Die Notwendigkeit eines kapitalzentrierten medienökonomischen Forschungsansatzes läßt sich auch ohne Probleme theoretisch begründen, wenn man berücksichtigt, daß das weltweit herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zurecht „Kapitalismus“ genannt wird und daß in diesem System Kapitaleigner eine grundgesetzlich geschützte, fast unangreifbare autonome Stellung und Handlungsfreiheit haben. Im Zuge der weitreichenden Privatisierungen, d.h. Kapitalisierungen und Kommerzialisierungen von bislang ausschließlich öffentlich-rechtlich bzw. staatlich organisierten Sektoren einer damit erweiterten Medienindustrie ergeben sich ohne Zweifel zusätzliche Notwendigkeiten für eine - auf dieser Basis realitätsnahe und ergiebige - kommunikationswissenschaftliche Beschäftigung mit den Bewegungsgesetzen des Kapitals im allgemeinen und des Medienkapitals im besonderen. Dies gilt verstärkt in der gegenwärtigen Phase des vorherrschenden neoliberalen Paradigmas in der Wirtschaftstheorie und -politik, wonach eine nahezu uneingeschränkte Kapitalautonomie mit „dem Markt“ als fast alleinigem Regulator „im freien Spiel der Kräfte“ legitimiert wird.
Eine weitere theoretische Begründung für die Konzentration des wissenschaftlichen Interesses auf Kapitalbewegungen und deren Folgen in der Medienindustrie als Teilbereich der kapitalistischen Wirtschaft ergibt sich auch aus erkennbaren strukturellen Veränderungen im Kapitalismus, wie sie in der Wirtschafts- und in der Politikwissenschaft vielfach analysiert und durchaus auch aus kritischer Perspektive diskutiert werden