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Hunger nach Individualität
Strukturen einer anorektischen Poetik im Persephone-Mythos
Sophie Emilia Seidler
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Vergleichende Literaturwissenschaft
Betreuer*in
Achim Hölter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.57698
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10772.14650.937566-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Persephone-Mythos inszeniert die enge Beziehung zwischen zwei psychosomatischen Phänomenen: Essen und Sexualität – bzw. deren Negation. Fruchtbarkeit, Begehren und Ap-petit, Nahrungsverzicht und Sexualitätsverweigerung, Vergewaltigung und Essenszwang, Aushungern und Ernähren bilden in der konfliktreichen Handlung Strukturkonstituenten, welche Persephones Geschichte in auffällige Nähe zu modernen Essstörungen rücken. Persephone muss die Stufen Genährtwerden, Nahrungsverzicht und Essen überwinden, um in ihre Rolle als eigenständige Frau und Göttin hineinzuwachsen und Körper, Wachstum und Lebenszyklen zu akzeptieren. Ohne den Figuren antiker Mythologie anachronistisch Symptome moderner Essstörungen zuzuschreiben, betont der Ansatz dieser Arbeit die dem Plot inhärente anorektische Logik, die Weiblichkeit, Sexualität, Mutterschaft, Veränderung und Wiedergeburt umfasst. Dazu werden zwei antiken, kanonischen Versionen – dem „Homerischen“ Hymnus an Demeter sowie Ovids Versionen vom Raub der Persephone in den Metamorphosen und den Fasti – zwei zeitgenössische Bearbeitungen gegenübergestellt: Die beiden Persephone-Bände der schwedischen Dichterin Lotta Olsson (1994 und 2012) setzen die Göttin in Relation zu modernen Essstörungen; die streng regulierten Versmaße korrelieren dabei mit dem Inhalt. Der Comiczeichner George O’Connor schildert Persephones Rite de Passage in seinem Buch Hades (2012). Er reichert OʼConnor den Mythos um eine entwicklungspsychologische Ebene an und betont die Ähnlichkeit zu einem zeitgenössischen jungen Publikum. Die vier ausgewählten exemplarischen Bearbeitungen des Stoffes treten in einen fruchtbaren intermedialen und diachronen Dialog, der – so die These – die dem Mythos inhärenten Strukturen einer anorektischen Poetik klar erkennen lässt, mittels derer die Rückkehr der Persephone auch im 21. Jahrhundert noch Reibungsfläche bieten kann.
Abstract
(Englisch)
Persephone’s myth exemplifies the narrow relationship between two psychosomatic phenom-ena: food and sexuality – and their denial. Persephone’s story is structured by patterns of fertility, desire, appetite, the refusal to eat and denial of sexual maturity, rape and forced feeding, starvation, and abundant nutrition. Denying food, being fed, and finally eating transform her into a powerful goddess. Far from ascribing symptoms of modern eating disorders onto ancient mythological characters, my de-pathologizing approach illustrates the anorexic logic inherent in the plot, which comprises questions of femininity, sexuality, motherhood, change, and re-birth. This subversive reading of the myth includes revisions of the “Homeric“ Hymn to Demeter and Ovid’s accounts in the Metamorphoses and the Fasti. Two contemporary adaptations revive the empowering potential entailed in the goddesses’ story: in her poetry from 1994 and 2012, Swedish poet Lotta Olsson crystallizes gender and identity conflicts in Persephone, putting the ancient goddess in close relation to modern eating disorders. She experiments with traditional meters and shrinks her language into a corset of regulation. Comic artist George O’Connor illustrates Persephone’s rite of passage in Hades (2012) with regards to developmental psychology. He stresses the analogy to a contemporary, young readership’s quest for identity constitution. My comparative, inter-medial, and diachronic analysis of the dynamics of eating and starving in these four re-figurations of Persephone intends to demonstrate the dynamics which contribute to Persephone’s ongoing popularity in the 21st century.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Persephone Demeter Anorexic Poetics Anorexia Eating Disorders & Literature Gender Studies violence sexuality coming of age food symbolics Homeric Hymn to Demeter Ovid Metamorphoses Fasti Lotta Olsson George O'Connor myth revision
Schlagwörter
(Deutsch)
Persephone Demeter Gendertheorie Mythenrevision Anorektische Poetik Anorexie Essstörungen & Literatur Sexualität Gewalt coming of age Homerischer Hymnus an Demeter Ovid Metamorphosen Fasti Lotta Olsson George O'Connor
Autor*innen
Sophie Emilia Seidler
Haupttitel (Deutsch)
Hunger nach Individualität
Hauptuntertitel (Deutsch)
Strukturen einer anorektischen Poetik im Persephone-Mythos
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
141 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Achim Hölter
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.41 Ästhetik ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.81 Epik, Prosa ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.83 Lyrik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.89 Literaturtheorie: Sonstiges ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.9 ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.92 Vergleichende Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.94 Literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.17 Schwedische Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.40 Klassische Sprachen und Literaturen: Allgemeines ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.42 Klassische griechische Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.45 Klassische lateinische Literatur ,
44 Medizin > 44.91 Psychiatrie, Psychopathologie ,
77 Psychologie > 77.14 Psychoanalyse ,
77 Psychologie > 77.56 Jugendpsychologie
AC Nummer
AC15428810
Utheses ID
50951
Studienkennzahl
UA | 066 | 870 | |
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