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Überhöhte Geschwindigkeit im Straßenverkehr wird als Kavaliersdelikt betrachtet
Julia Leichtfried
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ralf Risser
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2094
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29402.34532.883566-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Österreichs Straßen weisen laut Verkehrsstatistik eine im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Unfallsrate auf. Täglich sterben im Schnitt zwei Personen und täglich werden rund 140 Personen in Folge eines Verkehrsunfalls verletzt. Etwa ein Viertel aller Unfalltoten und ein Drittel aller Verletzten sind Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Als Hauptunfallursache gilt überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit. Die meisten Unfälle mit Personenschaden sind auf Landstraßen zu beklagen. Präventivmaßnahmen zur Unfallvermeidung wären erstens konsequentere Geschwindigkeitskontrollen und zweitens eine Herabsetzung der gesetzlichen Höchstgeschwindigkeitsgrenzen. Dahingehenden Interventionsvorschlägen von Verkehrssicherheitsexperten wird allerdings sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene heftig abwehrend begegnet. Diese Arbeit setzt sich mit folgenden Fragen auseinander: Warum ist es so schwierig, temporeduzierende und somit lebensrettende Maßnahmen durchzusetzen? Welche Rolle spielt die Geschwindigkeit im motorisierten Straßenverkehr? Wird überhöhte und unangemessene Geschwindigkeit im Straßenverkehr als ein Kavaliersdelikt betrachtet? Sollten zum Schutz jugendlicher Kraftfahrzeuglenker und –lenkerinnen besondere Regelungen geltend gemacht werden? Zur Schaffung einer empirischen Datengrundlage wurde ein umfangreicher standardisierter Fragebogen erstellt. Insgesamt haben 468 Personen (es handelt sich hauptsächlich um Kraftfahrzeuglenker und –lenkerinnen) an der Umfrage teilgenommen. Als Resümee der empirischen Untersuchung kann festgestellt werden, dass nicht angepasste Geschwindigkeit im Straßenverkehr für die Mehrheit der Befragten zum alltäglichen normalen Verkehrsverhalten zählt. Das Gefahrenpotential von überhöhter Geschwindigkeit wird subjektiv nicht im realen Ausmaß wahrgenommen. Die Akzeptanz aller Befragten zur Notwendigkeit von Verkehrssicherheitskontrollen steigt mit der Einsicht der Notwendigkeit. Unter den Befragten ist eine intrapersonelle Diskrepanz zwischen der Akzeptanz der gesetzlichen Tempolimits und der Zustimmung zu Kontrollen, die die jeweilige Person selbst betreffen könnten, feststellbar. Die Bedeutung der Geschwindigkeit liegt in Folge der Analyse weniger im raschen Vorwärtskommen im Sinne eines raschen Transportes, als viel mehr im Bedürfnis, sich selbst als unabhängig, kraftvoll und dynamisch zu erleben und darzustellen. Die multiplen Funktionserfüllungen sind geschlechts-, alters- und bildungsspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt und differieren zwischen den unterschiedlichen Kraftfahrzeugen. Der Faktor „Jugendlichkeit“ spielt im Geschwindigkeitsverhalten eine eindeutig größere Rolle als der Faktor Unerfahrenheit, vor allem bei männlichen Jugendlichen. Die jugendlichen Befragten neigen eindeutig mehr als ältere Lenker und Lenkerinnen zu Risikobereitschaft, den Bedürfnissen nach Selbstdarstellung und Unabhängigkeit und damit zusammenhängend auch zu einer höheren Geschwindigkeitsbereitschaft. Nur ein Fünftel der jugendlichen und im Vergleich die Hälfte der über 25-jährigen Befragten gib an, sich konsequent an Geschwindigkeitslimits zu halten. Bewusstseinsbildung bzgl. der Gefahr von Geschwindigkeit wird gesamtgesellschaftlich neben konsequenteren Kontrollen und einem entsprechenden Sicherheitsrahmen in Form einer weiteren Herabsetzung von Tempolimits auf Landstraßen eine bedeutsame zukünftige Herausforderung darstellen. Der Bedeutung spezieller gesetzlicher Maßnahmen zum Schutz von Jugendlichen wird in Folge der Analyseergebnisse dieser Arbeit hohe Priorität zugesprochen.
Abstract
(Englisch)
Compared to other European countries, on Austrian roads there is a higher number of accidents. The number of fatalities is above two per day. More than 140 people get injured every day as a result of accidents. One fourth of the killed and one third of all injured people are in the age bracket between 15 and 24 years. The main reason for accidents is inappropriate speed. Most accidents with injured persons are on state roads. Consequently, systematic and unexpected traffic controls and reduced speed limits on such roads should solve the problem. But society as well as politics, opinion leaders or traffic and transport lobbies reject critical advice from traffic experts. This report deals with the following questions: Why is it so difficult to achieve acceptance of reduced speed limits and unexpected traffic controls in order to safe life? What is the role of speed in motorised traffic? Is excessive and inappropriate speed in traffic a trivial offence? Is it necessary to make special arrangements in order to protect young motorists? For the empirical study a detailed questionnaire was created. 468 persons, mainly motorists, took part in the poll. As an outcome of the empirical examination we can say that not adjusted speed in road traffic for the majority of people represents normal daily traffic behaviour. Speed limits are accepted on principal among the interviewed, while stricter control and further reduction of limits are rather rejected. The danger potential of driving too fast is subjectivically not realised in its true extent. The meaning of speed consequently lies less in fast transport than in the desire to experience oneself as independent, strong and dynamic. By far the biggest preparedness to speed is shown by people with the most readiness to risk. The multiple functions have a different meaning for people according to sex, age or education and differ between different kinds of vehicles. The factor “youthfulness” clearly plays a bigger role than the factor “inexperience”, especially with male youth. Young people among the questioned tend more than older drivers towards riskiness, desire for showmanship and independence, and therefore towards higher readiness to drive fast. Furthermore, only a fifth of the under 25s and in comparison to this almost half of the over 25s of the questioned say of themselves that they persistently obey speed limits. Additionally to strict controls and imposition of lower speed limits on state roads, building a consciousness concerning the danger of speed will be an important future challenge. The meaning of special legal measures for the protection of young people will be of high priority as a consequence of the results of this thesis.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
speed traffic trivial offence risk
Schlagwörter
(Deutsch)
Geschwindigkeit Straßenverkehr Kavaliersdelikt Risiko
Autor*innen
Julia Leichtfried
Haupttitel (Deutsch)
Überhöhte Geschwindigkeit im Straßenverkehr wird als Kavaliersdelikt betrachtet
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
275 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ralf Risser
Klassifikationen
55 Verkehrswesen > 55.84 Straßenverkehr ,
71 Soziologie > 71.99 Soziologie: Sonstiges
AC Nummer
AC07138225
Utheses ID
1749
Studienkennzahl
UA | 121 | | |
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