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Schnitt- und Kerbmarken an Knochen nach scharfer Gewalt
morphologische Analyse von prähistorischen und rezenten Knochen mittels Fluoreszenzmikroskopie
Christian Husch
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Anthropologie
Betreuer*in
Irene Lichtscheidl-Schultz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-15557.58348.598510-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mord und Zerstückelung zeigten in den letzten Jahren große Präsenz in den Medien. Der Neusiedlersee-Killer, die Eislady, der Mörder von Kottingbrunn und die zerstückelte Journalistin an Bord des U-Bootes, um nur einige zu nennen. Bei frischen Leichen geschieht die Identifizierung des Tatwerkzeugs anhand der Spuren auf der Haut. Wenn aber der Zersetzungsgrad schon weit fortgeschritten ist oder nur noch Knochen vorhanden sind, muss man die Spu-ren am Knochen analysieren. Schnitt- und Zerstückelungsspuren an prähistorischen menschlichen Kno-chen werfen viele Fragen über den Tod des Individuums auf. Dabei geht man der möglichen Ursache des Todes nach, ob es womöglich Mord oder ein natür-licher Tod war und was nach dem Tod mit der Leiche geschah. Spuren auf prähistorischen tierischen Knochen geben Einblicke über Fleisch- und Tier-körperverarbeitungstechniken, die verwendeten Werkzeuge und die Ernäh-rungsgewohnheiten vergangener Zeiten. Die zentrale Frage ist, ob die Fluoreszenzmikroskopie eine bessere und siche-rere Beurteilung von Marken ermöglicht, im Vergleich zu anderen Aufnahme-techniken. Das Ziel ist eine bessere Darstellbarkeit von Strukturen an und in der Marke und dadurch ein Rückschluss auf das verwendete Tatwerkzeug. Für die Mazeration wurde eine Technik entwickelt, die es erlaubt, den Kno-chen auf schonende Weise zu entfleischen, da es bei der bekannten Mikro-wellenmethode zu Strukturänderungen an Knochen kommen kann. Für die Versuche wurden Schweinerippen mittels sechs Messern, einer Sche-re und zwei Schraubendrehern, die an einem selbstgebauten Fallbeil montiert waren, Marken zugefügt. Den Schweineoberschenkelbeinen wurden hän-disch mit einer Kettensäge, Bügelsäge, Winkelschleifer, Baumsäge und einer Axt Marken zugefügt. Bei den prähistorischen Menschen- und Tierknochen wurden die am Knochen bereits vorhandenen Kerbmarken untersucht. Die zugefügten Marken wurden mittels Fluoreszenzmikroskopie aufgenommen und vermessen. Zum Vergleich wurden noch Makrofotografie, Stereomikro-skopie, ESEM und µ-CT verwendet. Mittels spezieller Software (NIS-Elements BR, Viveza 2, Photoshop, Amira) wurden die Bilder nachbearbeitet und aus-gewertet. Vermessen wurden die Höhe der höchsten Stelle frontal und im Pro-fil, die Höhe der tiefsten Stelle und der Winkel und statistisch miteinander ver-glichen. Zusätzlich zur statistischen Analyse wurde eine morphologische Ana-lyse durchgeführt. In dieser Studie war es tatsächlich möglich, die Marken auf den Knochen in drei 3 Gruppen von Tatwerkzeugen einzuteilen: Messer ohne Schliff, Messer mit Schliff (feiner Schliff und grober Schliff) und sonstige Werkzeuge. Die Zer-stückelungsmarken konnten ebenfalls in 3 Werkzeuggruppen eingeteilt wer-den: Hackwerkzeuge, grobe Werkzeuge und feine Werkzeuge. Die Marken auf den prähistorischen Menschenknochen wurden vermutlich immer mit derselben schmalen und glatten Klinge zugefügt. Mit der Fluores-zenz gut darstellbar waren auch False start-Schnitte. Die prähistorischen Tier-knochen wurden Großteils mit einer glatten und schmalen Klinge bearbeitet. Es fanden sich auch vereinzelt Hackspuren, die von den Schnittspuren ab-grenzbar waren. In der Fluoreszenz stellten sich rezente Spuren, die vermut-lich bei Ausgrabungen zugefügt wurden, sehr gut dar. Die Untersuchung der Auswirkung von Abnützungserscheinungen auf Mar-ken zeigte, dass wegstehende Kanten und Details durch die Steine abgeschlif-fen wurden und durch das teilweise Wegbrechen der Kanten die Marken grö-ßer erschienen. Es zeigte sich, dass durch eine statistische Analyse die Zuordnung einer Tat-waffe zu einer Kerbmarke stark verzerrt werden kann. Eine zusätzliche mor-phologische Analyse ist daher sinnvoll und unbedingt zu empfehlen.
Abstract
(Englisch)
Murder and dismemberment have been a major presence in the media in re-cent years. The Neusiedlersee killer, the Ice Lady, the killer of Kottingbrunn, and the dismembered journalist aboard the submarine, to name a few. For fresh corpses, the identification of the used tool is based on traces on the skin. But if the degree of decomposition is already advanced or only bones are pre-sent, one must follow the traces on the bone. Cut and dissecting traces of prehistoric human bones raise many questions about the death of the individual. One investigates the possible cause of death, whether it was possibly murder or a natural death and what happened to the body after death. Traces of prehistoric animal bones provide insights into meat and carcass processing techniques, the tools used and the eating habits of bygone times. The central question is whether fluorescence microscopy enables a better and safer assessment of marks compared to other techniques. The goal is a better representation of structures at and in the brand and thus a conclusion on the used tool. For maceration, a technique has been developed that allows to deflesh the bone gently, as it can lead to structural changes in the bone due to the known microwave method. For the experiments, marks were added to pork ribs by means of six knives, a pair of scissors and two screwdrivers mounted on a homemade guillotine. To pig's thigh legs marks were added by hand with a chainsaw, bowsaw, angle grinder, segment saw and an axe. On prehistoric human and animal bones, the already existing marks were examined. The marks were recorded and meas-ured by fluorescence microscopy. For comparison, macro-photography, stere-omicroscopy, ESEM and μ-CT were used. Using special software (NIS-Elements BR, Viveza 2, Photoshop, Amira), the images were reworked and evaluated. The height of the highest point frontal and from the side, the height of the lowest point and the angle were measured and compared statistically. In addition to statistics, a morphological analysis was performed. In present study it was actually possible to divide bone marks into three groups: marks caused by knives without cut, knives with cut (fine cut and coarse cut) and other tools. Marks after dismembering could also be divided into three groups: hoeing tools, coarse tools and fine tools. The marks on prehistoric human bones were probably always added with the same slender and smooth blade. With fluorescence false start cuts were also well represented. The prehistoric animal bones were largely processed with a smooth and narrow blade. There were also occasional hacking marks that could be distinguished from cut marks. In fluorescence, recent traces, which were probably added during excavations, were depictable very well. Examination for the effect of abrasion on marks revealed that protruding edges and details were being abraded through the stones and the marks partially ap-pearing broader by break off edges. It was shown that a statistical analysis can strongly distort the assignment of a tool to a notch mark. An additional morphological analysis is therefore useful and definitely recommended.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Forensic Anthropology Forensic Archeology Paleoanthropology Paleozoology guillotine Maceration Defleshing Dismemberment Lambda Series Silex instrumentalities Dismembering Tools Fluorescence Microscopy Stereo Microscopy Micro-CT ESEM Macro Photography Statistics Morphology
Schlagwörter
(Deutsch)
Forensische Anthropologie Forensische Archäologie Paläoanthropologie Paläozoologie Fallbeil Mazeration Entfleischung Zerstückelung Lambda-Reihe Silex Tatwerkzeuge Zerstückelungswerkzeuge Fluoreszenzmikroskopie Stereomikroskopie Mikro-CT ESEM Makrofotographie Statistik Morphologie
Autor*innen
Christian Husch
Haupttitel (Deutsch)
Schnitt- und Kerbmarken an Knochen nach scharfer Gewalt
Hauptuntertitel (Deutsch)
morphologische Analyse von prähistorischen und rezenten Knochen mittels Fluoreszenzmikroskopie
Paralleltitel (Englisch)
Cut and notch marks on bones after sharp force : morphological analysis of prehistoric and recent bones using fluorescence microscopy
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
283 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Irene Lichtscheidl-Schultz
Klassifikationen
30 Naturwissenschaften allgemein > 30.03 Methoden und Techniken in den Naturwissenschaften ,
42 Biologie > 42.03 Methoden und Techniken der Biologie ,
42 Biologie > 42.86 Spezielle Zoologie: Sonstiges ,
42 Biologie > 42.88 Physische Anthropologie ,
42 Biologie > 42.99 Biologie: Sonstiges ,
44 Medizin > 44.72 Rechtsmedizin
AC Nummer
AC15550058
Utheses ID
53350
Studienkennzahl
UA | 066 | 827 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1