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"Jedes Wesen bleibe, wohin es die Natur gewiesen!"
zur Ko-Produktion von Wissenschaft und Gesellschaft im universitären Diskurs über die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und Arztberuf (Wien, 1867 - 1900)
Julia Pintsuk
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ulrike Felt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28890
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29625.36109.602753-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ausgehend von Jasanoffs Konzept der Ko-Produktion von Wissenschaft und Gesellschaft sowie entsprechenden Beobachtungen in der kontemporären Gehirnforschung, wurde in dieser Masterarbeit mit Fokus auf den universitären Diskurs um die Zulassung von Frauen zu Medizinstudium und Arztberuf ein historisches Beispiel deren wechselseitigen Beziehung dargestellt und diskutiert. Das Datenmaterial umfasste eine Anzahl unterschiedlicher zwischen 1867 und 1900 publizierter Schriften, welche mithilfe der „Situational Analysis“ nach Clarke analysiert wurden. Die Methode ermöglichte eine umfassende Untersuchung des Ausschlusses von Frauen aus dem medizinischen Studium und ärztlichen Beruf, im Zuge dessen sich Wissenschaft und Gesellschaft in drei Schlüsselmomenten miteinander konstituierten: in den Klassifikationsschemata der AkteurInnen, deren Argumentation sowie deren Positionierung als ExpertInnen. Nach dominierenden Mustern wurden Männern und Frauen spezifische Differenzen, etwa hinsichtlich physischer oder mentaler Eigenschaften und Fähigkeiten, entsprechend ihrer Position in der Geschlechterordnung zugeschrieben. Diese flossen in die Wissenschaft und durch scheinbaren Nachweis wieder zurück in die Gesellschaft. Die AkteurInnen des Diskurses versuchten vorherrschende Geschlechtsvorstellungen und -ordnungen durch Verwissenschaftlichung bzw. Moralisierung gesellschaftspolitischer Argumente zu legitimieren bzw. infrage zu stellen. Um ihre Argumentationen sowohl für das eigene Netzwerk als auch die Öffentlichkeit glaubwürdig zu gestalten, verwiesen sie auf die eigene Erfahrungen und Studien, anerkannte Wissenschaftler, Disziplinen oder Statistiken, beriefen sie sich auf die menschliche Natur, christlich geprägte Moral und diskutierten den Einfluss von Geschlechterdifferenzen auf die Eignungen und Fähigkeiten von Frauen oder die erwarteten Folgen deren Zulassung zu Medizinstudium und Arztberuf für diese selbst, das medizinische Feld und die Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zu Wissenschaft und Gesellschaft machte die AkteurInnen zu deren Bindegliedern. Sie präsentierten sich als Gesellschaftsmitglieder, indem sie etwa die in Klassifikations- und Ordnungsschemata verankerten Geschlechterdifferenzen oder Idealisierung der Mutterrolle voraussetzten, hatten jedoch gleichzeitig auch eine autoritäre Position inne. So inszenierten sie sich durch etwa Verweis auf eigene Erfahrungen und Kompetenzen oder anerkannte Kollegen als ExpertInnen ihrer Bereiche.
Abstract
(Englisch)
Starting from Jasanoffs concept of the co-production of science and society, and corresponding observations in the contemporary brain research, a historical example of their mutual relationship was presented and discussed in this thesis focused on the academic discourse on the admission of women to medical school and profession. The data included an amount of different papers published between 1867 and 1900, which were analyzed via the “Situational Analysis” by Clarke. The method allowed a comprehensive investigation of the exclusion of women from the study of medicine and the medical profession, in which science and society constituted each other in three key moments: in the classification schemes of the actors, their reasoning and their positioning as experts. Toward predominant patterns men and women were ascribed to specific differences, for example in terms of physical or mental characteristics and abilities according to their position in the gender order. These flowed into science and after their apparent proof back into society. The actors of the discourse tried to legitimize or/and to challenge predominant gender conceptions and orders through scientification and/or moralization of socio-political arguments. In order to make their arguments credible for both their own network and the public, they based themselves on own experiences and studies, renowned scientists, scientific disciplines or statistics, referred to human nature, Christian-influenced moral, and discussed the influence of gender differences on the aptitudes and abilities of women or the expected consequences of their admission to medical school and the medical profession for themselves, the medical field and society. Belonging to science and society made the actors to their connecting links. So they presented themselves as members of society, by presupposing gender differences positioned in schemes of classification and ordering, or idealization of the mother role, but at the same time they also had an authoritative position. So they staged themselves as experts in their fields with reference to their own experiences and skills or renowned colleagues.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Wissenschaftsforschung Ko-Produktion Wissenschaft Gesellschaft Frauenstudium Diskursanalyse Situational Analysis Klassifikation Geschlecht Expertise
Autor*innen
Julia Pintsuk
Haupttitel (Deutsch)
"Jedes Wesen bleibe, wohin es die Natur gewiesen!"
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Ko-Produktion von Wissenschaft und Gesellschaft im universitären Diskurs über die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und Arztberuf (Wien, 1867 - 1900)
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
II, 196 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrike Felt
Klassifikation
71 Soziologie > 71.99 Soziologie: Sonstiges
AC Nummer
AC11160591
Utheses ID
25792
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1