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"Als ich heute in meine Herberge zurückkehrte, da haftete an meiner Reisekleidung noch die Freude"
reisende Frauen aus der Edo-Zeit und ihre Reisetagebücher
Renate Noda
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Sepp Linhart
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.9425
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29878.18520.526062-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Lange Zeit wurde die Reisetätigkeit von Frauen zur Edo-Zeit (1600–1868) in der westlich-sprachigen Fachliteratur fast völlig ignoriert. Dort, wo sie Erwähnung fand, blieb die Schilderung bis auf wenige Ausnahmen dem traditionellen Schema verhaftet, demzufolge die Edo-Zeit als ein Höhepunkt der Unterdrückung der japanischen Frau angesehen wird. Neuere Erkenntnisse westlicher und japanischer Frauen- und Reiseforschung und vor allem die erhalten gebliebenen Reiseberichte von Frauen aus der Edo-Zeit bringen allerdings ein ganz anderes Bild ans Licht. Im ersten Teil der Dissertation werden zunächst Ergebnisse aus der Frauen- und Genderforschung zusammengefasst, die zu einer Neubewertung der Stellung der japanischen Frau in der Vormoderne geführt haben. Anschließend widme ich mich dem Phänomen des Reisens in der Edo-Zeit und der Frage, inwieweit Frauen daran teilhatten. Obwohl noch immer die Meinung vorherrscht, dass reisende Frauen eher Randfiguren des Reisebooms jener Epoche darstellten, gibt es inzwischen auch westlich-sprachige und japanische Sekundärliteratur, die andere Interpretationen nahe legt und die Aufmerksamkeit stärker auf weibliche Reisende lenkt. Wenn zusätzlich die Beobachtungen westlicher Reisender, zeitgenössische japanische Romane, Darstellungen in Holzschnitten sowie Register und amtliche Dokumente herangezogen werden, tritt die reisende Frau immer mehr ins Rampenlicht. In den über 200 von Frauen verfassten Reiseberichten, die sich aus der Edo-Zeit erhalten haben, kommen sie schließlich selbst zu Wort. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich zunächst diesen Reiseberichten in ihrer Gesamtheit, indem verschiedene Kriterien zur Analyse herangezogen werden, wobei das Hauptaugenmerk nicht auf literarischen Gesichtspunkten, sondern auf der sozialen Herkunft, dem Alter und der Reisemotivation der Autorinnen liegt. Basierend auf dieser Analyse lassen sich Frauenreisen in vier Grundtypen unterteilen: Beruflich bedingte Reisen, Bildungsreisen, politisch motivierte Reisen sowie Pilger- und Vergnügungsreisen. Jeweils zwei Autorinnen und ihre Reiseberichte werden vorgestellt, um die zuvor herausgearbeiteten allgemeinen Tendenzen an konkreten Beispielen nachvollziehbar zu machen. Ein Vergleich mit der Situation reisender Frauen in Europa zur gleichen Zeit und mit ähnlichem sozialen Hintergrund verspricht zusätzliche interessante Ergebnisse, die darüber hinaus einer eurozentristischen Sichtweise entgegenzuwirken vermögen. Letztendlich werden die Reiseberichte von Frauen aus der Edo-Zeit nicht nur als Quellen über die Art und Weise der Reisetätigkeit von Frauen, ihre Einstellung zum Reisen, ihre Stellung in der Gesellschaft, ihre Sicht der Dinge und ihre Mentalität verwendet, sondern auch allgemein als ethnographisch-historische Dokumente ausgewertet. Es stellt sich heraus, dass ihre Schriften ebenso wertvolle Inhalte über die Epoche, in der sie verfasst wurden, über kulturelle, religiöse und historische Aspekte, die Lebensumstände, den Umgang der Menschen miteinander und Weiteres enthalten wie jene ihrer männlichen Zeitgenossen. Frauen hatten also Anteil an den Tendenzen, die in der Edo-Zeit die Moderne ankündigten. Dazu gehören unter anderem die Freude am Reisen und die detaillierten realistischen Schilderungen in ihren Berichten, die diese zu wichtigen ethnographisch-historischen Quellen machen. Die Entwicklung, die im Rahmen der Frauen- und Genderforschung weg von einer universalen Unterdrückungsgeschichte der Frau hin zu einer differenzierteren Betrachtungsweise führte, lässt sich also auch auf die Situation von japanischen Frauen in der Edo-Zeit übertragen. Durch die Beschäftigung mit ihrer Reisetätigkeit und ihren Reisetagebüchern tritt eine ganze Variationsbreite von unterschiedlichen Möglichkeiten, wie Frauen ihr Leben gestalten und wie sie ihre Bewegungsfreiheit verwirklichen konnten, ins Blickfeld, und es ist ein weiterer Schritt zu einer realistischeren Einschätzung der Lebenssituation von japanischen Frauen jener Epoche getan
Abstract
(Englisch)
For a long time the travels of women during the Edo period (1600–1868) were almost completely ignored in Western-language specialist literature. When the subject was addressed at all, it was almost always understood within the traditional formula that sees the Edo period as a high point in the suppression of Japanese woman. A completely different image has emerged from more recent findings of Western and Japanese investigations of both women and travel, in particular in the travel accounts of women during the Edo period. The first part of the dissertation summarizes the findings of women’s studies and gender research, which have led to a reassessment of the position of Japanese woman in the premodern period. Then I address the phenomenon of travel in the Edo period and the question of the extent to which women were involved. Although there is still a prevailing opinion that traveling women played only a minor role in the travel boom of that era, there is now both Western-language and Japanese secondary literature to support other interpretations that focus more attention on female travelers. Combined with the observations of Western travelers, contemporary Japanese novels and woodcut images as well as official registers and documents, these make travelling women seem increasingly significant. These women also speak for themselves in the more than 200 extant travel accounts they wrote during the Edo period. The main part of this work is dedicated to this body of travel accounts, which have been analyzed according to various criteria. The main focus has been not on their literary aspects but rather on the author’s social origins, age and reason for travel. Based on this analysis, these women’s travels may be separated into four basic groups: profession travel, educational travel, politically motivated travel and journeys undertaken for purposes of pilgrimage or personal enjoyment. Two authors and their travel accounts are presented from each group so that the general tendencies that have been discovered may be more easily understood in concrete examples. A comparison with the situation of women of similar social background who were travelling in Europe during the same period reveals additional interesting findings and, moreover, prevents a Eurocentric point of view. In the final analysis, these travel accounts by women from the Edo period are not only sources of information about the manner in which these women traveled, their attitude toward travel, their social position, their point of view and their mentality, they have also been analyzed and evaluated as ethnographic-historical documents in general. It emerges from this study that their writings are just as useful as those of their male contemporaries in providing valuable information about the era in which they were written with respect to living conditions and interpersonal relationships as well as cultural, religious, historic and other aspects of life. Women thus shared the tendencies of the Edo period that heralded the modern age. Among them were the pleasures of travel and the detailed and realistic depictions found in their accounts that make them important ethnographic-historical sources. The development in women’s studies and gender research that has led us away from a view of the universal suppression of woman towards a more subtly differentiated viewpoint can also be applied to the situation of Japanese women in the Edo period. A closer study of their journeys and travel diaries reveals a wide variety of different possibilities for women to lead their lives and find freedom of movement within them. This represents another step towards a more realistic appraisal of the life situation of Japanese women in that era.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
women´s studies gender studies travel travel accounts culture of travel Japan Edo period women traveling women ethnohistory
Schlagwörter
(Deutsch)
Frauenforschung Genderforschung Reisen Reiseberichte Kultur des Reisens Japan Edo-Zeit Frauen reisende Frauen Ethnohistorie
Autor*innen
Renate Noda
Haupttitel (Deutsch)
"Als ich heute in meine Herberge zurückkehrte, da haftete an meiner Reisekleidung noch die Freude"
Hauptuntertitel (Deutsch)
reisende Frauen aus der Edo-Zeit und ihre Reisetagebücher
Paralleltitel (Englisch)
"When I returned to my hostel today, the joy still clung to my y traveling clothes" ; traveling women in the Edo period and their travel accounts
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
296 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Sepp Linhart ,
Christian Feest
Klassifikation
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC08101926
Utheses ID
8497
Studienkennzahl
UA | 092 | 378 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1