Typ I Hypersensitivität, besser bekannt als Allergie, stellt eine der wichtigsten chronischen Erkrankungen weltweit dar, von der mehr als ein Viertel der Bevölkerung betroffen ist. Hausstaubmilben (HSM) zählen zu den wichtigsten Allergiequellen, da sie für Sensibilisierungen in etwa der Hälfte aller Allergiker verantwortlich sind. Im Augenblick werden für die Diagnose und Immuntherapie der HSM-Allergie Allergenextrakte verwendet, die oft von mangelnder Qualität sind und häufig wichtige Allergene nicht enthalten. Große Bemühungen wurden daher in den letzten 25 Jahren im Bereich der Entwicklung der molekularen Allergiediagnostik und -immuntherapie unternommen, die sich als gute Alternative zu Extrakt-basierten Methoden herausgestellt haben.
Das Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung von HSM-Allergenen hinsichtlich ihrer molekularen, biochemischen und immunologischen Eigenschaften. Es sollte dadurch möglich sein, die Gruppe jener HSM-Allergene zu bestimmen, die für die Immuntherapie von HSM-Allergikern benötigt wird. Zusätzlich wurden bereits charakterisierte HSM-Allergene auf einen Allergenchip gespottet werden um die IgE- und IgG-Reaktivitätsprofile von HSM-allergischen Patienten zu untersuchen.
Im Zuge dieser Arbeit haben wir uns auf die Charakterisierung von zwei HSM Allergenen, Der p 10 und Der p 18, fokussiert. Das Milbentropomyosin Der p 10 wurde als alpha-helikales Protein exprimiert und glich seinem natürlichen Gegenstück in Bezug auf IgE-Reaktivität und Sekundärstruktur. Der p 10 zeigte eine niedrige IgE-Bindungsfrequenz und induzierte keine oder nur niedrige Basophilendegranulierung, was auf eine niedrige klinische Relevanz dieses Allergens in europäischen HSM-allergischen Patienten hinweist. Wir konnten allerdings Der p 10 als diagnostisches Markerallergen für HSM-allergische Patienten mit einem sehr breiten HSM-Sensibilisierungsprofil identifizieren, welches möglicherweise Auswirkungen auf HSM-spezifische Immuntherapie haben kann. Eine detaillierte Charakterisierung von Der p 18 zeigte, dass dieses Chitinase-ähnliche Protein ein Spezies-spezifisches Allergen ist, welches von 10% der HSM-allergischen Patienten erkannt wird. Es induziert jedoch eine Aktivierung der Basophilen von Der p 18-sensibilisierten Patienten, weshalb es bei diagnostischen Tests berücksichtigt werden sollte. In einem dritten Projekt wurden die IgE- und IgG-Reaktivitätsprofile auf wichtige HSM-Allergene in asthmatischen und nicht-asthmatischen Kindern untersucht. Asthmatische HSM-allergische Kinder zeigten im Vergleich zu nicht-asthmatischen Kindern eine erhöhte IgE-Bindungsfrequenz und IgE-Bindungsintensität auf jedes der getesteten HSM-Allergene. Die IgG-Bindungsfrequenzen waren im Gegensatz dazu in der Gruppe der asthmatischen Kinder deutlich niedriger.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass Der p 10 und Der p 18 nur von geringer klinischer Bedeutung für HSM-allergische Patienten sind und daher nicht in einem Impfstoff für Immuntherapie enthalten sein müssen.
Jedoch stellen beide Allergene wichtige Komponenten in diagnostischen Tests für HSM Allergie dar. Zusätzlich wurden einzigartige, serologische Reaktivitätsprofile identifiziert, die möglicherweise helfen können, asthmatische und nicht-asthmatische HSM-allergische Kinder voneinander zu unterscheiden.