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Missing identity - the queer politics of "SpongeBob SquarePants"
Beatrice Frasl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Monika Seidl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.25947
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29518.62220.340354-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht Darstellungen von Geschlecht, Identität und Sexualität in der TV-Serie SpongeBob SquarePants (SpongeBob Schwammkopf) und dem dazugehörigen Kinofilm The SpongeBob SquarePants Movie (Der SpongeBob Schwammkopf Film) vor dem Hintergrund einer queertheoretischen analytischen Perspektive. Judith Butler’s (1990, 1993, 2004) Performanztheorie, sowie ihr Konzept der heterosexuellen Matrix im Zusammenhang mit ihren Artikulationen zu intelligibler Geschlechtsidentität und Subversion dienen als analytisches Werkzeug in meinem queer reading der genannten Texte. Die Arbeit geht der Frage nach, inwiefern und mit welchen Mitteln SpongeBob SquarePants mit heteronormativen und binären Darstellungen von Geschlecht und Sexualität bricht, inwiefern der Text als „subversiv“ im Butler’schen Sinne, zu verstehen ist. Hierzu wird Butlers theoretisches Werk um zwei Aspekte erweitert um es für eine Analyse der genannten Texte fruchtbar zu machen: zum einen wird Humor als ein Faktor definiert anhand welchem der subversive Gehalt des Textes evaluiert werden kann, da die Struktur desselbigen Aufschluss darüber gibt, auf welchen normativen Grundlagen der Text aufbaut, bzw. ob Gelächter auf (hetero)normative oder transgressive/subversive Darstellungen abzielt. Weiters wird Connells (1987) Konzept der hegemonialen Männlichkeit im Kontext Butler’scher Theorie als privilegierte und dominante Varietät von Geschlechtlichkeit im Rahmen der heterosexuellen Matrix behandelt. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit Momente der Ambiguität, Inkohärenz, Transgression und Subversion, oder, in anderen Worten, der Queerness in SpongeBob SquarePants. Einerseits beinhaltet der Text Figuren, welche weder einer binären Identitätslogik, noch einer heteronormativen Konzeption von Sexualität entsprechen. Hierbei sind vor allem die Hauptfiguren von besonderem Interesse. SpongeBob’s Geschlechtsperformanz ist – aus einer heteronormativen Perspektive – inkonsistent, seine Identität nicht intelligibel, da sie entweder weder eindeutig als „männlich“, noch eindeutig als „weiblich“ zu lesen ist und/oder gender nicht als kausale und kohärente Folge von sex darstellt. Ein wesentliches Mittel zur Subversion der Geschlechterbinarität in SpongeBob SquarePants ist „cross-dressing“. Obwohl Patrick und SpongeBob als männliche Charaktere konzipiert sind, treten sie oft in traditionell weiblich konnotierter Kleidung auf. Während Butler darauf hinweist, dass nicht alle Drag-Performances als subversiv zu werten sind, sondern nur jene subversives Potential besitzen, welche die Konstruiertheit, Nicht-Naturhaftigkeit und Nicht-Originalität aller (und damit auch [hetero]normativer) Performanzen von Geschlecht und Sexualität aufdecken, schlage ich in meiner Arbeit vor, Humor als ein Kriterium für den „subversiven Gehalt“ eines Textes zu fassen. In diesem Zusammenhang lässt sich feststellen, dass Humor in SpongeBob SquarePants oftmals gleichzeitig auf Normen und die Abweichung derselben abzielt. Durch die Darstellung von Figuren, welche in ihrer Geschlechterperformanz aus einer heteronormativen Logik herausfallen, kreiert der Text Momente komischer Irritation, in welchen Zuschauer_innen ihre unhinterfragten Vorannahmen vor Augen geführt werden. SpongeBob SquarePants macht somit das unsichtbare Normgewebe der heterosexuellen Matrix sichtbar, was wiederum eine potentiell normdestabilisierende Wirkung nach sich zieht. Zudem präsentiert der Text alternative Konzeptionen von Geschlecht, Identität und Sexualität. Humor kann also als wesentlicher Teil der Subversivität von SpongeBob SquarePants bezeichnet werden. Neben der nicht-normativen Darstellung von Geschlechtsidentität, behandelt die Serie das Thema Sexualität auf äußerst queere Weise. Diese wird nicht in identifikatorischen Begriffen gefasst, sondern vielmehr als ein komplexes Gewebe an Begehren, Identifikationen und Praktiken abgebildet. Die dargestellten Charaktere artikulieren oftmals im selben Text sowohl heteroromantisches/sexuelles als auch homoromantisches/sexuelles Begehren und sind dadurch in einer heteronormativen und binären Logik nicht lesbar, sondern vielmehr als queere Figuren zu beschreiben. Das Spiel mit Geschlechtsidentifikationen im Text fügt dieser Darstellung noch eine weitere Ebene hinzu: da in einigen Episoden Figuren weder konsistent als „männlich“ noch als „weiblich“ kategorisierbar sind, kann aus diesen Darstellungen auch keine konsistente sexuelle „Identität“ abgelesen werden. Weiters dekonstruiert der Text wiederholt hegemoniale Männlichkeit mit parodistischen Mitteln. Heteronormative Geschlechtlichkeit (vor allem Männlichkeit) wird hierzu übersteigert dargestellt, humoristisch verzerrt, und in seiner Fragmentarität, Kontingenz und Instabilität abgebildet. Zudem werden vergeschlechtlichte Körper denaturalisiert, während die Serie oftmals das Bestreben ihrer Charaktere nach eindeutig geschlechtlichen Körpern nachzeichnet. Dadurch wird „sex“ in seiner Konstruiertheit, Nicht-Naturhaftigkeit und Nicht-Essentialität dargestellt und damit als eine Ausformung von „gender“ behandelt und nicht als materielle Vorbedingung desselbigen. Geschlecht (hierbei vor allem hegemoniale Männlichkeit) wird als eine Aufgabe dargestellt, als Auftrag, welcher nie abgeschlossen und/oder erreicht wird. Der Text zeichnet die Bestrebungen seiner Figuren nach, einem heteronormativen Ideal von Geschlechtlichkeit zu entsprechen und lässt sie scheitern – deckt somit das Scheitern auf, welches, so Butler, heterosexueller Geschlechterperformanz und hegemonialer Männlichkeit inhärent ist. Zudem behandelt der Text dieses Scheitern auch als aktives, widerständiges Zurückweisen und Annehmen einer nicht-eindeutigen, queeren Nicht-Identität. Neben der beschriebenen Transgressivität auf der Ebene der Darstellungen von Geschlecht und Sexualität ist SpongeBob auch weder eindeutig als Erwachsener, noch als Kind lesbar. Unreife wird im Text, ebenso wie Queerness (im Sinne einer uneindeutigen Geschlechterperformanz) auch als Strategie der Zurückweisung einer heteronormativen Logik von Reifen und Erwachsen-Werden, sowie des Ideals heterosexueller, reifer, rationaler Männlichkeit dargestellt. SpongeBob’s Unreife, ähnlich wie Patrick’s Nichtkenntnis von Normen, eröffnet den Figuren queeren Spielraum. Die Protagonisten sind, bis zu einem gewissen Grad, undisziplinierte Figuren, die sich nicht der binären Logik einer heterosexuellen Matrix unterwerfen und/oder unterwerfen müssen. Ihr Zurückweisen einer rationalen, reifen Subjektposition oder aber auch ihr Scheitern am Erreichen dieses Ideals, führt in den untersuchten Texten immer wieder zu Momenten, in welchen die heterosexuelle Matrix und ihre Disziplinarmacht außer Kraft gesetzt werden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
SpongeBob SquarePants queer queer reading queer theory gender Butler performativity TV series television cartoon animation masculinity
Schlagwörter
(Deutsch)
SpongeBob SquarePants queer queer reading queer theory gender Butler Performativität Fernsehserie Cartoon Animation Männlichkeit
Autor*innen
Beatrice Frasl
Haupttitel (Englisch)
Missing identity - the queer politics of "SpongeBob SquarePants"
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
154 S. : Ill.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Monika Seidl
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
24 Theater > 24.38 Fernsehen, Hörfunk
AC Nummer
AC10837844
Utheses ID
23179
Studienkennzahl
UA | 343 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1