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Collecting memories of a colonial past
an analysis of collective memories in the context of urban restructuring processes using the case study of Kariakoo, Dar es Salaam, Tanzania
Samuel Felbermair
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Christoph Reinprecht
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.19398
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29573.14614.402459-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit kollektiven Gedächtnissen in städtischen Umwand-lungsprozessen in einem postkolonialen Umfeld. Es behandelt die Fragen welche Gedächtnisse durch die Topographie, Gebäude und Ortsnamen produziert werden sowie Vorschläge wie mit diesen Vermächtnissen umgegangen werden soll. Beson-dere Aufmerksamkeit wird jenen Erinnerungen gegeben, die der kolonialen Periode zuzurechnen sind. Die theoretische Basis dieser Diplomarbeit ist die Idee von kollek-tivem Gedächtnis wie Maurice Halbwachs es formuliert hat. Er definiert kollektives Gedächtnis als Erinnerungen, die Gruppen von Menschen erinnern im Gegensatz zu historisch akzeptierten Fakten. In den vergangenen Jahren haben mehrere Au-tor_innen aufgezeigt, dass Erinnerungen in städtischen Kontexten in der Topogra-phie materialisiert werden. Die zuvor erwähnten Fragen werden in einer Fallstudie in Kariakoo, eines der ältes-ten Stadtviertel von Dar es Salaam in Tanzania, untersucht. Dieses wurde aufgrund seiner Geschichte, die stark von kolonialer ‚Rassen’trennung geprägt ist, ausge-wählt. Dabei war Kariakoo als Viertel für ‚Afrikaner_innen‘ vorgesehen und vom Rest der Stadt abgetrennt durch eine unbebaute Zone. In den letzten drei Jahrzent-ren ist Kariakoo in einem starken Umbruch, da es sich aufgrund des Wachstums von Dar es Salaam nun in einer zentralen Lage befindet. Die lokale Swahili-Bauweise, Bungalowhäuser gekennzeichnet durch einen Innenhof sowie eine Verandah an der Straßenfront, wird zunehmend von modernen mehrstöckigen Gebäuden verdrängt. Die Sozialstruktur Kariakoos wandelt sich von einem Arbeiterwohnviertel in ein Handelszentrum. Es wird angenommen, dass diese Umbrüche kollektives Gedächt-nis beeinflussen. Die Forschung wurde mit einem Mix von problemzentrierten sowie Ex-pert_inneninterviews durchgeführt. Interviewpartner_innen wurden als Ex-pert_innen für bestimmte soziale Gruppen ausgewählt. Diese wiederum wurden nach verschiedenen Kategorien wie Wohndauer, Ethnizität, Religion oder ökonomi-sche Position definiert. Diese Expert_inneninterviews hatten jedoch einen narrati-ven Charakter, abweichend von der üblichen Methodik. Insgesamt wurden 18 halb-strukturierte Interviews durchgeführt, transkribiert, wenn nötig übersetzt und ana-lysiert. Die Ergebnisse waren, dass verschiedene Gedächtnisse vorzufinden sind je nach den Gruppen, wobei die trennende Linie hauptsächlich zwischen Langzeitbewoh-ner_innen und vor kurzem Zugezogenen oder Händler_innen verlief. Während die erstere Gruppe Kariakoo als stark verändert wahrnimmt im Vergleich mit der enge-n Gemeinschaft, die laut ihren Erzählungen früher dort üblich war, beanspruchen die letzteren beiden Gruppen Kariakoo aufgrund der Tatsache, dass sie in diesem Geschäftsviertel ihre Lebensgrundlage erwirtschaften. Die Konstruktion einer relativ homogenen Gemeinschaft vor wenigen Jahrzehnten ist auch die Basis für Diskurse über Zugehörigkeit zu dem Viertel. Oft wird der Wandel den Zugezogenen sowie von außen kommenden Personen zugeschrieben. Widerstand wird selten öffentlich gemacht sondern wird ausgeführt indem Häuser im eigenen Besitz im ursprüngli-chen Zustand erhalten werden anstatt ein Angebot von einem/r Investor_in anzu-nehmen. Erinnerungen, die der Kolonialzeit zuzurechnen sind waren weniger als angenommen. Die Perspektive auf Kariakoo hat sich verändert seit der Unabhängig-keit. Wenn Menschen jedoch explizit nach kolonialem Erbe gefragt werden wird Segregation nach ‚Rassen‘ häufig angeführt. Manche Grenzen von Kariakoo sind der Anker für diese Erinnerungen. Unter vielen verschiedenen kollektiven Gedächtnis-sen könnte eines als hegemonial identifiziert werden, ich beschreibe es als ‚Entwick-lungsperspektive‘. Die Errichtung von modernen Hochhäusern in Kariakoo wird als exemplarisch für die Entwicklung von Tansania angesehen. Ein Stadtviertel, welches lange Zeit von minderwertigen Behausungen dominiert war wird aufgewertet. Trotz vieler positiver Effekte bringt dies auch mit sich, dass mögliche Erinnerungen der früheren Gemeinschaft, welche durch den Kampf für Unabhängigkeit charakterisiert ist, verloren geht mit der Zerstörung deren Häuser.
Abstract
(Englisch)
This thesis deals with collective memories in urban restructuring in a postcolonial setting. It mainly addresses the questions which memories are being reproduced through the spatial layout, the built environment and place-names as well as how it is proposed to deal with those legacies. Special attention is given to memories per-taining to the colonial period. The theoretical basis for this research is the idea of collective memory as formulated by Maurice Halbwachs. He defines collective memories as what groups of people remember in contrast to historically acknowl-edged facts. Recently various scholars have shown that memories in urban contexts are materialized in spatial layouts. The aforementioned questions are analysed through a case study of Kariakoo, one of Dar es Salaam’s oldest quarters, in Tanzania. This was chosen because of its his-tory associated with colonial ‘racial’ segregation, which divided the city into three zones, whereby the study area of Kariakoo was designated as the ‘natives’ quarter. It was cut off from the rest of the city through a so-called ‘open space’. Also this area has found itself in an intensive urban restructuring process as it is now located in the centre of a fast growing metropolis. The local Swahili style housing, single-storied with inner courtyard and socialising verandah on the front is increasingly being replaced by modern multi-storey buildings. Kariakoo’s social structure is al-tered from a working class residential area into a commercial centre. This is as-sumed to affect collective memories. The research was carried out through a mix of problem-centred and ‘expert’ inter-views. Interviewees are conceived as experts in the sense that they were selected as representatives of certain groups. The groups were selected according to diverse social categories such as duration of residence, ethnicity, religion or economic status affiliated with Kariakoo. However, as the targets were memories, a narrative element was present in the interviews, deviating from usual expert interviews. In total 18 semi-structured interviews were conducted, transcribed, if needed trans-lated and analyzed. The findings are that there are diverse memories according to groups mainly differ-entiated between long-term residents and newer residents or traders. While the former describe it as a severely altered social space from the close-knit community that supposedly existed, the latter claim it as important commercial centre where they earn their living. The construction of a rather homogeneous community some decades ago is also the basis for discourses of belonging to the area. The urban re-structuring process is often attributed to people coming from outside Kariakoo. Re-sistance is rarely made publicly but exercised in the form of maintaining one’s own house in the way it was built instead of taking an offer of investors. Memories per-taining to the colonial period were fewer than assumed. The perspective on Karia-koo has changed since independence. However, when specifically asked, people pointed toward ‘racial’ segregation, with some of Kariakoo’s boundaries working as anchors for these collective memories. Among a variety of diverse memories one could be identified as hegemonic, which I describe as ‘development perspective’. The construction of modern multi-storey buildings in Kariakoo is seen as exemplary for the development of Tanzania. An area which for a long time had been domi-nated by low-quality housing is upgraded. Despite a range of positive effects poten-tial memories of the former residential community, characterized by the struggle for the demise of colonialism, may be erased through the destruction of their houses.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Africa Colonialism Tanzania urban studies collective memory
Schlagwörter
(Deutsch)
Afrika Kolonialismus Tansania Stadt kollektives Gedächtnis
Autor*innen
Samuel Felbermair
Haupttitel (Englisch)
Collecting memories of a colonial past
Hauptuntertitel (Englisch)
an analysis of collective memories in the context of urban restructuring processes using the case study of Kariakoo, Dar es Salaam, Tanzania
Paralleltitel (Deutsch)
Eine Analyse von kollektiven Gedächtnissen im Kontext von städtischen Restrukturierungsprozessen ; eine Fallstudie in Kariakoo, Dar es Salaam, Tanzania
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
140 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Christoph Reinprecht
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.14 Städtische Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.44 Gruppenprozesse ,
71 Soziologie > 71.49 Soziale Prozesse: Sonstiges ,
74 Geographie > 74.23 Afrika ,
74 Geographie > 74.73 Stadtsanierung, Stadterneuerung
AC Nummer
AC10700234
Utheses ID
17364
Studienkennzahl
UA | 121 | | |
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