Detailansicht

Historische Aufführungspraxis in Wiener Konzertsälen, Saison 2007/2008
Doris Schmidl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Alfred Smudits
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.3190
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29052.41580.678261-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Diplomarbeit ist als explorative Studie konzipiert, da im Bereich der historischen Auf-führungspraxis kaum musiksoziologische Publikationen existieren. Ziel der Arbeit war die Bestandsaufnahme der Originalklangkonzerte in Wiener Konzertsälen in der Konzertsaison 2007/2008, wobei der Fokus auf (Wiener und österreichischen) Ensembles und Orchestern lag. Zunächst wurden die Termini „Alte Musik“, „historische Aufführungspraxis“ und „Werk-treue“ erörtert und für die Arbeit so weit als möglich festgelegt. Aus der angestrebten Werk-treue in den Interpretationen von Originalklangensembles ergibt sich die Notwendigkeit zu Kompromissen und individuellen Lösungen, wie im Laufe der Arbeit öfter thematisiert wurde. Im zweiten Kapitel wurden die bedeutendsten Originalklangensembles im Wiener Musik-leben und ihre künstlerischen Leiter vorgestellt, darunter: der Concentus Musicus Wien unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt, das Clemencic Consort unter der Leitung von René Clemencic, die Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck, das Quatuor Mosaiques sowie dessen Primgeiger Erich Höbarth, Ars Antiqua Austria unter der Leitung von Gunar Letzbor und andere. Diese Ensembles haben eigene Abonnementzyklen in Wien. Daran anschließend wurden Spielstätten und Programme in der Saison 2007/2008 in Wien dargelegt, wobei sich die Erhebung auf publizierte Veranstaltungskalender, Abonnement-programme und Datenbankrecherchen stützte. Konzerte des Musikvereins, des Konzerthauses, des Theaters an der Wien und der Wiener Kammeroper, die von Originalklangensembles gespielt wurden, sind in der Arbeit aufgelistet und besprochen. Darüber hinaus wurden Festivals wie die Resonanzen, der Osterklang, Barocke Festtage sowie das Haydn-Jahr 2009 auf Originalklangensembles hin analysiert. Hinweise auf Veranstaltungsreihen und freie Produktionen veranschaulichen, dass Alte Musik nicht nur in institutionalisiertem Rahmen stattfindet, sondern auch in Museen, Theatern und anderen Einrichtungen. Dabei ist die Vielfalt des Repertoires und der Programme, die zeitliche Ausdehnung über mehrere Jahrhunderte Musik, die heute von Spezialisten der historischen Aufführungspraxis gespielt wird, sehr deutlich zu sehen: vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Originalklangensemb-les spielen teilweise dieselben Werke wie moderne Symphonieorchester, der Schwerpunkt dieser Überschneidung dürfte derzeit auf der Wiener Klassik liegen, wobei erste Original-klangorchester auch Musik der Romantik spielen. Als Fazit gilt, dass das Potential der Auftrittshäufigkeit von Wiener und österreichischen Originalklangensembles größer wäre, derzeit liegen viele von ihnen bei weniger als zehn Konzerten pro Saison in Wien und sind daher auf Gastspiele bei Festivals in Österreich und internationale Gastspiele angewiesen. Für die Interpreten, denen das vierte Kapitel gewidmet ist, ergibt sich daraus, dass ihnen im Bereich der Alten Musik keine Anstellungen angeboten werden sondern Werkverträge für (einzelne) Konzerte oder Produktionen, sie ein unternehmerisches Risiko haben und teilweise in mehreren Ensembles mitwirken. Bei Überschneidungen von Projekten unterschiedlicher Formationen kommt es für den einzelnen Instrumentalisten zu Interessenskonflikten. Für den künstlerischen Leiter, der im Bereich der Alten Musik meist der Gründer des Ensembles ist, ergibt sich daraus eine spezifische Anforderung, da das Ensemble weitgehend über ihn identi-fiziert wird und werden muss. Gastdirigenten sind bei den besprochenen Ensembles eher selten eingeladen, die künstlerische Leiter dirigieren oder leiten nahezu alle Konzerte selbst. Abschließend befasst sich die Arbeit mit verschiedenen Tendenzen der historischen Auf-führungspraxis, wie der Ausweitung des Repertoires, der zunehmenden Institutionalisierung, der Szientifizierung und Rationalisierung bzw. mit dem sich ändernden Verhältnis zu Quellen bei jungen Musikern. Auch Medien und zeitgenössische Kompositionen für historische europäische Instrumente sind Themen, die im fünften Kapitel kurz angesprochen werden, wie auch Anregungen für weiterführende Analysen (Demokratisierungstendenzen, Geschlechter-verhältnis, Einfluss auf moderne Symphonieorchester). Die Größenordnung der Alten Musik in Wien, die Beständigkeit der Nachfrage des Publi-kums, die Ausbildung von Institutionen, die zeitliche Ausdehnung der historischen Auf-führungspraxis auf nahezu ein Jahrhundert legen musiksoziologische Fragestellungen nahe, auch weil die Reflexion über diese relativ junge Entwicklung im Bereich der Ernsten Musik bisher nahezu ausschließlich von Musikwissenschaftern und Interpreten geleistet wird.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Alte Musik historische Aufführungspraxis Originalklang Wiener Musikleben Musiksoziologie
Autor*innen
Doris Schmidl
Haupttitel (Deutsch)
Historische Aufführungspraxis in Wiener Konzertsälen, Saison 2007/2008
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
159 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Alfred Smudits
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.59 Kultursoziologie: Sonstiges ,
71 Soziologie > 71.99 Soziologie: Sonstiges
AC Nummer
AC07113740
Utheses ID
2783
Studienkennzahl
UA | 122 | 301 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1