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"Alchymistische Kunst-Stücke in gutter Ordnungk"
Transkription und Beurteilung der Handschrift „Artificia Alchimica“ der Österreichischen Nationalbibliothek (Cod. 11450) von 1596
Birte Camen
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Chemie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Musikerziehung UF Chemie
Betreuer*in
Rudolf Werner Soukup
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.52356
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22771.58854.429964-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Aufgrund eines Transkriptionsfehlers wurde der Name des Autors der Handschrift „Artificia alchimica“ in der Sekundärliteratur bislang falsch angegeben. Der richtige Name des Hofarztes von Rudolf II. lautet Dr. Johann Hennemann Reising, wobei unterschiedliche Schreibvarianten dieses Namens existieren. Er war innerhalb seiner Familie der Erste mit einer akademischen Karriere. Vermutlich wurde er in seinem Studienort Wittenberg erstmalig mit der spagyrischen Alchemie konfrontiert. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Hofarzt von Rudolf II., bei dem er ca. ab 1590 tätig war, schrieb er die Handschrift „Artificia alchimica“ (Cod. 11.450) mit einem Umfang von ca. 432 Blatt. Es handelt sich hierbei um eine sehr umfangreiche Sammlung alchemistischer Rezepte. Schon die äußerlich sehr aufwendig gestaltete Handschrift zeigt, welche große Bedeutung diese Schrift in der damaligen Zeit hatte. Sie diente mit hoher Wahrscheinlichkeit der Herstellung von Heilmitteln. Spagyrische Alchemie, die diesen Zweck erfüllte, war dem Kaiser Rudolf II., der sich auch selber experimentell betätigte, sehr wichtig, sodass er diesbezüglich keine Ausgaben scheute. Somit war im Rahmen einer anspruchsvollen praktischen Alchemie eine gute Basis für die Erstellung der „Artificia alchimica“ geschaffen. Bedeutend ist dabei der Einfluss von Paracelsus, dem die spagyrische Alchemie zeitlebens ein wichtiges Anliegen gewesen ist. Erkennbar ist dieser Einfluss in der Handschrift nicht nur aufgrund der Präparationsvorschriften sondern auch durch die Triaprinicipia, die ein wesentlicher Baustein der medizinischen Lehre des Paracelsus ist. So wird am Beispiel einiger Rezepte und den verwendeten Laborgeräten deutlich, dass die Handschrift der spagyrischen Alchemie diente. Metallurgische Bezüge sind nicht erkennbar. Dafür sprechen auch die Rezepte, die unter dem Kapitel zum Vitriol aufgeführt sind, in denen u.a. Herstellungsvorschriften für Schwefelsäure existieren. Im Gegensatz zur Schwefelsäure wurden Salz- und Salpetersäure sowie Königswasser grundsätzlich auch in der Metallurgie verwendet. Gleichzeitig dienten sie jedoch auch der Herstellung von Heilmitteln. Für diese Säuren existieren gut verständliche Herstellungsvorschriften in der Handschrift. Die Lehre der Triaprincipia und Paracelsus hatten eine große Bedeutung innerhalb der Weltanschauung der Rosenkreuzer. Aufgrund einiger Formulierungen in der Handschrift und Hennemanns Pestschrift kann davon ausgegangen werden, dass der Autor dem Rosenkreuzerischen Gedankengut nahestand. Die Pestschrift belegt außerdem, dass er neben galenischen traditionellen Heilmitteln auch Medikamente, die mit Hilfe der spagyrischen Alchemie hergestellt wurden, befürwortete. Insgesamt kann formuliert werden, dass die Rezepte in der Handschrift bezüglich Umfang und Qualität in keinster Weise den Werken seiner Zeitgenossen nachstehen und insbesondere in Bezug auf die Genauigkeit der Mengenangaben diese teilweise übertreffen. Der große Umfang, der sehr gut strukturierten Rezeptsammlung, ist einmalig in der damaligen Zeit. Im Rahmen dieser Arbeit konnten nur wenige Präparationsvorschriften näher beleuchtet werden. Bereits bei diesen Rezepten ist die hohe Qualität und Einmaligkeit der Handschrift erkennbar. Hinsichtlich der weiteren Erforschung dieser Handschrift, die mit der alchemistischen Tätigkeit des Kaisers Rudolf II. in seinen Prager Laboratorien in einem engen Zusammenhang steht, erscheint die Auseinandersetzung mit den bislang noch nicht bearbeiteten Rezepten im höchsten Maße lohnenswert.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Artificia Alchimica Hennemann Alchemie
Autor*innen
Birte Camen
Haupttitel (Deutsch)
"Alchymistische Kunst-Stücke in gutter Ordnungk"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Transkription und Beurteilung der Handschrift „Artificia Alchimica“ der Österreichischen Nationalbibliothek (Cod. 11450) von 1596
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
iv, 132 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf Werner Soukup
Klassifikation
35 Chemie > 35.01 Geschichte der Chemie
AC Nummer
AC15090532
Utheses ID
46236
Studienkennzahl
UA | 190 | 593 | 423 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1