Eine der größten Herausforderungen hinsichtlich der Immuntherapie von Tumoren stellt die Durchbrechung der Toleranz gegenüber Selbst-Antigenen dar, die von Krebszellen häufig überexprimiert werden. In diesem Zusammenhang, entwickelte sich die Impfung mit Peptiden, die konformationelle Tumorepitope imitieren (Mimotope), zu einer vielversprechenden Vakzinierungsstrategie. Da Mimotope lediglich 3-dimensionale Strukturen (B-Zell Epitope) von Tumorantigenen imitieren und nicht unbedingt identisch mit diesen sein müssen, kann eine Impfung mit Mimotopen theoretisch Tumor-Toleranzmechanismen umgehen und infolgedessen eine starke Immunantwort gegen Tumorantigene induzieren. Mithilfe der Phagendisplay Technologie und aufgrund der Verfügbarkeit von tumorspezifischen monoklonalen Antikörpern (mAb) wurden eine Reihe von Mimotop basierenden Vakzinen entwickelt und in unterschiedlichen humanen Tumormodellen untersucht.
Der Fokus unserer Arbeitsgruppe lag in der Entwicklung einer Mimotop basierenden Vakzine gegen das HMW-MAA (High molecular weight-melanoma associated antigen) zumal dieses Antigen von einem Großteil der Melanome exprimiert wird und HMW-MAA spezifische Antikörper einen therapeutischen Nutzen in vivo zeigten. In einer vorangehenden Studie von uns, konnten wir zeigen, dass die Impfung von Kaninchen mit einem HMW-MAA Mimotop, welches durch den mAb 225.28S definiert wurde, HMW-MAA spezifische Antikörper induziert, die das Melanomzellwachstum in einem humanen xenogenen SCID Maus Melanommodell inhibieren.
Da nun Studien zeigten, dass die Induktion von Antikörpern, die gegen multiple Tumorepitope gerichtet sind, mit einer eine erhöhten Hemmung des Tumorwachstums in vivo einhergeht, gingen wir davon aus, dass auch die Wirksamkeit unserer zuvor entwickelten Mimotop Vakzine durch Co-applikation zusätzlicher und unterschiedlicher HMW-MAA Mimotope gesteigert werden könnte.
Ziel dieser Dissertation, war daher die Definition zusätzlicher HMW-MAA Mimotope mit unterschiedlichen Epitop-Spezifitäten, als Komponenten einer Polymimotop Vakzine.
Randomisierte Phagenbanken wurden mit den HMW-MAA spezifischen mAbs VT80.12 und VF1-TP43 gescreent, wobei für jeden mAb, jeweils ein Peptidligand selektioniert werden konnte. Beide Peptidliganden inhibierten die Bindung ihres definierenden mAb an das HMW-MAA und betstätigten somit deren Definition als "Peptide mimics". Zudem induzierten beide HMW-MAA Mimotope, die zwecks Immunisierungsversuche an den immunogenen Träger KLH (keyhole limpet hemocyanin) gekoppelt wurden, eine peptidspezifische Immunantwort, sowohl in Kaninchen als auch in BALB/c Mäusen. Eine HMW-MAA spezifische Immunantwort konnte jedoch nur mit dem Mimotop induziert werden, das durch den mAb VT80.12 definiert wurde, und dies auch nur in BALB/c Mäusen. Das in vitro Wachstum von HMW-MAA exprimierenden Melanomzellen konnte durch diese induzierten Antikörper jedoch nicht gehemmt werden.
Zum einen diskutiert die vorliegende Arbeit Einschränkungen der Mimotoptechnologie als solches. Allen voran, soll diese Arbeit aber die Notwendigkeit die funktionellen Eigenschaften der Mimototop-selektionierenden mAbs sowie deren Zielantigene zu charakterisieren, hervorheben, damit in Zukunft wirksame Mimotop Vakzinen gegen Tumore entwickelt werden können.