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Das Gebetbuch Johanns II. von Pfalz-Simmern
Miniaturen zwischen den Konfessionen
Sinaida Schuller
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Michael Viktor Schwarz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1848
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29070.36578.246465-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Diplomarbeit „Das Gebetbuch Johanns II. von Pfalz-Simmern: Miniaturen zwischen den Konfessionen“ beschäftigt sich mit der Frage warum ein katholischer Fürst ein Gebetbuch mit antikatholischen Darstellungen in Auftrag gibt bzw. besitzt. Die Entstehungszeit des Codex 1880, der in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird, fällt mit 1534/35 genau in die Zeit der Reformation und der damit verbundenen kirchlichen Umwälzungen in Deutschland. Die Masse an Flugblattgraphiken und kritischem Bildmaterial in der Reformationszeit spiegelt sich auch in diesem Stundenbuch wieder. Mit Albrecht Glockendon dem Älteren wandte sich Johann II. an einen Künstler aus einer Familie, die eine ausgedehnte Tätigkeit in der Miniaturmalerei entfaltete und Nürnberg zu einem Mittelpunkt für die Ausübung dieses Kunstzweiges machte. Von den 20er bis in die 40er Jahre des 16. Jahrhunderts war die Stadt das führende Zentrum für Buchmalerei, noch vor Augsburg. Und mit Nikolaus und Albrecht Glockendon hatte Nürnberg zwei der profiliertesten Buchmaler zu bieten. Die Diskrepanz der religiösen Grundhaltung (hier ein katholischer Fürst, dort ein bürgerlicher Protestant) zwischen Auftraggeber und Illuminist konnte größer nicht sein. Zur Entstehungszeit des Buches war Nürnberg schon protestantisch und somit auch seine Bewohner. Dies hielt aber auch Kardinal Albrecht von Brandenburg nicht davon ab bei bekannten, Martin Luther nahe stehenden, Künstlern Werke (auch Gebetbücher) in Auftrag zu geben. Die Kritik, die sich hinter diesem prachtvollen Codex verbirgt, richtet sich gegen die weltliche Macht der Kirche, den Ablasshandel und den Papst. Außerdem ist darüber hinaus das Sakrament der Eucharistie als wichtiges und vorherrschendes Thema für das Gebetbuch ausgewählt worden. Satirische Darstellungen in den bas-de-page Szenen, aber auch der Empfang der Kommunion sub utraque specie, also in beiderlei Gestalt, zeigen die Offenheit Johanns II. gegenüber der neuen Lehre Luthers. Es offenbart sich damit vielleicht auch die Kritik und Unzufriedenheit katholischer Kreise an Aktivitäten und Erscheinungsformen des katholischen Lebens dieser Zeit, synonym vertreten durch den Papst. Gleichzeitig wird jedoch ebenfalls das Festhalten Johanns II. am katholischen Glauben durch die betonte Verehrung Marias unterstrichen. Das interessanteste an diesem Gebetbuch ist zweifelsohne, neben seiner überreichen Ausmalung, der protestantische Einfluss. Ob er nun vom Auftraggeber alleine oder auch vom Künstler kommt, so strebte man Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit an. Die enge Verbindung von Gesellschaft und Kirche wird gerade in diesem Gebetbuch deutlich und zeigt, dass gesellschaftliche Veränderungen sich letztendlich auch auf die Kirche auswirken. Die Tatsache, dass über Johann II. von Pfalz-Simmern wenig bekannt ist, lässt letztlich nur Vermutungen über die Entstehungsgründe dieser antikatholischen Miniaturen zu. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass Stundenbücher vor allem für die private Andacht, also für den privaten Gebrauch, gemacht wurden und diese Bilder nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Buchmalerei Protestantismus Reformation
Autor*innen
Sinaida Schuller
Haupttitel (Deutsch)
Das Gebetbuch Johanns II. von Pfalz-Simmern
Hauptuntertitel (Deutsch)
Miniaturen zwischen den Konfessionen
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
101 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Viktor Schwarz
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie
AC Nummer
AC07090711
Utheses ID
1518
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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