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Weibliche Autorität beanspruchen
zur Selbstlegitimierung bei Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg
Sarah Gerschel
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Gender Studies
Betreuer*in
Birgit Heller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.45249
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11892.97742.913262-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Spätmittelalterliche Autorinnen wie Hildegard von Bingen (1098-1178) und Mechthild von Magdeburg (1210-1282) waren eigentlich davon ausgeschlossen, sich am theologischen Diskurs ihrer Zeit zu beteiligen: Die scholastische Theoriebildung an den Universitäten und innerhalb der Kirche wurde von Männern für Männer betrieben, während Frauen einem Lehrverbot unterstanden. Mittels mystischer Erfahrung war es für sie jedoch möglich, ohne über die einschlägige Gelehrsamkeit zu verfügen, sich ebenfalls theologisch zu äußern. Die Mystikerinnen mussten dennoch rechtfertigen, weshalb sie über ihre mystische Erfahrung schreiben durften. Um jene Strategien der Selbstlegitimierung bei Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg geht es in der vorliegenden Arbeit. Im Wesentlichen betrachteten sich die Autorinnen als spätzeitliche Prophetinnen, die sich in vielen Aspekten an prophetische Figuren der Bibel anlehnten. Aus dieser Position formulieren sie ihre Kritik an Kirche und Klerus. Eine zentrale theologische Argumentation war darüber hinhaus, dass der vermeintliche weibliche Nachteil der Schwäche wiederum als besondere Ähnlichkeit zur göttlichen Erniedrigung während der Inkarnation präsentiert wurde. Dies bekräftigte einerseits die zeitgenössisch behauptete Inferiorität der Frau, räumte ihr jedoch gleichzeitig den Vorteil einer besonderen Gottesnähe ein. Diese Möglichkeit einer Gottebenbildlichkeit für Frauen unterschied sich wesentlich vom Verständnis des Geschlechterverhältnisses zeitgenössischer Theologen, welche dem Mann mehrheitlich eine größere Ähnlichkeit zu Gott zugestanden. Während Männlichkeit mit dem Geistlichen assoziiert war, stand die Frau demgegenüber für die niedriger geachtete Körperlichkeit, anhand derer jedoch mittels der Imitatio ein Nachempfinden des Leidens Christi angestrebt wurde. Weitere Strategien waren die theologisch unübliche positive Konnotation von Weiblichkeit bis hin zum Andeutung und Hervorhebung weiblicher Aspekte Gottes. Frauen der christlichen Tradition, wie Eva und Maria, werden von Hildegard und Mechthild besonders eingehend betrachtet und mitunter anders bewertet, als vom theologischen Mainstream seinerzeit. Teilweise wird von den Autorinnen, inmitten der sonstigen starken Hierarchisierung der Geschlechter, eine Gleichwertigkeit angenommen. Insgesamt zeichnen sich beide Mystikerinnen durch eine auf der einen Seite betont demütige Haltung der Kirche gegenüber aus, welche ihnen ihr Sprechen im theologischen Kontext eigentlich untersagt. Gleichzeitig jedoch entwickeln sie verschiedene Strategien, anhand derer sie ihre Positionen als Frauen im patriarchalen, christlichen Europa des 12. und 13. Jahrhunderts legitimieren können.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Mystikerinnen Hildegard von Bingen Mechthild von Magdeburg
Autor*innen
Sarah Gerschel
Haupttitel (Deutsch)
Weibliche Autorität beanspruchen
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Selbstlegitimierung bei Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
106 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Birgit Heller
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC14460922
Utheses ID
40049
Studienkennzahl
UA | 066 | 808 | |
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