is not adequately implemented on the empirical level, i.e. there are very few empirical results that could possibly support or refute the theoretical arguments. The goal of this master thesis is therefore to reduce the imbalance between the sound political discussion and the rather poor empirical situation through the development of a questionnaire that addresses the main arguments in literature. An essential part of the work is dedicated to the dichotomous separation of the two concepts, which is, both theoretically and empirically, challenged. In the author’s opinion an empirical separation is only possible, if the distinction is not drawn between a “European culture” (= ethno-cultural) and “universal values” (= civic-political), but rather between a “cultural integration” (we Europeans belong together because we share a common culture/history) and a purely “political integration” (we Europeans belong together because we share common political goals). Based on the empirical results it seems that the development of a European political community is a much better alternative to the definition of a common European culture. On the one hand this is due to the respondents´ perception of strong cultural differences between the European nations, which seems to prevent the creation of a European we-feeling based on a common European culture in the short run. The empirical results also support the allegations put forward in literature, a definition of a European culture would lead to a European nationalism. In contrast, the perception of common political goals does not foster a European sense of superiority, nor does it promote a negative attitude against the Islam. Moreover, the perception of a European political community seems to be dependent on a cultural unity only to a small extent and has a positive effect on the attitude towards European integration. Given these findings, the civil-political design of a European sense of unity is to be preferred, as long as the focus is purely on the mediation of a political community. Once a self-definition of Europe, whether in cultural terms or through universal values, is emphasized, the problem of a European nationalism is likely to arise.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
European identity European Union Europe Identity European we-feeling European nationalism
Schlagwörter
(Deutsch)
Europäische Identität Europäische Union Europa Identität Europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl Europäischer Nationalismus
Autor*innen
Christian Hintermayer
Haupttitel (Deutsch)
Europa - Zusammengehörigkeitsgefühl auf welcher Basis?
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur empirischen Umsetzung der Diskussion über die konstitutiven Elemente einer europäischen Identität
Paralleltitel (Englisch)
European we-feeling - what is the basis?
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
228 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hildegard Weiss
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.30 Soziale Gruppen: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.62 Ethnische Beziehungen
AC Nummer
AC08928524
Utheses ID
16151
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
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