Detailansicht

Möglichkeiten und Grenzen theaterpädagogischer Gender-Arbeit am Fallbeispiel "Cinderella - my fairy rights"
Elisabeth Hutter
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Petra Dannecker
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.57154
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-17282.70190.462763-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Masterarbeit entstand in der wissenschaftlichen Begleitung des genderkritischen und interaktiven Theaterstücks „Cinderella – my fairy rights“, das vom TdU Wien für Kinder im Wintersemester 2018/19 umgesetzt wurde. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Frage, wie Geschlecht durch den Impuls des Theaterstücks von den Eltern und PädagogInnen als Co-Konstrukteure von Geschlecht (vgl. Dahlberg, 2004) ausverhandelt, auf welche Geschlechterdiskurse und auf welches Geschlechterwissen dabei rekurriert wird. Der Analyserahmen setzt sich zusammen aus theoretischen Bezügen zu Simone de Beauvoir, Pierre Bourdieu, Judith Butler, sowie darauf aufbauend aus neueren Erkenntnissen aus der deutschen Geschlechterforschung von Nina Degele und Angilka Wetterer. Darüber hinaus beleuchtet die Arbeit Prozesse der Geschlechterdifferenzierung bzw. des Doing-Gender (vgl. Kubandt, 2016, vgl. Gildemeister/Hericks, 2014) in der Verschränkung mit dem Theaterprojekt und seinen theoretischen und methodischen Bezügen zum Theater und der Pädagogik der Unterdrückten. Der epistemologische Zugang der Arbeit baut auf poststrukturalistische und dekonstruktivistische Prämissen auf und ist von einer hohen Relevanzsetzung von Diskursen/ diskursiven Praktiken gekennzeichnet. Das empirische Ausgangsmaterial bilden eine Gruppendiskussion mit RezipientInnen des Theaterstücks im Kontext einer Wiener Kindergruppe, sowie drei Expertinneninterviews mit den Initiatorinnen des Theaterprojekts. Das Datenmaterial wurde einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2008) und Saldaña (2012) unterzogen und förderte folgende Forschungsergebnisse zutage: Das genderkritische Theaterstück dient den Rezipientinnen vorwiegend als Impuls, um Geschlecht vor dem Hintergrund der Alltagserfahrungen mit den Kindern und im Kontext der Kindergruppe zu reflektieren. Dabei wird auf latent vorhandenes Geschlechterwissen (der Zweigeschlechtlichkeit, vgl. Wetter 2008) zurückgegriffen und Geschlecht vor der Folie der Differenz ausverhandelt. In der Analyse wird darüber hinaus – trotz weitgehenden Konsenses über die soziale Bedingtheit und Konstruktion von Geschlecht – ein beständiger Stellenwert biologistischer Erklärungsmodelle für Geschlechterdifferenz deutlich, wobei die Alltagserfahrung mit Kindern eine Tendenz in diese Richtung zu bestärken scheint. Die Forschungsergebnisse zeichnen ein Bild der Externalisierung von Prozessen der Geschlechterdifferenzierung, sowie – im Vergleich zu den als hegemonial empfundenen äußeren Einflussfaktoren – eine geringe Relevanzsetzung der eigenen Rolle in der Geschlechterkonstruktion (der Kinder). Meine Arbeit kommt daher zu dem Ergebnis, dass das Theaterprojekt, um seinem postulierten Auftrag der Infragestellung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen gerecht zu werden, zusätzlich zur Dekonstruktion stereotyper Geschlechterrollen im Theaterstück verstärkt die Dekonstruktion des 115 Geschlechterwissens und der individuellen Wissenssysteme in den Blick nehmen müsste. Dadurch ließe sich das Potential von Reflexion, Ausverhandlung und potentieller Infragestellung von Geschlecht(erwissen) in ein (diskursives und praktisches) Handlungsfeld für die theaterpädagogische Gender-Arbeit in der Elementarbildung im Speziellen und das Theater und die Pädagogik der Unterdrückten im Allgemeinen transferieren.
Abstract
(Englisch)
This Master’s Thesis is scientifically observing an interactive and gender critical theatre project titled “Cinderella – my fairy rights”, that is being realized by the TdU (theatre of the oppressed) Vienna during the winter semester of 2018/19. My work focuses on gender negotiations and the parent’s and pedagogue’s reflections on the theatre play as co-constructors of gender (vgl. Dahlberg, 2004) and shines light on their underlying gender discourses and knowledge base. The analytical framework recourses to Simone de Beauvoir, Pierre Bourdieu and Judith Butler and is expanded by Nina Degle’s and Angelika Wetterer’s perceptions and approaches on gender. Processes of differentiation and of doing gender are being analytically entangled with the theatre project and it’s theoretical and methodological connections to Augusto Boal’s theatre of the oppressed and Paulo Freire’s pedagogy of the oppressed. Epistemologically, this research is applying post structural and deconstructionist perspectives with close attention to discourses and (discursive) practises. The empirical material was being generated threw a group discussion with recipients of the theatre play and interviews with the project’s initiators and was undertaken a qualitative content analysis according to Mayring (2008) and Saldaña (2012). The research concludes that the reflections on the theatre play recourses a) largely to everyday experiences with children and b) on latently existing gender knowledge which is widely characterised as knowledge on gender differences (vgl. Wetterer, 2008 on the hegemony of the gender dualism). Therefore, this dualistic knowledge base on gender is also structuring the gender negotiations in the examined group discussion on the theatre play. Even though the analysis shows a broad consent on the social determination and construction of gender, biological explanatory models about gender differences remain solid and seem to be partly further strengthened threw everyday experiences with children. Processes of differentiation and of doing gender are being externalised as ‘outside influences’ and are rewarded as more relevant in the children’s construction of gender then the parent’s and pedagogue’s personal role in the process. Hence, I advise, that the theatre project, in order to meet it’s claim of questioning power relations and hierarchies regarding the gender system, should – additionally to destructing stereotypical gender roles in the theatre play – also set sight on the deconstruction of gender knowledge (systems). Thus, the potential of reflecting, negotiating and questioning gender (knowledge) could be transferred into a (discursive and practical) field of action considering gender 116 education for the theatre pedagogy specifically and for the theatre and the pedagogy of the oppressed generally.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Geschlecht Gender Geschlechteraushandlungen doing gender Geschlechterdifferenzierung Theaterpädagogik Reflexionen über Geschlecht Theater der Unterdrückten Pädagogik der Unterdrückten Augusto Boal Paulo Freire Binarität Zweigeschlechtlichkeit Geschlechterdiskurse Geschlechterwissen Geschlechterkonstruktion Alltagswissen Poststrukturalismus Dekonstruktion Natur-Kultur Differenzen
Autor*innen
Elisabeth Hutter
Haupttitel (Deutsch)
Möglichkeiten und Grenzen theaterpädagogischer Gender-Arbeit am Fallbeispiel "Cinderella - my fairy rights"
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
150 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petra Dannecker
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines
AC Nummer
AC15475567
Utheses ID
50467
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1