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Mythische Mörderinnen
Klytaimnestra, Prokne und Eriphyle auf attischen Vasen des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Viktoria Johanna Räuchle
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Marion Meyer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1975
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29721.10132.415060-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In dieser Arbeit wurden bildliche Darstellungen untersucht, die sich mit den Mythen um die Mörderinnen Klytaimnestra, Prokne und Eriphyle auseinandersetzen. Der Analyse lagen insgesamt 80 Darstellungen der drei Frauen zu Grunde, wobei sich etwa zwei Drittel auf attisch rotfigurigen Vasen des 5. Jahrhunderts v. Chr. befanden . In der Einleitung wurde über die Definition und Einschränkung des Themas der Arbeit informiert. Ziel der Abhandlung war es zum einen, die Entwicklung der Gewaltikonographie innerhalb des 5. Jahrhunderts v. Chr. anhand der ausgewählten Bildmotive nachzuvollziehen. Zum anderen wurde versucht, die ikonographischen Mechanismen aufzudecken, mit denen die drei Mörderinnen im Laufe der Zeit charakterisiert und bewertet wurden, und vor dem Hintergrund der tatsächlichen Gestaltungsspielräume von attischen Frauen im 5. Jahrhundert v. Chr. zu deuten. Im zweiten Kapitel, »Vorbemerkungen«, wurde die methodische Herangehensweise an die zu behandelnden Bilder festgesetzt und ein kurzer historischer und forschungsgeschichtlicher Überblick zum Umgang mit Gewalt sowie zur Stellung der Frau im 5. Jahrhundert v. Chr. gegeben. Der Hauptteil bestand aus drei großen Abschnitten, die sich ausführlich mit den drei frevelhaften Frauen beschäftigten. Alle Kapitel beinhalteten eine kurze Zusammenfassung der schriftlichen Überlieferung und eine gründliche Untersuchung der Ikonographie, ihrerseits nach den unterschiedlichen Sujets untergliedert. Klytaimnestra war als erste an der Reihe: Sie fiel durch ein ausgesprochen aggressives Benehmen auf, das bereits früh in der Bildkunst seinen Niederschlag gefunden hat. Sie tötete zuerst den Ehemann und die Rivalin, danach machte sie sich des versuchten Totschlages des eigenen Sohnes schuldig. In den archaischen und frühklassischen Bildern wurde sie als waffenschwingende Furie gekennzeichnet; ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. tauchte sie dann nur noch vereinzelt auf. Der zweite Abschnitt beschäftigte sich mit der athenischen Heroine Prokne. Um sich an ihrem frevelhaften Gatten Tereus zu rächen, tötete sie den eigenen Sohn und servierte ihn dem Angetrauten zum Mahl. Ihre Ikonographie und die damit transportierten Aussagen waren sehr vielschichtig: Anfangs noch als mordendes Scheusal charakterisiert, wurde sie in den Bildern des mittleren 5. Jahrhunderts v. Chr. zur flüchtenden Jungfer. Damit entzog sie sich einer einheitlichen Bewertung und verharrte im Reich der Ambivalenz. Ganz anders die dritte, Eriphyle: Ihr Vergehen war es, den geliebten Gatten für ein Halsband zu verraten und ihn damit dem sicheren Tod zu überantworten. Obgleich ihre bildliche Darstellung direkt nichts von den Übeltaten erahnen ließ, stellte sie ein besonders missratenes Exemplar von Weiblichkeit dar. Gerade diese Diskrepanz zwischen Schein und Sein war es, die sie für die Vasenmaler der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. so interessant machte. In ihr konnten wir das Inbild des falschen Weibes erkennen. Im Anschluss an die drei Einzeluntersuchungen wurden die Ergebnisse zusammenfassend vorgetragen. Der erste Abschnitt dieses Fazits setzte sich mit der Frage der ikonographischen Entwicklung auseinander. Hier konnte deutlich gezeigt werden, dass die Bilderwelt im Laufe des Jahrhunderts vom Kruden zum Sanften ging. Vor allem im Medium der Vasenmalerei wurden Gewaltdarstellungen ab ca. 450 v. Chr. weitgehend ausgeblendet zugunsten idyllischer Bildthemen; ein Trend, der sich nicht nur bei unseren drei Frauen und ihren Geschichten feststellen ließ. Im zweiten Teil wurden noch einmal die wesentlichen Codes und Bildchiffren wiederholt, mit denen die drei Frauen im Laufe der Zeit charakterisiert wurden. Wir konnten sehen, dass alle drei Frauen mit Eigenschaften ausgestattet wurden, die sie – jede auf ihre Weise – als diametrale Gegenbilder zur idealen Frau zeichneten. Und damit fungierten sie alle drei als Antifrauen in einer Männerwelt.
Abstract
(Englisch)
The text deals with images of the mythical murderesses Klytaimnestra, Prokne and Eriphyle, focusing on their appearance on the fifth century BC. All in all we have 80 illustrations of the three women, about two third of them found on Attic red-figure vases . The introduction defines and limits the subject of the thesis. It aims at analyzing the changing iconography of violence within the fifth century BC by describing and interpreting the illustrations of the selected myths. Another focus is set on identifying the visual elements which characterize and evaluate the three murderesses in the course of time and eventually comparing it to the situation situation of historical women back then? The main part of this text is divided into three chapters, one for each woman. Every chapter contains a short overview of the literary tradition and a detailed examination of the women’s iconography, itself divided into different sujets in which the women play a role. Klytaimnestra stands out for an extremely violent behavior: Her transgressional and masculine attitude is already found in early Greek art. First she kills her spouse Agamemnon and her rival, the slave-princess Kassandra, then she tries to slaughter her own son Orestes with an axe – but fails. In the archaic and classical period she is mainly depicted as an armed fury attacking her son in order to protect her lover Aigisthos; but from the second half of the fifth century on she appears only sporadically. The second chapter deals with the Attic heroine Prokne. In order to retaliate upon her husband Tereus for raping her sister Philomela she kills her own little son Itys and serves his corpse as a meal to the outrageous Tereus. Her iconography and the metaphorical meanings are hard to decrypt: In the beginning (700–480 BC) she is described as the brutal murderess of her son; but later (around 480–460 BC) she is shown in the scheme of erotic pursuits, as a virgin chased by a young man. Unfortunately, due to this diverse representations she is unapproachable to a homogenous interpretation and remains ambivalent. The analysis of Eriphyle is easier: She is bribed by Polyneikes with the necklace of Harmonia to betray her husband Amphiaraos, knowing that this means certain death for him. Although the pictorial illustrations never show her misdeeds directly, she for sure is regarded as an extraordinary sinister subject. This gap between her appearance and her true character is the reason for her popularity among Greek vase painters of the second half of the fifth century BC. She is the role model of the two-faced woman. Following the three single examinations the results are presented and discussed, exclusively considering the two factors violence and women. Regarding the iconography of violence there is a clear development from very brutal to moderate scenes. In the second half of fifth century BC, especially in vase paintings, crude and problematic topics fade away and are replaced by idyllic, gentle motifs. Regarding the characterization of the three women it was possible to point out one common feature: Klytaimnestra, Prokne and Eriphyle are – all three of them in her own way – depicted and described as counterparts of the ideal woman, thus serving as anti-women in a man’s world.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
myths iconography vase painting antiquitiy
Schlagwörter
(Deutsch)
Mythologie Ikonographie Vasenmalerei Antike
Autor*innen
Viktoria Johanna Räuchle
Haupttitel (Deutsch)
Mythische Mörderinnen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Klytaimnestra, Prokne und Eriphyle auf attischen Vasen des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Paralleltitel (Englisch)
Mythical murderesses ; Klytaimnestra, Prokne and Eriphyle on Attic vases of the fifth century BC
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
168 S., XXIII Bl. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Marion Meyer
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.17 Klassische Archäologie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.23 Mensch ,
20 Kunstwissenschaften > 20.24 Gesellschaft, Kultur
AC Nummer
AC07107462
Utheses ID
1638
Studienkennzahl
UA | 314 | | |
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