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Krieg als Trauma?
soziale Auswirkungen von Krieg und Militär auf US-amerikanische Veteraninnen und Veteranen des Irakkrieges 2003 nach dem Wiedereinstieg in die Zivilgesellschaft
Julia Maria Breitkopf
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Friedhelm Kröll
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.17152
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29847.54661.817362-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Masterarbeit bettet sich ein in die Fachrichtung der Kriegssoziologie und untersucht von einer soziologischen Perspektive ausgehend die sozialen Auswirkungen von Krieg und Militär auf Soldatinnen und Soldaten. Zum einen wurden dabei die Folgen der militärischen Sozialisation untersucht, die auch nach der Entlassung aus der totalen Institution fortwirken können. Im Militär gelten andere Normen und Werte als in der Zivilgesellschaft. Durch die Vorbereitung der RekrutInnen auf das Töten im Krieg wird der gesellschaftliche Wert des Nicht-Tötens untergraben. Inwieweit die kriegerische Konditionierung auch nach dem Krieg intakt bleibt und durch delinquente VeteranInnen für die Gesellschaft gefährlich werden kann, wird in dieser Arbeit behandelt. Um die Struktur der militärischen Institution umfassend zu erklären, wird dazu die Dynamik militärischer Männlichkeit und Weiblichkeit sichtbar gemacht. Zum anderen werden die Erlebnisse der SoldatInnen während des Krieges auf ihre Folgen nach dem Wiedereinstieg in die Zivilgesellschaft untersucht. Viele KriegsveteranInnen leiden nach ihrer Rückkehr unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die empirische Forschung basiert auf soziobiographisch-narrativen Interviews mit fünf US-amerikanischen VeteranInnen des Irakkriegs. Es wurde untersucht, inwieweit Krieg als positiver oder negativer Wendepunkt im Leben betrachtet werden kann. Die durch eine Themenanalyse gebildeten Kategorien konzentrieren sich auf Wandlungsprozesse, die die Befragten seit ihrer Einberufung durchlebt haben. Die Auswertungsergebnisse beziehen sich hauptsächlich auf ideologische Aspekte. So konnte die anfängliche Kriegsmotivation, von dem Wunsch nach Rache und Vergeltung getragen, der erlebten Kriegsrealität häufig nicht standhalten. Dominierende Faktoren sind dabei unter anderem der Wunsch nach Anerkennung, das Töten von FeindInnen, die Aufdeckung der Kriegspropaganda und das Hinterfragen der offiziellen Kriegsziele. Die durchgeführte Forschung hat gezeigt, dass andere Bewältigungsstrategien herangezogen werden, wenn das militärideologische Konstrukt, das zur Rechtfertigung der ausgeführten Handlungen dient, aufgrund von Zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Krieges nicht länger aufrechterhalten werden kann. Tätowierungen, Verschwörungstheorien, Aktivismus in der Widerstandsbewegung, das Engagement für andere VeteranInnen oder die Sichtweise, Glück gehabt zu haben, dienen als neue Sinnstiftung. Die Frage nach der eigenen Schuld an einem Krieg, der als unrecht angesehen wird, steht im Zentrum der Auseinandersetzung. Somit bietet diese Masterarbeit einen Einblick in die aktuelle Lebenssituation junger US-amerikanischer IrakkriegsveteranInnen, die das Trauma des Krieges zu verarbeiten versuchen.
Abstract
(Englisch)
This master thesis belongs to the field of Sociology of War and provides a sociological perspective on the impact of war and military rules on soldiers. First, the effects of military socialization are examined, because of their influence on the lives of veterans even after the dismissal from the total institution. Once entering the military total institution the soldiers are exposed to new norms and values, which differ from mainstream society. With the preparation for organized killing in war, the social value of the non-killing is undermined. This thesis examines to what extent the military conditioning remains even after the war and how the civil society itself can be threatened by veterans who become criminal. To extensively explain the structure of the military institution, the dynamics of military masculinity and femininity are made visible. Second, the experiences of soldiers at war are analyzed on their far-reaching impact on soldiers who are trying to reintegrate back into civil society. Many veterans have been diagnosed with PTSD (post-traumatic stress disorder) – an artefact of their experience during war. The empirical research is based on biographic-narrative interviews with five US-American Iraq war veterans. These interviews have been analyzed in order to gain specific categories demonstrating the soldier’s inner change since their deployment. This study examines whether war can be seen as a positive or negative turning point in life. The evaluation results are mainly based on ideological issues. The initial motivation for going to war and participating in combat - the desire for revenge - often does not last during the war. This disillusionment can cause a feeling of betrayal. Uncovering war propaganda, the questioning of war objectives, a desire for recognition and the killing of enemies play a major role in facing the reality of war. Concepts of obedience and discipline, products of the military socialisation process, protect the soldiers in order to successfully survive their assigned mission. The findings indicate that other coping-strategies are used when the philosophy of the military shatters. Tattoos, conspiracy theories, activism in the resistance movement, a commitment to other veterans and a new won attitude of “feeling lucky” to survive can give a new meaning in life. The social and psychological challenges Iraq war veterans returning back home are confronted with and the question of personal responsibility for a war that is considered wrong are in the center of this study. This thesis provides an insight into the current situation of young US-American Iraq war veterans, dealing with their visible injuries and physical wounds.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
war military total institution soldiers veterans Iraq War 2003 USA propaganda civil society trauma resocialisation coping-strategies effects PTSD
Schlagwörter
(Deutsch)
Veteranen Soldaten Krieg Militär Auswirkungen Folgen Krieg Bewältigung PTSD Trauma totale Institution Irakkrieg USA Propaganda Widerstand Zivilgesellschaft Resozialisierung
Autor*innen
Julia Maria Breitkopf
Haupttitel (Deutsch)
Krieg als Trauma?
Hauptuntertitel (Deutsch)
soziale Auswirkungen von Krieg und Militär auf US-amerikanische Veteraninnen und Veteranen des Irakkrieges 2003 nach dem Wiedereinstieg in die Zivilgesellschaft
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
109 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedhelm Kröll
Klassifikation
71 Soziologie > 71.79 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Sonstiges
AC Nummer
AC08864617
Utheses ID
15373
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
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