Detailansicht

William Astor Chanler (1867-1934) und Ludwig von Höhnel (1857-1942) und Afrika
Franz Kotrba
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Walter Sauer
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1397
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29744.98337.558263-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der junge US-Millionär William Astor Chanler (1867-1934) und der österreichische Marineoffizier Ludwig von Höhnel (1857-1942) gingen 1892 gemeinsam auf eine groß angelegte Forschungsexpedition nach Ostafrika. Topographie, Völker, Fauna und Flora des riesigen, in Europa noch unbekannten Gebietes zwischen Tana River und Juba und zwischen Indischem Ozean und Abessinien wollten sie in ihrem eigenen Interesse und dem der Imperial British East African Company erkunden. Idee und Umstände dieser Forschungsexpedition werden vor dem Hintergrund der Aneignung Ostafrikas durch die europäischen Mächte in den 1880er und 1890er Jahren analysiert und damit der europäische Afrikadiskurs und die ostafrikanische Kontaktzone in ihren Schichtungen und unterschiedlichen Wahrnehmungen verdeutlicht. Die veröffentlichten und unveröffentlichten schriftlichen Zeugnisse Chanlers und Höhnels wurden mit den Reiseberichten von Zeitgenossen wie Arkell-Hardwick, Decken, Dracopoli, Dundas, French-Sheldon, Gregory, Haywood, Hobley, Johnston, Kolb, Le Roy, Meyer, Neumann, Peters, Portal, Smith, Stigand, Thomson, Wickenburg und anderen sowie den zeitgenössischen Veröffentlichungen in den geographischen Zeitschriften verglichen. Um den historischen Hintergrund deutlich werden zu lassen, wurde sowohl die auf den deutschen als auch auf den britischen Archiven abgestützte Literatur zusammengefasst. Die vor allem auf oralen Quellen beruhende neuere historische Literatur zur ostafrikanischen Geschichte von Ambler, Fadiman, Muriuki, Ochieng, Ogot, Ylvisaker und anderen hilft den unvermeidlichen eurozentrischen Standpunkt korrigieren. Sowohl Höhnel als auch Chanler reisten vor und nach ihrer gemeinsamen Expedition 1892/4 in Ostafrika. Höhnel war auf Wunsch des österreichisch-ungarischen Kronprinzen Rudolf wissenschaftlicher Teilnehmer der Expedition des Grafen Samuel Teleki, die 1888 zur Entdeckung des Rudolfsees (Lake Turkana) im Norden Kenyas führte. 1905 leitete er eine diplomatische Mission an den Hof Meneliks II. Chanler hatte 1889 eine Jagdreise zum Kilimanjaro, wo er mit Abbott und Meyer zusammentraf, gemacht und als erster Nichtafrikaner den höchsten Berg Afrikas umrundet. Wegen Höhnels Ruhm als Entdecker und Kartograph wählte ihn Chanler als wissenschaftlichen Begleiter für seine Forschungsexpedition in den Norden Kenyas. Höhnel erhielt die großzügige Bewilligung des Marinekommandanten Sterneck, der insgeheim Kolonialpläne für die Habsburgermonarchie wälzte. Wie Peters wählten die beiden den Tana River für ihren Vorstoß ins Innere. Diese Route galt damals noch als mögliche Variante für die Erschließung Ostafrikas inklusive Ugandas, bis auf Grund Portals Empfehlung von 1893 der Bahnbau von Mombasa aus in Angriff genommen wurde. Nördlich des Tana kamen Chanler und Höhnel in bisher in Europa unbekanntes Gebiet, das Land der Meru um die Nyambeni Hills östlich des Mount Kenya. Ihr Basislager wurde in Thaicu errichtet, von dort zum Ewaso Ng’iro gewandert, entlang dessen sie den Lorian See zu entdecken hofften, der zu ihrer Enttäuschung dann nur ein Sumpf war. Erst 1901 wurde durch einen anderen Österreicher, Eduard Graf Wickenburg, mehr über den Lorian Sumpf bekannt, der dann 1912 von Haywood und Dracopoli endgültig vollkommen erschlossen worden war. Beim Rückmarsch nach Thaicu kam es mit den Tigania (Wamsara) zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die deutlich machten, dass Forschungsexpeditionen in Afrika von Haus aus als militärische Unternehmungen geplant waren, und dass für die gesellschaftlichen Verhältnisse der Einheimischen, die sich damals in einem starken Wandel befanden, bei den Forschungsreisenden keine Verständnisbereitschaft vorhanden war. Das weitere Vordringen in den ariden Norden hing von der Beschaffung von Tragtieren, Kamelen und Eseln, ab, die sie bei den Rendile zu erhalten hofften. Kenntnis über dieses unbekannte Volk zu erlangen, war eines der Ziele der Expedition. Nahe Kom trafen sie zwar auf Rendile, konnten jedoch wegen ihres Unverständnisses von deren Gebräuchen keine Kamele erwerben. Danach jagten sie Elefanten mit den Ndorobo zwischen Mathews Range und Lorogi Plateau, wo Höhnel von einem Nashorn schwer verletzt wurde. Chanler wollte danach die Expedition auch alleine fortsetzen, aber nachdem ihm alle Träger und auch die sudanesischen Soldaten desertiert waren, musste er aufgeben. Vor dem 1. Weltkrieg kämpfte er dann noch auf Seiten der Sanusiya und des Mad Mullah in Somalia. Chanlers und Höhnels Reisen in Ostafrika fanden statt, als die europäischen Mächte den Omani Sultanen nach und nach ihr Land entwanden und ins Innere des Kontinentes vordrangen. Die Reisen waren Teil dieses Vordringens, aber auch Ausdruck des Afrikafiebers, der Abenteuerlust und der Sehnsucht, als erster Kunde von noch Unbekanntem zu bringen.
Abstract
(Englisch)
In 1892, William Astor Chanler (1867-1934), a US millionaire, and the Austrian naval officer Ludwig von Höhnel (1857-1942) started with a well equipped expedition into hitherto unknown parts of East Africa. They wanted to explore the vast tracts of land between the Tana and Juba rivers and east of Lake Turkana to further their own fame and the interests of the Imperial British East African Company. The idea and the circumstances of exploration are demonstrated against the background of the Scramble. Both published and unpublished written sources of the two explorers are compared with contemporary travelogues of Arkell-Hardwick, Decken, Dracopoli, Dundas, French-Sheldon, Gregory, Haywood, Hobley, Johnston, Kolb, Le Roy, Meyer, Neumann, Peters, Portal, Smith, Stigand, Thomson Wickenburg, and with material published in contemporary Geographical Journals. English and German literature based on the respective archives has been used as well historical literature based on oral sources, e.g. by Ambler, Fadiman, Muriuki, Ochieng, Ogot, Ylvisaker and others. Both Chanler and Höhnel have travelled in Africa before and after their joint enterprise. The Austro-Hungarian crown prince Rudolph had convinced his friend, Count Samuel Teleki, to take along Höhnel as scientific assistant on his expedition to East Africa in 1887, which eventually led to the discovery of Lake Rudolph and Stephanie. In 1905 Höhnel was the head of an Austro-Hungarian diplomatic mission to the court of Menelik II. Chanler had met the explorers Abbott and Meyer on his hunting expedition to Mount Kilimanjaro in 1889 and became the first European to travel around the whole mountain. He then decided to mount a scientific expedition into East Africa himself and chose Höhnel as his companion, because of the latters achievements in African exploration. The chief of the Austrian navy, Max von Sterneck, who had colonialist ideas in the back of his mind, supported Höhnel and Chanler. They started from Lamu along the Tana, which was still considered as a workable alternative route into the interior. Camels and donkeys were to carry most of their huge supplies, but since they travelled through tsetse infested regions they got stuck in Thaicu at the foot of the Nyambeni Hills. They were the first westerners in this region to come into contact with the Tigania and Igembe Meru. They were also the first to make contact with the Rendile near Kom in today Kenya. Höhnel made an exact survey of the northern course of the Ewaso Ng’iro when trying to reach the Lorian Lake which actually was a large swamp. More information about the Lorian was provided by another Austrian, Wickenburg, in 1901, until a complete survey was done by Haywood and by Dracopoli as late as 1912. Expeditions into East Africa were organized as military enterprises, even if they were officially declared to be of a purely scientific character. Chanler’s and Höhnel’s expedition was equipped with the newest in Austro-Hungarian military hardware, had a Sudanese military guard and marched like an infantry column. The expedition lacked local guides and had therefore little understanding of local customs. This resulted in heavy fighting with the Tigania on the western side of the Nyambeni Hills. Höhnel was severely injured by a rhino near the Lorogi Plateau and had to leave the expedition; Chanler wanted to continue, but then all his porters deserted and he had to return to the coast. Mathews, First Minister of the Sultan of Zanzibar, claimed mis-treatment of the porters by Chanler and did not want to honour his claims. Mathews had just drafted new regulations for the protection of porters and seemed to have wanted to make a stand. After the East African expedition, Chanler fought in the Cuban war 1898, and shortly before the first World War on the side of the Sanusiyya in Libya and with the Mad Mullah in Somalia against the colonial powers. Both Chanler and Höhnel were drawn to Africa by their desire for adventure, to achieve fame as explorers, but also in the interest of European expansion. Their travels formed part of the European acquisition of East Africa.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Africa Scramble exploration colonialism rhetoric of Empire Europe and Africa contact zone East Africa Zanzibar Kenya
Schlagwörter
(Deutsch)
Afrika Schramble Forschungsreisen Kolonialismus Afrikadiskurs Europa und Afrika Ostafrika Zanzibar Kenya
Autor*innen
Franz Kotrba
Haupttitel (Deutsch)
William Astor Chanler (1867-1934) und Ludwig von Höhnel (1857-1942) und Afrika
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
247 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Walter Sauer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte
AC Nummer
AC07042997
Utheses ID
1089
Studienkennzahl
UA | 312 | 295 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1