Ziel dieser retrospektiven Studie war die Beurteilung des Erfolgs von Wurzelkanalstiften aus gegossenem Metall und aus glasfaserverstärktem Kunststoff über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Der Erfolg wurde anhand radiologischer Parameter des behandelten Zahnes und anhand der Patientendokumentation mittels Karteikarteneinträge evaluiert. Das Patientenkollektiv umfasste die elektronischen Datenaufzeichnungen der Patienten der Jahre 2009, 2010 und 2011, die mit Wurzelkanalstiften an der Universitätszahnklinik Wien versorgt wurden und bei denen klinische und radiologische Nachuntersuchungen über den Zeitraum von mindestens fünf Jahren möglich waren. Im Rahmen der Studie wurden 1037 Stifte ausgewertet, von denen 203 Stifte die Einschlusskriterien erfüllt haben. In die Wertung wurden 99 Glasfaserstifte und 104 gegossene Metallstifte miteinbezogen.
Für den klinischen Erfolg müssen einige Einflussfaktoren in Betracht gezogen werden, wie die Lokalisation des Stiftes im Kiefer (Oberkiefer/Unterkiefer), im Zahnbogen, sowie das Alter des Patienten. Frontzähne zeigten ein tendenziell schlechteres Outcome und ebenso ist bei Stiftinsertion im Unterkiefer mit einer geringeren Erfolgswahrscheinlichkeit zu rechnen. Bei Patienten über 50 Jahren konnte bei den Restaurationen mit Metallstiften eine deutlich höhere Misserfolgswahrscheinlichkeit festgestellt werden, wohingegen Glasfaserstifte in dieser Patientengruppe mit einer gleichbleibenden Erfolgswahrscheinlichkeit überzeugten. Glasfaserstifte erzielten in beiden logistischen Regressionsmodellen eine signifikant höhere Erfolgswahrscheinlichkeit (p= 0,035; p= 0,012) im Vergleich zu den Metallstiften. Die Erfolgswahrscheinlichkeit von Glasfaserstiften betrug 80%, von Metallstiften 62%. Insgesamt wurden bei 60 Zähnen Komplikationen festgestellt, von denen 44 nach Auftreten der Komplikation extrahiert werden mussten (Glasfaserstifte n= 15, Metallstifte n= 29). Somit zeigten Glasfaserstifte eine Misserfolgswahrscheinlichkeit von nur 15,2% und Metallstifte eine ungefähr doppelt so hohe von 28,2%.
Glasfaserstifte erzielten ein deutlich besseres Ergebnis hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit und der Komplikationsrate. Es muss jedoch beachtet werden, dass Glasfaserstifte bei starker koronaler Destruktion aufgrund ihrer techniksensitiven Insertion nicht immer indiziert sind. Mehrere Einflussvariablen haben eine Auswirkung auf den Langzeiterfolg von Stiftrestaurationen.