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Die Zeitschrift "Kunst dem Volk"
populärwissenschaftliche Kunstliteratur im Nationalsozialismus und ihre Paralellen in der akademischen Kunstgeschichtsschreibung
Christina Elisabeth Schedlmayer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peter Haiko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.9958
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29679.28172.693569-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Zeitschrift Kunst dem Volk erschien zwischen Jänner 1939 und Dezember 1944; Her-ausgeber war Heinrich Hoffmann, „Hoffotograf“ Adolf Hitlers. Anliegen von Kunst dem Volk war die Vermittlung von Kunst an eine möglichst breite Masse; ab 1941 erreichte die Zeitschrift eine damals für eine Kunstzeitschrift sensationell hohe Auflage von 25.000 Stück. Die Aufsätze wurden fast durchwegs von Kunsthistorikern geschrieben, die in Wien ihr Studium absolviert hatten. Anliegen der Arbeit war es, anhand dieser Zeitschrift bestimmte Topoi der NS-Kunstliteratur zu definieren. Diese finden ihre Parallele oder Vorformulierung in der aka-demischen Kunstgeschichtsschreibung, aber auch in zeitgleich erscheinenden populärwis-senschaftlichen Publikationen. Als eine wesentliche Idee, die in Kunst dem Volk häufig vertreten wird, ließ sich durch-gängig jene von der Rückbindung künstlerischer Produktion an ihren Entstehungsort ausmachen – der Ursprung dieses Gedankens konnte in der Methodik der „Kunstge-ographie“ lokalisiert werden. Zudem wurde untersucht, welche künstlerischen Qualitäten einerseits als typisch deutsch, andererseits als typisch österreichisch (oder eben „ostmär-kisch“) betrachtet wurden. Dabei ließ sich für das „Deutsche“ feststellen, dass in Zusam-menhang damit vor allem der Grafik große Bedeutung beigemessen wird. Die Kunst etwa eines Albrecht Dürer, eines Matthias Grünewald, aber auch Werke der Donauschule wur-de dazu herangezogen, dem „Deutschen“ Tiefsinnigkeit ebenso zuzuschreiben wie die Fähigkeit zu einer „Entgrenzung“ gegenüber dem Kosmos. Was die „Ostmark“ betrifft, so ließen sich in Kunst dem Volk einige der üblichen und bis heute für das Österreich-Bild gängige Klischees wie etwa jenes vom überdurchschnittlichen „Charme“ des Österreichers auffinden – ebenso wie der Hinweis auf die nicht existierende Moderne. Schließlich wurden die Eigenschaften, die Künstlern gerne zugeschrieben werden, untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass neben der – selbstverständlichen – Verbundenheit mit dem Volk auch der Fleiß als wichtiges Charakteristikum eines Idealkünstlers erachtet wurde; bis-weilen verkörpert er auch die Rolle eines Aufrührers innerhalb des Kunstbetriebs – der sich jedoch gegen das Neue verwehrt. In dieser Funktion wird ihm auch gesellschaftliche Führungsfunktion zugeschrieben. Damit konnte nachgewiesen werden, wie die Erzählung von Kunstgeschichte dazu dient, bestimmte Ideen zu propagieren, die in Einklang mit der NS-Ideologie stehen.
Abstract
(Englisch)
The art magazine Kunst dem Volk (Art for the People) was published between January 1939 and December 1944; the publisher was Heinrich Hoffmann, Hitler’s „court photog-rapher“. The purpose of Kunst dem Volk was to disseminate art as broadly as possible to the masses. In 1941 the magazine reached a circulation of 25.000 copies, which was sen-sational for an art magazine at the time. The essays were almost always written by art historians who had conducted their studies in Vienna. The purpose of their work was to define the specific topoi of NS art literature with the help of this magazine. These topoi have a parallel or pre-formulation in academic art his-tory writing, but also in popular science publications from the same time. A crucial idea that Kunst dem Volk often championed was the reconnection of art to its place of production – the source of this idea being the methodology of „art geography“. This methodology examined what artistic qualities were on the one hand seen as typically German, and on the other, typically Austrian (or „ostmärkisch“ – „Ostmark“ being the Nazi name for Austria). In this context it was primarily the graphic arts that were regarded as „German“. The art of Albrecht Dürer, or of Matthias Grünewald for example, but as well the works of the Danube School were drawn on to assign both profundity to „German“ art, as well as its capacity for evoking the „boundlessness“ of the cosmos. In regards to the „Ostmark“, some of the more common cliches still prevalent in the Austrian image today are also found in Kunst dem Volk, such as its great „charm“, and its non-existing modernity. Finally, the characteristics of artists were examined, with it being taken for granted that their bond with the people and industriousness were the most im-portant criteria for the ideal artist. Occasionally artists also take on the role of insurgents within the art world, but they do so by refusing the new, giving them an important social function. With this it was possible to demonstrate how the narration of art history was instrumenta-lized to propagate certain ideas that were central to NS ideology.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Kunstgeschichte Nationalsozialismus Fachgeschichte Heinrich Hoffmann
Autor*innen
Christina Elisabeth Schedlmayer
Haupttitel (Deutsch)
Die Zeitschrift "Kunst dem Volk"
Hauptuntertitel (Deutsch)
populärwissenschaftliche Kunstliteratur im Nationalsozialismus und ihre Paralellen in der akademischen Kunstgeschichtsschreibung
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
310 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Peter Haiko ,
Artur Rosenauer
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.10 Wissenschaft und Gesellschaft ,
20 Kunstwissenschaften > 20.07 Kunstkritik, Kunstinterpretation
AC Nummer
AC08146840
Utheses ID
8985
Studienkennzahl
UA | 092 | 315 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1