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"Waun i wos sog, solln's lochn"
eine empirische Studie zum Verständnis der Bedürfnisdispositionen von Menschen die Witze erzählen, unter Berücksichtigung von sozialen Verhaltenserwartungen und gesellschaftlich institutionalisierten Werten
Karoline Berghuber
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Anselm Eder
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.13208
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29898.27271.268469-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mit dieser empirischen Studie wurde der Frage nachgegangen, warum Menschen Witze erzählen. Diese Arbeit stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zeigt lediglich die von den interviewten Personen zur Sprache gebrachten Facetten der sozialen Funktionen von Witzen auf. Ebenso wie Nahrung, Wärme und Sex braucht das Individuum soziale Sicherheit zum Überleben. Darum wird nach Mitteln und Wegen gesucht, die die soziale Integration erleichtern können. Durch die induktive Vorgehensweise, bei der von der Beobachtung ausgegangen wird und erst mithilfe von Auswertungsmethoden Hypothesen gebildet werden, konnten die mit vier Witzerzählern geführten narrativen Interviews zu folgenden Annahmen führen: Es existieren zumindest zwei Großtypen von Witzerzählern. Der integrative und der segregative Typ. Beide zielen mit ihrem Verhalten darauf ab, mit ihren Mitmenschen zu interagieren, sie tun es aber auf verschiedene Art und Weise. Von den befragten Witzerzählern sind drei dem integrativen Typ zuzuordnen. Der integrative Typ möchte alle Anwesenden gleichermaßen mithilfe eines Witzes zum Lachen bringen, weil er sich nach sozialer Zentralität sehnt. Dabei darf es ihm nicht an Sensibilität erstens für das Publikum und zweitens für den richtigen Zeitpunkt fehlen. Das Publikum sollte mit dem im Witz angesprochenen Kulturkreis vertraut sein. Wenn für alle die gleichen Werte und Normen gelten, wird in ihren Köpfen beim Zuhören der gleiche Film ablaufen. Dadurch kann eine gemeinsame Interaktionsbasis geschaffen werden. Um niemandes Privatsphäre zu verletzen, wird unser Verhalten in der Interaktion laut Goffman von „Vermeidungs- und Zuvorkommenheitsritualen“ (Goffman 1986: 85) gesteuert. Der integrative Typ richtet sein Augenmerk auch auf den richtigen Zeitpunkt für einen Witz, da das Witzerzählen in manchen Situationen auch als unangenehm empfunden werden kann. Das Witzerzählen gleicht einem Ritual. Dieses gibt Sicherheit in der Interaktion mit anderen Menschen. Mithilfe eines Witzes kommt man leichter ins Gespräch und kann sich den Platz im Zentrum einer Gruppe sichern. Ausgehend von dieser zentralen Machtposition kann die Zuhörerschaft kontrolliert werden. Die drei dem integrativen Typ zuzuordnenden Witzerzähler sind als Alleinunterhalter gern gesehen und beliebt. Folglich genießen sie einen Zuwachs an Prestige. Das dadurch erworbene positive Image kann sogar einen finanziellen Zugewinn oder zumindest einen gesicherten Arbeitsplatz bewirken. Manches davon trifft auch auf den segregativen Typ zu, der vom vierten Witzerzähler verkörpert wird. Im Wesentlichen verhält er sich aber anders als der integrative Typ. Sein Verhalten ist nicht auf soziale Zentralität ausgerichtet. Er möchte auch interagieren, aber nicht um jeden Preis. Er will sich seine Interaktionspartnerinnen und Interaktionspartner mithilfe von Testwitzen aussuchen. Um zu überprüfen, wer richtig oder falsch lacht, setzt er Witze ein, die die Diffamierung von Individuen, Ethnien oder Gruppen zum Inhalt haben. Er zielt darauf ab, die Schlechten zu erwischen, sie mit seinen Beleidigungen zu treffen und zu vertreiben. Jemand, der über Witze solcherart lachen kann, anstatt schockiert und betroffen zu sein, stellt eine Gefahr da, die es seiner Ansicht nach zu beseitigen gilt. Anhand der Unterscheidung in integrativ und segregativ kann herausgefunden werden, mit wem man es in alltäglichen Situationen in Betrieben oder sonstigen sozialen Systemen zu tun hat, und dementsprechend agieren.
Abstract
(Englisch)
This empirical study attempted to address the question as to why people tell jokes. This work makes no claim to be comprehensive but rather merely shows facets of the social functions of jokes as mentioned by the persons interviewed. Just like nutrition, warmth and sex, social security represents a basic human need. For this reason, ways and means are sought to ease social integration. By means of the inductive approach, in which observation is taken as the starting point and where hypotheses are formed only with the help of evaluation methods, the interviews conducted with four joke tellers have led to the following assumptions: There are at least two main categories of joke tellers: The integrative and the segregative type. In their behavior, they both intend to interact with their fellow human beings, but each does so in a different manner. Of the joke tellers questioned, three could be categorized as integrative types. The integrative type wants to make everyone present laugh in equal measure with the help of a joke, because he yearns for social centrality. In doing so, he must be both sensitive with regard to the audience and with regard to the timing of the joke. If the same values and standards apply to all, then the same film will unfold in their heads while listening. This can create a common basis for interaction. In order not to infringe upon anyone’s privacy, our behavior during interaction is controlled by “avoidance and presentational rituals”, according to Goffman (Goffman 1986: 85). The integrative type also directs his attention to the right timing of a joke, as a joke might be perceived as unpleasant in certain situations. The telling of a joke is like a ritual. This provides safety in the interaction with other people. With the help of a joke it is easier to enter into a discussion, and one can secure one’s place at the centre of a group. Having adopted this central position of power, the audience can be controlled. The three joke tellers belonging to the integrative type are happy to be popular and to be seen as solo entertainers. As a result, they enjoy a growth in prestige. The positive image thus attained can even result in financial profit, or at least a secure job. Some of this also applies to the segregative type, represented here by the fourth joke teller. Essentially, however, he behaves differently to the integrative type. His behavior is not directed towards social centrality. He also wants to interact, but not at any cost. He wants to choose his interactive partner with the help of test jokes. In order to test who laughs rightly or wrongly, he uses jokes that involve the defamation on individuals, ethnicities or groups. His aim is to catch the bad ones, to hurt them and banish them with his insults. Someone who can laugh at such jokes instead of being shocked and offended represents a danger that needs to be removed, in his opinion. This separation into integrative and segregative can help in discovering the types with whom on e is confronted in everyday situations at work or in other social systems, and how to react accordingly.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
joke joke tellers
Schlagwörter
(Deutsch)
Witz Witzerzähler
Autor*innen
Karoline Berghuber
Haupttitel (Deutsch)
"Waun i wos sog, solln's lochn"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine empirische Studie zum Verständnis der Bedürfnisdispositionen von Menschen die Witze erzählen, unter Berücksichtigung von sozialen Verhaltenserwartungen und gesellschaftlich institutionalisierten Werten
Paralleltitel (Englisch)
"If i say something, they shall laugh"
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
110 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Anselm Eder
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.40 Soziale Prozesse: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.51 Werte, Normen ,
71 Soziologie > 71.64 Abweichendes Verhalten ,
71 Soziologie > 71.79 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Sonstiges
AC Nummer
AC08487304
Utheses ID
11874
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
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