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Die krankhaften Veränderungen an den linearbandkeramischen Skelettresten von Kleinhadersdorf, NÖ
ein anthropologischer Beitrag zur Rekonstruktion der Lebensbedingungen im Frühneolithikum
Barbara Elisabeth Tiefenböck
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer*in
Maria Teschler-Nicola
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.8566
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29136.60260.569963-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Bereits 1931 wurden in der Flur Marchleiten, südlich der Ortschaft Kleinhadersdorf in Niederösterreich, 19 linearbandkeramische Gräber (5.600/5.500 v. Chr. – 4.900/4.700 v. Chr.) entdeckt. Im Zuge von Forschungsgrabungen des Österreichischen Bundesdenkmalamtes in den Jahren zwischen 1987 und 1991 konnten rund 90 weitere Verfärbungen freigelegt werden, von denen 40 als sichere Gräber gelten. Bei dem wohl ursprünglich mehr als einhundert Bestattungen umfassenden Friedhof handelt es sich um das bislang größte Gräberfeld der linearbandkeramischen Kultur in Österreich. Insgesamt konnten die Skelettreste von 62 Individuen geborgen werden, die im Rahmen dieser Studie paläodemographisch und paläopathologisch untersucht worden sind. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag in der Erfassung der unspezifischen, durch Mangelerkrankungen hervorgerufenen Stressmerkmale am Skelett und der Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates. Alle anderen krankhaften und traumatischen Veränderungen (inklusive der peri-mortalen Frakturen) wurden fallweise diskutiert. Die Befundung erfolgte makroskopisch und mit Hilfe eines Auflichtmikroskops. Hinweise auf Mangelkrankheiten konnten sowohl bei den erwachsenen als auch den subadulten Individuen dieser frühneolithischen Population vorgefunden werden. Die Skelettreste weisen Spuren von Osteoperiostitis (24,2%), porotischer Hyperostose (27,4%), Cribra orbitalia (3,2%) und transversaler Schmelzhypolasien (16,7%) auf. Die Kariesfrequenz für die Gesamtpopulation ist vergleichsweise hoch (45,2%). Infektionskrankheiten (8 von 62 Individuen) und Anzeichen traumatischer Veränderungen (7 von 62) konnten nur in einzelnen Fällen nachgewiesen werden. Das Vorliegen unspezifischer Mangelzustände deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine saisonal bedingte unzureichende Ernährung innerhalb dieser linearbandkeramischen Bevölkerung hin. Verglichen mit der frühneolithischen Serie von Asparn/Schletz (Teschler-Nicola et al., 1996) zeigen die Skelettreste des Kleinhadersdorfer Gräberfeldes jedoch einen deutlich geringeren Anteil an Stressmerkmalen. Ob dies mit einer diskutierten Verknappung der Ressourcen gegen Ende der Linearbandkeramik zusammenhängt, soll weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Die Ergebnisse dieser ersten systematischen paläopathologischen Untersuchung einer frühneolithischen Population unseres Raumes sprechen für einen allgemein guten Gesundheitszustand dieser prähistorischen Ackerbaugesellschaft.
Abstract
(Englisch)
During excavation work in the year 1931 in the Flur Marchleiten, near Kleinhadersdorf in Lower Austria, 19 burials of the Linear Pottery culture (5.600/5.500 bc – 4.900/4.700 bc) were discovered. Further research between 1987 and 1991, initiated by the „Österreichische Bundesdenkmalamt“, yielded 40 more burials from this period. Up to now the graveyard from Kleinhadersdorf presents the largest burial site of the early Neolithic in Austria. In the course of this study the skeletons of 62 individuals were investigated with regard to paleodemography and paleopathology. The main focus concentrates on the investigation of nutritional deficiencies and dental pathologies. In addition, other pathological conditions and traumas (including peri-mortal fractures) are discussed. The occurence of unspecific stress indicators, like periosteal reactions (24,2%), porotic hyperostosis (27,4%), cribra orbitalia (3,2%) and transverse linear enamel hypoplasias (16,7%), in both adult and subadult individuals of this early Neolithic population point to an insufficient nutrition. The frequency of caries is relatively high (45,2%), infectious diseases (8 out of 62 individuals) and traumas (7 out of 62) were hardly detected. In comparison with the early Neolithic site from Asparn/Schletz (Teschler-Nicola et al., 1996) the individuals from Kleinhadersdorf show clearly lower rates of unspecific skeletal stress indicators. In the Kleinhadersdorf sample they may apparently result from seasonal malnutrition. The possible stringency of resources (documented by archaeological evidences) at the end of the Linear Pottery culture should be subject of further investigations. The results of this first systematically paleopathological analysis of an early Neolithic population in our area suggest a common well health status among that prehistoric agriculturalist community.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Kleinhadersdorf Linearbandkeramik
Autor*innen
Barbara Elisabeth Tiefenböck
Haupttitel (Deutsch)
Die krankhaften Veränderungen an den linearbandkeramischen Skelettresten von Kleinhadersdorf, NÖ
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein anthropologischer Beitrag zur Rekonstruktion der Lebensbedingungen im Frühneolithikum
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
189 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Maria Teschler-Nicola
Klassifikation
42 Biologie > 42.88 Physische Anthropologie
AC Nummer
AC08016396
Utheses ID
7724
Studienkennzahl
UA | 442 | | |
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