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difFéRANCE - über Differenz und Assimilation, Rassismus und Nation
zur Ungleichheitsdebatte in Frankreich
Matthias Male
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Anna Monika Singer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2789
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29736.48819.392769-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In difFéRANCE – Über Differenz und Assimilation, Rassismus und Nation. Zur Ungleichheitsdebatte in Frankreich beschäftige ich mich mit den Komplikationen, die dann auftreten, wenn die in der französischen Verfassung verankerte Gleichheit aller Bürger_innen vor dem Gesetz dahingehend ausgelegt wird, dass über existie-rende Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen auf Grund von Herkunft oder Hautfarbe nicht gesprochen und keine Statistiken geführt werden dürfen. Die implizite Logik dahinter ist: Das öffentliche Darüber-Reden spießt sich mit dem Gleichheits-grundsatz, die Diskriminierungen selbst jedoch nicht. Widerständische Gruppen, die sich in den letzten Jahren verstärkt formierten, um diesen Widerspruch zu thematisie-ren und die mit einer Anerkennung von Differenzen für die Bekämpfung der Diskrimi-nierungen plädieren, lastet sofort etwas Subversives, Kommunitaristisches, gegen die Prinzipien der französischen Revolution und die universellen Werte der Republik Ge-richtetes an. Das Wahlangebot – heute wie einst – lautet: Assimilation oder Differenz. Die „émeutes“ im November 2005 als Impuls nehmend geht es mir um eine Entfla-chung des Diskurses. Ich setze mich damit auseinander, auf welchen Widersprüchen und Geschichten das „französische Nationsmodell“ aufbaut. Wie Assimilation im klas-sischen Einwanderungsland Frankreich die Identität der étrangers (u.a. der Sklav_innen aus den Kolonien) produzierte, die wiederum für Frankreich (Waren, Dienstleistungen wie nationale Identität) produzierten. Ich lege dar, dass ein Verhar-ren in nationalen Modellen basierend auf ius soli vs. ius sanguinis theoretisch wenig weiter hilft. Ich zeige auf, dass weder das Beharren auf einem „republikanischen In-tegrationsmodell“ mit der einhergehenden kategorischen Ablehnung eines „anglo-amerikanischen Multikulturalismus“ als Entweder-Oder den gegenwärtigen gesell-schaftlichen Verhältnissen in Frankreich gerecht werden kann, d.h. in dieser Gesell-schaft mehr Gerechtigkeit erzeugen kann. Gerechtigkeit, das bedeutet auch, zu ak-zeptieren, dass die Gesellschaft vielleicht „anders“ aussieht und zusammengesetzt ist, als das (scheinbar) früher der Fall war, sowie für eine Repräsentation dieser Neuzu-sammensetzungen zu sorgen. Es bedeutet, sie in ihrer Unabgeschlossenheit und Komplexität zu betrachten. In dieser Arbeit demonstriere ich, dass nicht jedem Aufzei-gen von und Auftreten gegen Ungleichheiten und Diskriminierungen eine kulturessen-tialistische Bekundung zu Grunde liegt; dass diese starre Konzeption von Kultur, die den „Kulturkrieg“ überhaupt erst ermöglicht, und die den Gruppen, die das (Integrati-ons-)System in Frage stellen, seitens universalistischer Verteidiger_innen der Repu-blik pauschal unterstellt wird, letztendlich deren eigene Essenzverhaftetheit in Szene setzt. Ich leiste in dieser Arbeit vorsichtige Übersetzungsarbeit und zeige durch einge-hende Auseinandersetzung auf, dass komplexen gesellschaftlichen Realitäten sich auf entsprechende Art und Weise angenähert werden muss. In Kontext gesetzt zu Nationalismus und Rassismus, die wiederum als engste, sich gegenseitig konstituie-rende Verbündete betrachtet werden müssen. Es gilt, aus dichotomen Denkverhält-nissen auszusteigen und solcherart konstruierte Modelle aufzubrechen, um daraus die besten Versatzstücke zu nehmen und zu etwas Neuem, Anderem zusammenzuset-zen. Verschiedene Maßnahmen – wie affirmative action – sollten nicht kategorisch ausgeschlossen, müssen jedoch sicherlich genauer Evaluation unterzogen werden, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, der Kampf um Anerkennung und des Erkennens von Diskriminierungen sollte jedenfalls nicht den Kampf um Umverteilung außer Blickes rücken, eher sollten die zwei Perspektiven engstens verknüpft werden. Ein erster, simpler Schritt in Richtung Anerkennung wäre es bereits, endlich damit aufzuhören, von Integration so zu sprechen, als bewohnten diejenigen, die Integration fordern und diejenigen, von denen sie gefordert wird, nicht denselben Raum.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
kulturelle Differenz Assimilation Rassismus Nation Nationalismus Ethnizität Recht auf Differenz Universalismus
Autor*innen
Matthias Male
Haupttitel (Deutsch)
difFéRANCE - über Differenz und Assimilation, Rassismus und Nation
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Ungleichheitsdebatte in Frankreich
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
163 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Anna Monika Singer
Klassifikation
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC07118296
Utheses ID
2420
Studienkennzahl
UA | 066 | 813 | |
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