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Zur Frage eines "awarischen" Stratums des ungarischen Wortschatzes
Andre Szabolcs Szelp
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Timothy Riese
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.8436
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29291.38455.372266-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeit awarischer Lehnwörter der ungarischen Sprache. Die Awaren lebten zwischen dem 6. und dem 9. Jh. in den Ebenen des Karpatenbeckens, wo seit dem 9. Jh. auch die Ungarn beheimatet sind. Es gibt dennoch gewisse Unsicherheiten und Fragen hinsichtlich des Kontaktes beider Bevölkerungsgruppen. „Awarisch“ wurde in der Frage, die im Titel formuliert wurde, in Anführungszeichen gesetzt um anzudeuten, dass es sich u. U. auf eine ganze Gruppe von Sprachen bezieht. Es ist nämlich belegt, dass im Laufe der Geschichte des Awarenkhaganates innerhalb seiner Grenzen etliche Sprachen gesprochen wurden. Als erstes versuchen wir zu bestimmen, ob solche Entlehnungen im Prinzip möglich waren. Um dies zeigen zu können beginnen wir damit, dass wir eine kurze Geschichte der Awaren skizzieren. Nachdem wir die Möglichkeit des Kontaktes beider Völker aufgezeigt haben, fahren wir mit der Untersuchung der kulturhistorischen und soziolinguistischen Rahmenbedingungen dieses Kontaktes fort. Unsere Untersuchung ergibt, dass die Möglichkeit von Wortentlehnungen nicht ausgeschlossen werden kann. Als nächstes skizzieren wir eine Methode, mit der diese Entlehnungen identifiziert werden können. In Betracht der Tatsache, dass wir aus dem Ungarischen alleine nicht genug Hinweise für die Beantwortung dieser Frage erhalten können (die awarische Sprache ist so gut wie unbekannt), verwenden wir unsere Erkenntnisse aus dem Kapitel über die Geschichte, um die slawischen Sprachen in den Kreis der untersuchten hineinzubeziehen. Das Verhältnis zwischen den Slawen der Karpatengegend und den Awaren während deren zweihundert fünfzig Jahre dauernde Herrschaft kann nämlich als sehr eng und intensiv beschrieben werden, sodass wir awarische Wörter auch im Slawischen der Region vermuten dürfen. Die Ursprüngliche Heimat der Awaren, die aus den eurasischen Steppen kamen, und ihre dadurch gegebene Verbindung mit den altaischen Völkern wird auch beachtet und in der Ausarbeitung der Methodik verwendet. Mit diesen drei wohldokumentierten Sprachgruppen gewappnet entwerfen wir eine Methode, mit der einzelne Elemente des awarischen Wortschatzes identifiziert werden können. Letztendlich behandeln wir das ungarische Wort „karvaly“ ‘Sperber’ und ihre Geschichte sowie ihre Distribution. Die ausführliche Studie ergibt, dass eine Annahme einer awarischen Herkunft des Wortes etliche Probleme der zur Zeit gültigen Etymologien löst, und somit ein solcher Ursprung nahegelegt werden kann. Wir schließen somit, dass das ungarische Wort „karvaly“ nach aller Wahrscheinlichkeit aus dem Awarischen entlehnt ist. Als einzige Unsicherheit bleibt, dass das Wort bislang das einzige mit einer vermeintlichen awarischen Etymologie ist. Bliebe es nach weiteren Untersuchungen auch alleine, so müssten wir die Wahrscheinlichkeit ihrer Richtigkeit geringer einschätzen. Während es die Rahmen dieser Arbeit bei weitem gesprengt hätte, eine ganze awarische Lehnwortschicht des Ungarischen zu identifizieren — „karvaly“ wurde nur zur Veranschaulichung der Methode angeführt —, so hoffen wir, dass Wissenschafter und Forscher der Hungarologie, Slawistik und Orientalistik sich des Themas annehmen werden.
Abstract
(Englisch)
The present work investigates the possibility of words borrowed (copied) from the (European) Avar language into Hungarian. The Avars occupied the centre of the Carpathian Basin, a region which is the present home of the Hungarians since the late 9th century, between the 6th and 9th centuries. However, there are some uncertainties and questions concerning the contact of the two peoples. The word “Avar” is put into quotation marks in the title to indicate, that it does not necessarily refer to a single language, as there were several languages spoken in the Avar Khaganate during its history without much doubt. First we try to determine, whether such borrowings were possible in principle. In order to achieve this, we give an account of Avar history. After having established the possibility of population contact, we go on by investigating the cultural and sociolinguistic framework of this potential contact. Our enquiry yields that the possibility of borrowings cannot be excluded. Next we draft a method capable of identifying these borrowings. Acknowledging the fact, that we cannot gain sufficient information from Hungarian alone, given that the Avar language is virtually undocumented, we draw on our findings from the chapter on history to include the Slavic languages into the investigation. The relationship of the Slavs of the Carpathian region and the Avars during their reign of two hundred and fifty years can be characterised as close and intimate, which corroborates that there must be Avar borrowings in the Slavic languages of the region as well. The original homeland of the Avars in the Eurasian steppes and their connection with the Altaic peoples is taken into consideration as well. Equipped with three groups of well documented languages (Hungarian, Slavic and Turkic), we can attempt to devise the methodology for identifying elements of the Avar vocabulary. Finally, we present a word (“karvaly”, ‘sparrowhawk’) and explore its history and occurrence in detail. The detailed study reveals, that assuming an Avar origin of the word in question will solve several puzzles of the current etymology of the word and that such a provenance can be put forward with ease. We conclude that the Hungarian word “karvaly” is in all likelihood borrowed (copied) from the European Avar language. The single uncertainty remaining is the fact, that the proposed word is the only word suggested to be of Avar origin so far. It would diminishing the chances of the new etymology to be true, were it to remain an orphan word. While it was out of scope of this work to attempt to identify a complete Avar stratum of loanwords of the Hungarian language — the word “karvaly” was only treated there in order to exemplify the suggested methodology —, it is hoped for that researchers from the field of Hungarian, Slavic and Oriental Studies will pick up the thread and continue the work.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Avars Avar language Hungarian language Slavic languages Common Slavic Turkic languages Altaic languages Carpathian Basin Eastern Europe word borrowings etymology
Schlagwörter
(Deutsch)
Awaren Awarisch Ungarisch Slawisch Urslawisch Türkisch Altaisch Karpatenbecken Osteuropa Lehnwörter Etymologie
Autor*innen
Andre Szabolcs Szelp
Haupttitel (Deutsch)
Zur Frage eines "awarischen" Stratums des ungarischen Wortschatzes
Paralleltitel (Englisch)
On the question of an "Avar" stratum among the loanwords of Hungarian
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
148 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Timothy Riese
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.71 Osteuropa ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.14 Vergleichende Sprachwissenschaft ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.15 Historische Linguistik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.16 Etymologie ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.50 Slawische Sprachen und Literaturen: Allgemeines ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.83 Ungarische Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.86 Altaische Sprachen und Literaturen ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.87 Türkische Sprachen und Literaturen ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.99 Sonstige Sprachen und Literaturen
AC Nummer
AC08013801
Utheses ID
7604
Studienkennzahl
UA | 066 | 854 | |
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