Die Fallstudie der UNESCO-Welterbestätte (WHS) von Goa steht im Mittelpunkt dieser Dissertation und folgt der Forschungsphilosophie der Phänomenologie. Dieser Fall wurde aus zwei Gründen ausgewählt. Wenig bis gar keine Forschung wurde bisher auf dem Gebiet der Kulturerbe-Kommunikation an der WHS von Goa durchgeführt. Darüber hinaus bot Goa eine einmalige Gelegenheit, die Kulturerbe-Kommunikation in einem postkolonialen, interkulturellen Bereich zu analysieren. Anders als die meisten WHS ist das WHS von Goa ein (dissonantes) Symbol des Postkolonialismus, das nicht die Mehrheit der lokalen Bevölkerung repräsentiert, sondern nur eine kleine Minderheit. Ziel war es, Einblicke in die spezifischen Konzepte der (dissonanten) Kulturerbe-Kommunikation in Goa zu gewinnen.
Für diese Dissertation wurde eine Kombination von sekundären und primären Forschungsmethoden verwendet. Sekundärforschung wurde durchgeführt, indem eine Überprüfung der vorhandenen Literatur über allgemeine Kommunikationstheorien (Postkolonialismus, symbolischer Interaktionismus), interkulturelle Theorien (kritische Theorie, Kulturtheorie von R Williams, kulturelle Identitätstheorie) und interkulturelle Kulturerbe-Kommunikation Theorie durchgeführt wurde. Der Kontext der Dissertation - der Fall der Goa - enthielt eine Beschreibung der WHS sowie ihre dissonanten, postkolonialen Aspekte.
Die UNESCO-Studie "Benchmarking Welterbe & Tourismus" bildete die Grundlage für die Primärforschung. Durch eine Kombination von quantitativen (Benchmarking) und qualitativen ("Benchlearning") Methoden war es das Ziel, dem WHS Management in Goa eine vergleichende Qualitätsbewertung des WHS zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig den Austausch von 'Practices' mit den anderen WHS zu fördern. Im Rahmen der empirischen Forschung wurden Experteninterviews mit Experten des WH-Managements (Beamte des Archaeological Survey of India und der Katholischen Kirche), Verantwortlichen in der regionalen Tourismusverwaltung sowie Tourismusakteuren und -vertretern und Touristen in Goa durchgeführt. Die Erhebungenwurden nach dem Prinzip der Gegenprüfung durchgeführt, wobei jede Frage von mindestens zwei Experten, beantwortet werden musste. Es war die Aufgabe des Fallstudienleiters, die Fakten summarisch zu bewerten und eine endgültige Stellungnahme in Form einer "Composed Answer" abzugeben. Zusammen bildeten diese Antworten ein "Composed Interview", das in ein Online- "Monitoring- und Benchmarking-Tool" eingegeben wurde, welches in 6 Dimensionen unterteilt wurde: Zustand & Erhaltung, General Management, Tourismusmanagement, Mitworkung, Kommunikation und Regionale Entwicklung. Als grafische Darstellung der Ergebnisse wurden Spidendiagramme für das Goa WHS und andere WHS entwickelt, wobei die sechs äußeren Ecken die bestmögliche Bewertung bilden.
Die "Kirchen und Klöster von Goa" (wie die UNESCO WHS von Goa offiziell genannt wird) erzielt in den meisten Gebieten im Vergleich zum Durchschnitt einigermaßen gute Leistungen. Im Bereich Zustand & Erhaltung übertrifft sie sogar den Gesamtdurchschnitt, während er in den meisten anderen Dimensionen nicht allzu weit hinter dem Gesamtdurchschnitt liegt. Allerdings ist Goas Leistung in den Bereichen Tourismusmanagement und Kommunikation, Schwerpunkte dieser Dissertation, äußerst schwach. Zu den Erkenntnissen für das Goa WHS-Management gehörte die Notwendigkeit eines Managementplans (mit Methoden zur Mitwirkung der lokalen Bevölkerung sowie Konfliktlösung/Prävention), Implementierung eines Besucherverwaltungssystems (zur Verhinderung von Massentourismus und Schäden am WHS) sowie ein Kommunikationskonzept (das Besucher als auch Einheimische über die Bedeutungen des WHS aufklärt). Widersprüchliche/dissonante Interpretationen der symbolischen Bedeutung des WHS müssen nicht vermieden werden, sondern sollten offen in einem partizipativen Rahmen diskutiert werden. Die Ergebnisse, obwohl sie sich hauptsächlich auf die WHS von Goa konzentrieren, behaupten auch, aufgrund der Ähnlichkeiten der postkolonialen Erfahrung, eine gewisse Generalisierbarkeit in anderen postkolonialen Kulturstätten zu haben.