Detailansicht

"Von erst in der grossen Stuben"
adelige Sach- und Wohnkultur im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit im Gebiet des heutigen Österreich
Josef Handzel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Karl Brunner
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15348
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29927.29181.664569-0
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit basiert auf der teils auf Norbert Elias zurückgehenden These, dass soziale Strukturen in architektonischen ausgedrückt werden und dass die architektonischen ihrerseits wiederum auf die sozialen Strukturen zurückwirken. Als Hinweis auf das diskursive Umfeld dieser sozialen Strukturen wurde die ökonomische, deutschsprachige Literatur, die sogenannte Hausväterliteratur des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, aber ganz besonders das diesem Genre zuzurechnende Haushaltungsbüchl, das durch Philipp Jakob von Grünthal, einen 1596 verstorbenen Adeligen aus Österreich ob der Enns, verfasst wurde, herangezogen. Die hieraus erschließbaren Tätigkeitsfelder und gesellschaftlich normativen Zuweisungen sollten der Binnenstruktur frühneuzeitlicher Adelssitze sowie den aus den untersuchten Inventaren mit Einschränkungen ersichtlichen Raumausstattungen derselben, hauptsächlich in Österreich ob und unter der Enns gegenübergestellt werden. Die angesprochenen Inventare sind zum größten Teil adelige Nachlassinventare des 16. Jahrhunderts aus dem erwähnten geographischen Raum, die der Forschung bislang noch unbekannt waren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es mir im Rahmen dieser Arbeit gelungen ist nachzuweisen, dass die systematische Nachlassinventarisierung in den habsburgischen Erbländern mit großer Wahrscheinlichkeit erst im 16. Jahrhundert mit der Rezeption des römischen Rechts und der damit verbundenen Rechtswohltat des beneficium inventarii einsetzte, und dass somit davor nur vor allem im Osten sehr vereinzelt mit Inventaren zu rechnen ist. In Tirol scheint sich die Situation etwas anders darzustellen und die Überlieferung etwas früher einzusetzen. Im Fokus der Arbeit sollten die Wohnräume, nicht aber reine Wirtschafts- und Lagerräume stehen, da sie einerseits im Rahmen des durch die ÖAW finanzierten interdisziplinären Forschungsprojekts „Raumordnungen“ am IMAREAL in Krems an der Donau entstand, das adeliges Wohnen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit im süddeutschen Raum zum Thema hatte, und sich diese andererseits für eine Gegenüberstellung mit dem oben erwähnten diskursiven Umfeld eigneten. Der Idee der drei Gesellschaften folgend, nämlich „väterliche Gesellschaft“, „elterliche Gesellschaft“ und „herrschaftliche Gesellschaft“, wurde zunächst das herrschaftliche Appartement als Wohnung des Hausherrn oder auch der herrschaftlichen Ehepaars in den Blick genommen, wobei sich eine große Übereinstimmung mit den normativen Implikationen ergab. Als nächstes stand das sogenannte „Frauenzimmer“ im Blickpunkt, das sich einerseits einfach als Lebensraum der sozial höhergestellten Frauen im frühneuzeitlichen Schloss oder der Burg, aber noch weit mehr als „Reservat“ in einer vorwiegend durch männliche Akteure bestimmten Umwelt herausstellte. Auch hier stimmten die durch die Hausväterliteratur, aber nicht nur durch diese implizierten Tätigkeitsfelder und gesellschaftlichen Relationen zum größten Teil mit der aus den Inventaren ersichtlichen Binnenstruktur und den Raumausstattungen überein. Das folgende Kapitel ist den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewidmet, und hier insbesondere der geschlechterspezifischen Erziehung und Ausbildung, die aber in den Inventaren nur sehr geringe Spuren hinterlassen hat. Zuletzt, allerdings meiner Meinung nach nahezu am wichtigsten, steht das Hauspersonal im Fokus der Betrachtungen, angefangen bei den einfachen Knechten und Mägden bis hin zu den Pflegern, die teils wahrscheinlich eine dem Hausherrn ähnliche Stellung einnahmen. Die Lebensbedingungen, aber besonders die dem Personal entgegengebrachte Wertschätzung seitens der Hausherrschaft, so zumindest meine Erkenntnis, ist zwar aus den Inventaren schwer ablesbar, vor allem was die Diabolisierung des Hauspersonals betrifft, aber dennoch lassen sich zumindest aus der Zahl der Schafstellen pro Raum, der Qualität des Mobiliars und der zur Verfügung gestellten Bettextilien und der Zahl der für dieselben vorgesehenen Räume gewisse Schlüsse ziehen.
Abstract
(Englisch)
This research is mainly based on Norbert Elias‘es thesis that social structures have a strong influence on architectural structures and vice versa. As a hint of the discourses behind the social structures I took a look at the economic, german literature also called ’Hausväterliteratur‘ of the 16th and early 17th century. But I focussed especially on one opus of this genre, called Haushaltungsbüchl, which was started by an Austrian noble called Philipp Jakob von Grünthal, who died in 1596. The fields of activity and social implications, which I extracted of the genre and especially of the Haushaltungsbüchl, were in the next step confronted with the interior structure and the equipment, for example with furniture or textiles of rooms in early modern noble houses. Those noble houses were basically geographically situated in the historic areas of Austria upper and lower the Enns. As a source to get to know the interior structure and the equipment of those noble houses, I took noble probate inventories, which were raised in the cause of their death. Concerning the inventories one of the major outputs of this research is that the beginning of systematic property inventory in the Habsburgic areas started not earlier than in the 16th century. This was because of the legal situation in this areas and the reception of the so called beneficium inventarii from the Roman civil right to the local common rights. But it seems that in Tyrolia this process started a bit earlier than in the east. This research is focussing on the rooms, which are devoted just for living in them. This is primally because it took place in a bigger interdisciplinary research project, which was supported by the Austrian Academy of Sciences and the Institute of ’Realienkunde‘ in the middle ages and early modern times (IMAREAL), called ’Raumordnungen‘, which should focus on noble living in the late middle ages and early modern times in south german areas, and secondary because it was my aim to make a research on social structures. Following the idea of the three societies, ’patrimonial society‘, ’parental society‘ and the ’domestic society‘, at first the domestic apartment was the point of interest. As a result I can say, that most of the extracted social implications and fields of activity matched with the interior structures and the equipment of this rooms. The next point of interest was the so called ’Frauenzimmer‘, which was the living, but also working room of the socially higher situated women in the early modern noble‘s house. But as a result it also seemed to be a kind of reservation for the women in a mainly male dominated space, except of the noble housewife, who took a special position as a kind of house manger and agent for the master. The next chapter, concerning education of infants, children and also young adults is especially dedicated to the gender specific implications of bringing noble children up in early modern times. But in the interior structures of the buildings and the equipment of rooms there are less hints found concerning this point. At last I focussed on the servants rooms, which was in some way my main point of interest in this research. The range of servants is broad and reached from menials to domestic curators, which partly may had the most powerful position in the house behind the male noble himself. As a hint concerning the attitude of the nobles to their servants I analyzed the quality of the equipment of servants rooms, how many rooms in general were dedicated to servants and how many people had to share one room. It can be pointed out, as a result in the matter of this, that it was not possible to find any hints of the very negative image of servants in the economic literature, but there are still some hints showing the not mainly positive attitude of the masters to their servants.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Austria nobility early modern times living culture
Schlagwörter
(Deutsch)
Österreich/ Adel Frühe Neuzeit Wohnkultur
Autor*innen
Josef Handzel
Haupttitel (Deutsch)
"Von erst in der grossen Stuben"
Hauptuntertitel (Deutsch)
adelige Sach- und Wohnkultur im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit im Gebiet des heutigen Österreich
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
308 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Karl Brunner ,
Thomas Winkelbauer
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
15 Geschichte > 15.42 Deutsche Geschichte 1500-1800
AC Nummer
AC08710796
Utheses ID
13773
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1