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Die berufliche Situation von Personen mit Asperger-Syndrom
psychologische Voraussetzungen und Probleme
Tina Jost
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Brigitte Rollett
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.21143
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29594.70119.920653-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die berufliche Situation von Personen mit Asperger-Syndrom ist sowohl in Deutschland als auch international nicht zufriedenstellend. Obwohl Betroffene nicht selten hohe Bildungsabschlüsse erreichen und fachlich wie intellektuell in der Lage sind, einen Beruf auszuüben, sind sie häufig von Arbeitslosigkeit betroffen, müssen in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten oder sind auf dem kompetitiven Arbeitsmarkt überqualifiziert für den Beruf tätig. Die Ursache dafür liegt einerseits in der Symptomatik begründet, da das Asperger-Syndrom vor allem mit Defiziten in der sozialen und kommunikativen Interaktion einhergeht, zum anderen fehlt es bislang an adäquaten Unterstützungsmaßnahmen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, in einem ersten Schritt, die aktuelle berufliche Situation von Personen mit Asperger-Syndrom in Deutschland zu erfassen. In einem weiteren Schritt wurden aktuell Beschäftigte mit Beschäftigungslosen und spezifischer, beruflich vollintegrierte Personen mit beruflich nicht vollintegrierten Personen verglichen, um differenzierende Merkmale zwischen den jeweiligen Gruppen untersuchen zu können. Die Studie fand mittels Online-Fragebogen an insgesamt 150 erwachsenen Personen mit Asperger-Syndrom statt. Ausgehend von der Gesamtstichprobe von 150 Personen, konnten 122 Befragte Angaben zur beruflichen Situation machen. Für den Vergleich zwischen aktuell Beschäftigten und aktuell Beschäftigungslosen ergab sich eine Untersuchungsstichprobe von 119 Personen. Erhoben wurden neben soziodemografischen Daten, Daten zur Diagnose, der Autismus-Spektrum Quotient von Baron-Cohen et al. (2001), Determinanten zur schulischen und beruflichen Ausbildung und zur aktuellen beruflichen Situation. Um die Problembereiche Betroffener im beruflichen Kontext ermitteln zu können, wurde ein Fragebogen zu Problembereichen am Arbeitsplatz (PBA) entwickelt. Letztlich ist die Skala der „negativen Gefühle“ gebildet worden, um die emotionale Befindlichkeit Betroffener zu erheben. Ausgehend von der Gesamtstichprobe konnte festgestellt werden, dass 42% der Befragten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt waren, 4.7% in einem geschützten Arbeitsplatz und insgesamt 53.3% beschäftigungslos, in Ausbildung oder in Rente (Frührente) waren. Unter Ausschluss jener Personen, die sich zum Zeitpunkt der Untersuchung in Ausbildung oder in Rente befanden, konnte hinsichtlich der aktuellen Beschäftigungssituation herausgefunden werden, dass 49 der Befragten arbeitslos, 25 zwar beschäftigt, aber beruflich nur teilweise integriert, und 45 Asperger Autisten beruflich vollintegriert waren. Der Vergleich zwischen den beiden Gruppen der Beschäftigten und Beschäftigungslosen und der beruflich vollintegrierten und beruflich nicht vollintegrierten Personen in Zusammenhang mit den soziodemografischen Daten zeigte, dass beschäftigte und vollintegrierte Personen älter waren, als beschäftigungslose und nicht vollintegrierte Personen. Zudem hatten die meisten beschäftigten Personen die Diagnose Asperger-Syndrom erst im Erwachsenenalter erhalten. Frauen und Männer waren gleichermaßen beruflich beschäftigt und vollintegriert, Frauen hatten aber deutlich weniger Fördermaßnahmen erhalten als Männer. Ob Fördermaßnahmen erhalten wurden oder nicht, machte keinen Unterschied in der beruflichen Vollintegration. Jedoch zeigten Personen, die keine Fördermaßnahmen erhalten hatten, höhere Ausprägungen im AQ und im PBA. Auch Frauen hatten in beiden Fragebögen signifikant höhere Ausprägungen als Männer. Daher bleibt die Frage offen, ob Fördermaßnahmen in der vorliegenden Untersuchung tatsächlich zur Reduktion autistischen Verhaltens führten oder ob dieser Zusammenhang durch das weibliche Geschlecht konfundiert ist. Auf der anderen Seite könnten sich die höheren Ausprägungen auch dadurch erklären lassen, dass Frauen weniger an Fördermaßnahmen teilgenommen hatten. Des Weiteren zeigte sich, dass vor allem jene Personen beschäftigt und beruflich vollintegriert waren, die ein Studium und eine Ausbildung abgeschlossen hatten. Hinsichtlich des PBA ergaben sich folgende Skalen: Teil A Häufigkeit des Auftretens von Problemen im Arbeitsalltag, mit den Skalen „Arbeitsbezogene Kommunikation“, „Selbststrukturierung des Arbeitsablaufes“ und „Ungenügende Zeit- und Arbeitsorganisation“. Am häufigsten zeigten Betroffene Probleme in der „Arbeitsbezogenen Kommunikation“, gefolgt von Problemen in der „Strukturierung des Arbeitsablaufes“. Eher mittelhäufig ausgeprägt war die „Ungenügende Zeit- und Arbeitsorganisation“. Teil B erfasst die Schwierigkeitseinschätzung mit den Skalen „Kommunikativer Bereich“ und „Arbeitsbezogener Bereich“. Betroffene schätzten den „Kommunikativen Bereich“ als insgesamt am schwersten ein, etwas leichter wurde der „Arbeitsbezogene Bereich“ beurteilt. Teil C erfasst die Freude an der sozialen Kommunikation mit der Skala „Soziale Kommunikation“. Diese wurde im Durchschnitt als negativ bewertet. Der Vergleich zwischen beruflich vollintegrierten und nicht vollintegrierten Personen hinsichtlich der Ausprägungen im PBA zeigte, dass beruflich nicht vollintegrierte Personen mehr Problemverhalten in der „Selbststrukturierung des Arbeitsablaufes“ aufwiesen. Mithilfe der Ausprägungen in den Skalen des PBA konnten 4 unterschiedliche arbeitsspezifische Problemtypen identifiziert werden. Diese unterteilten sich in die „Sozial– und Arbeitsorganisatorisch kompetente Gruppe“, die „Sozial- und Arbeitsorganisatorisch belastete Gruppe“, die „Kompetente Gruppe mit Arbeitsorganisatorischem Schwerpunkt“ und die „Kompetente Gruppe mit sozialem Schwerpunkt“. Frauen gehörten häufiger der „Sozial- und Arbeitsorganisatorisch belasteten Gruppe“ und der „Kompetenten Gruppe mit arbeitsorganisatorischem Schwerpunkt“ an. Gleiches zeigte sich auch bei Personen, die keine Fördermaßnahmen erhalten hatten. Der Vergleich zwischen beruflich vollintegrierten und nicht vollintegrierten Personen erbrachte kein signifikantes Ergebnis. In Bezug auf die emotionale Befindlichkeit konnte festgestellt werden, dass beschäftigungslose Personen höhere Ausprägungen zeigten als beruflich beschäftigte Personen. Weiterführende Forschungsarbeiten sollten untersuchen, ob eine Diagnose tatsächlich förderlich oder hinderlich bei der beruflichen Eingliederung ist. Außerdem müssen sich epidemiologische Studien dem Geschlechtsverhältnis im Erwachsenenalter widmen, da es eine hohe Dunkelziffer an Frauen zu geben scheint. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob Frauen tatsächlich ein größeres Ausmaß autistischer Eigenschaften haben, oder ob dies daran liegt, dass sie weniger Fördermaßnahmen in Anspruch nehmen. Da die Anzahl jener Personen mit Asperger-Syndrom, die ein Studium beginnt sehr hoch ist, sollten sich zukünftige Studien auch diesem Themenbereich widmen und zudem sollten adäquate Fördermaßnahmen zur beruflichen Integration von Personen mit Hochschulabschlüssen entwickelt werden. Schließlich sollten weitere Determinanten untersucht werden, die eine erfolgreiche berufliche Integration bei Personen mit Asperger-Syndrom bedingen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Asperger-Syndrom berufliche Integration
Autor*innen
Tina Jost
Haupttitel (Deutsch)
Die berufliche Situation von Personen mit Asperger-Syndrom
Hauptuntertitel (Deutsch)
psychologische Voraussetzungen und Probleme
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
250 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Rollett
Klassifikation
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC09045601
Utheses ID
18913
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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