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Oberwart 1995 und die Politik der burgenlandkroatischen Volksgruppe
Agnes Höld
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Otmar Höll
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.18734
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29072.50449.853566-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Als am 4. Februar 1995 in Oberwart eine Sprengfalle vier Angehörige der burgenländischen Volksgruppe der Roma tötete, wurde eine neue Qualität in der seit Ende 1993 laufenden Serie an Briefbomben- und Bombenattentaten in Österreich erreicht. Mit dem Anschlag von Oberwart rückte die über Jahrzehnte am Rand der Gesellschaft stehende Volksgruppe der Roma ins Zentrum des medialen und öffentlichen Interesses. Gleichzeitig ist zu betonen, dass sich der Briefbombenterror gegen alle in Österreich beheimateten Volksgruppen gleichermaßen richtete, wie die Briefbomben an Silvana Meixner und Terezija Stoisits vom Dezember 1993 sowie die beinahe zeitgleich zu Oberwart detonierende Bombe von Stinatz (wieder mit Terezija Stoisits als Adressatin) zeigen. Die vorliegende Arbeit setzte sich zum Ziel, die Auswirkungen dieser Anschlagserie im Hinblick auf die Politik der burgenlandkroatischen Volksgruppe wissenschaftlich zu untersuchen. Primäre Fragestellung war, ob durch die Bombenserie ein Paradigmenwechsel in den politischen Orientierungen der zentralen Akteure innerhalb der burgenlandkroatischen Volksgruppe zu konstatieren ist. Im Ergebnis kann hier festgehalten werden, dass es hinsichtlich der Ausrichtung der burgenlandkroatischen Volksgruppenpolitik zu keiner qualitativen Veränderung kam – die große Zäsur in diesem Kontext erfolgte bereits 1993 als Ausdruck einer bereits seit Ende der 1980er Jahre beginnenden Entwicklung, nicht zuletzt auch bedingt durch das Auftreten neuer politischer Akteure und die Neuformulierung politischer Positionen innerhalb der burgenlandkroatischen Volksgruppe (z.B. Ablöse der Generation Robak in der SPÖ). So wurden die großen politischen Themen des Jahres 1995, wie etwa die Topographie-Frage oder die Frage des Minderheitenschulwesens im Burgenland, bereits vor Oberwart/Stinatz thematisiert. Es kann jedoch 1995 sehr wohl von einer quantitativen Verdichtung der Diskussion gesprochen werden. Anders fällt der Befund hinsichtlich der staatlichen Volksgruppenpolitik aus: hier kann als neues Forschungsergebnis festgehalten werden, dass es auf Bundesebene erstmals nicht zu einem bloßen Reagieren in der Volksgruppendiskussion kam, sondern zum Ergreifen eigenständiger Initiativen von Regierungsseite (angedachte Novellierung des Volksgruppengesetzes durch SPÖ und ÖVP). Dies lässt sich nicht zuletzt als Ausdruck einer im Gefolge von Oberwart/Stinatz 1995 zu konstatierenden neuen Dynamik in der Volksgruppenpolitik werten, die alle beteiligten Akteure erfasste. Kulminieren sollte diese Entwicklung schließlich im verfassungsrechtlichen Bekenntnis der Republik Österreich zu seinen Volksgruppen durch die Implementierung einer Staatszielbestimmung sowie als wohl bedeutendstes Ereignis in der Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln im Burgenland im Jahr 2000.
Abstract
(Englisch)
On February 4th 1995 a bomb killed four members of the ethnic group Roma in Oberwart. This attack in Oberwart in 1995 proved to be of a new sort, reaching a new depth after a series of letter bombs have already been sent to representatives of ethnic groups throughout 1993. In the aftermath of the attack the widely unknown and unrecognized ethnic group of Roma people suddenly found themselves in the spotlight and in the center of attention. But in this context it needs to be stressed that the attacks were directed towards all ethnic groups present in Austria. Letter bombs were also sent to representatives of the Burgenland-Croatian ethnic group and a bomb detonated in Stinatz – the hometown of Terezija Stoisits, the former expert on ethnic questions in the Green Party and currently member of the Austrian Ombudsman Board – which left an employee of the local waste collection service severely injured. In my thesis I examine the influence of these attacks on the politics and policies of the Burgenland-Croatian ethnic group. The primary question was if the bomb attacks caused a paradigm shift in the political orientation of the main actors of the Burgenland-Croatian ethnic group. The main finding is that there are no signs of a qualitative change within the ethnic group. This stems from the fact that essential shifts were already triggered in the 1980s such as the appearance of new actors and the restatement of political positions within the Burgenland-Croatian ethnic group. Therefore the main topics of 1995 – such as topographic questions or the minority school system – were already discussed before the attacks of Oberwart and Stinatz. But concerning quantitative aspects, changes can be found within the ethnic group. This however is not true for governmental policy: as proposed by the findings of the thesis government policy for the first time was not limited to simply reacting but was characterized by independent initiatives. This change is an expression of new dynamics in designing policies targeting ethnic groups and this dynamics were triggered by the attacks of Oberwart and Stinatz. The two most important outcomes of this development were the implementation of a constitutional objective (“Staatszielbestimmung”) and the setting up of bilingual signs in Burgenland in the year 2000.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
ethnic groups minorities regional policy
Schlagwörter
(Deutsch)
Oberwart 1995 Politik der burgenlandkroatischen Volksgruppe Attentat Minderheiten
Autor*innen
Agnes Höld
Haupttitel (Deutsch)
Oberwart 1995 und die Politik der burgenlandkroatischen Volksgruppe
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
107 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Otmar Höll
Klassifikationen
89 Politologie > 89.50 Politische Prozesse: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.53 Politische Kultur ,
89 Politologie > 89.56 Politische Kommunikation ,
89 Politologie > 89.57 Politische Beteiligung ,
89 Politologie > 89.59 Politische Prozesse: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen
AC Nummer
AC09035338
Utheses ID
16792
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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