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Sportklub Hakoah Wien - Ikone jüdischen Selbstbewußtseins
von der Gründung bis zur Gegenwart
Simon Schwaiger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Bertrand Perz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.601
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29615.10106.760259-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Sportliche Aktivität unterlag im Judentum lange Zeit Verboten, Regelungen und Vorurteilen. Warum sportliche Aktivität im Judentum ein so geringer Stellenwert zukam, lässt sich damit begründen, dass „das Judentum […] sich als eine um den Geist zentrierte Ideologie [betrachtet], eine Haltung, der es um eine Beherrschung des Körpers und seiner Strebungen durch den Verstand und den Willen ging. Daraus eine Verachtung des Physischen oder der Triebe abzuleiten, wäre falsch: Ein guter Teil der jüdischen Gesetze bezieht sich auf Pflege, die Erhaltung, die Gesundheit des Körpers. Nur: Was gepflegt werden soll muss deshalb noch lange nicht verherrlicht werden – Sport im kompetitiven oder ästhetischen Sinn stellt für die jüdische Tradition eine Zentrierung auf das falsche Objekt dar.“ Trotz allem hat Sport im Judentum eine gewisse Tradition, so liegen Aufzeichnungen vor, die von der Beteiligung von JüdInnen an sportlichen Bewerben, etwa deb Wettkämpfen in Weissenfeld im Jahre 1386, zeigen. Die Etablierung realen jüdischen Sports dauerte aber bis ins 19. Jahrhundert, als in Europa Juden endlich ermöglicht wurde, Turnvereinen und anderen Sportorganisationen beizutreten und die körperliche Ertüchtigung aktiv auszuüben, und so waren bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen bereits einige jüdische Sportler, vor allem für Deutschland, beteiligt. Der erste jüdische Turnverein wurde 1895 in Konstantinopel von deutschen und österreichischen Juden gegründet, 1898 gründete sich der erste jüdische Turnverein in Europa, die Bar Kochba Berlin. 1909 war es schließlich auch in Österreich soweit, in Wien entstand der Sportverein Hakoah (hebr. Kraft). Motive für die Gründung eigener jüdischer Sportvereine waren auf der einen Seite das Aufkommen von antisemitischen Einstellungen und Vorschriften in den bisherigen Sport- und Turnvereinen, auf der anderen Seite wurde die Gründung jüdischer Vereine durch die sogenannte „jüdische Renaissance“, also durch die Etablierung von zionistischen Ideen (vgl. Theodor Herzl: „Der Judenstaat“) gefördert. Die Hakoah Wien konnte nach anfänglichen Schwierigkeiten (zB Vorbehalte in der jüdischen Gemeinde in Wien) einen großen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen, und auch die Erfolge der einzelnen Sparten, vor allem im Bereich Schwimmen, Ringen und Fußball, stellten sich schon nach kurzer Zeit ein. Jedoch waren breite Teile der Wiener und der österreichischen Bevölkerung über die Erfolge des jüdischen Sportvereines nicht erfreut, ein Umstand, der auch durch das Aufkommen der nationalsozialistischen Partei und deren Ideologie in dieser Zeit, unterstützt wurde. So sah sich die Hakoah Wien in der Zwischenkriegszeit vermehrt antisemitischen Attacken ausgeliefert, was schließlich mit dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 im Verbot des Vereines gipfelte. Das „Gesetz über die Überleitung von Vereinen, Verbänden und Organisationen“, das von den Nazis für die „Entjudung“ des Vereinswesens geschaffen worden war, und die ausführende Dienststelle „Stillhaltekommissar“ (in Person von Albert Hoffmann) regelte die Auflösung und den Vermögensentzug aller jüdischen Vereine, so auch der Hakoah Wien und all ihrer Sparten. Von den Nazis wurde ein Sammelverein, Makkabi Wien, gegründet, in dem sich alle jüdischen Sportler versammeln mussten. Dies diente dem Zweck der besseren Überwachung und Erfassung der Mitglieder. Die letzten Spuren und Aufzeichnungen der Makkabi Wien reichen bis ins Jahr 1941, doch aktives jüdisches Sportleben existierte zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr. Vielmehr waren die Hauptaktivitäten der Makkabi und des dessen Vorstand, allen voran Joshua Torczyner, auf die Organisation von Flucht und Ausreise konzentriert. Durch die Anstrengungen des Makkabi-Vorstandes konnten dutzende JüdInnen vor dem sicheren Tod bewahrt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich der Verein aufgrund des „Vereinsreorganisationsgesetz“ von 1945 sehr rasch wieder, Ziel war unter anderem, den überlebenden und zurückkehrenden JüdInnen wieder einen Hauch von Normalität und Hilfe zu vermitteln. Der Verein bekam seinen Sportplatz in der Krieau zu Beginn der Wiedergründung nicht zurückerstattet. Erst im Rahmen des „Washingtoner Abkommen“ von 2001 wurde unter anderem festgelegt, dass auch die Wiener Hakoah Anspruch auf Restitution ihres Vermögens hat, und so ließ dieser Beschluss den lang gehegten Wunsch der Hakoah endlich Wirklichkeit werden, eine neue Sportstätte zu bekommen, welche voraussichtlich im März 2008 eröffnet wird. An die sportlichen Erfolge des Vereines vor 1938 konnte leider nicht mehr angeschlossen werden, so musste zB die traditionsreiche Sparte Fußball 1954 augelöst werden, jedoch herrscht aufgrund der erfreulichen demographischen Entwicklung der Wiener jüdischen Gemeinde und durch den Bau des neuen Sportzentrums Zuversicht und Optimismus im Verein.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Hakoah Wien jüdische Vereine Zionismus "Arisierung" von Vereinen Stillhaltekommissar Washingtoner Abkommen
Autor*innen
Simon Schwaiger
Haupttitel (Deutsch)
Sportklub Hakoah Wien - Ikone jüdischen Selbstbewußtseins
Hauptuntertitel (Deutsch)
von der Gründung bis zur Gegenwart
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
121 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Betrand Perz
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC06749548
Utheses ID
457
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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