Zhao Tingyang gehört zu den einflussreichsten Denkern der chinesischen Gegenwartsphilosophie. In seinem 2020 bei Suhrkamp erschienenen Werk (Alles unter dem Himmel: Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung) reaktualisiert er die klassische Idee des Tianxia („Alles unter dem Himmel“). Zhao schlägt darin einen Perspektivenwechsel vor, nach dem die globale Ordnung jenseits der Idee von Nationalstaaten als radikal integrierte Ganzheit zu betrachten ist. Die folgende Buchdiskussion begibt sich in die Auseinandersetzung mit Zhaos interessantem, aber auch provokantem Vorschlag. Einleitend werden Philippe Brunozzi und Henning Hahn zunächst Zhaos Grundgedanken herausarbeiten. Er konzipiert die Welt insgesamt als politisches Subjekt, stellt dem westlichen Rationalitätsbegriff eine relationale Rationalität gegenüber und entwirft mit dem Tianxia-System ein globales Ordnungsmodell. Es schließen sich kritische Kommentare von Stefan Gosepath, Walter Pfannkuche, Luise Müller, Christian Neuhäuser, Hans Feger und Robin Celikates an, auf die Zhao Tingyang abschließend antwortet.
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