Einleitung: Vitamin D-Mangel ist weit verbreitet, insbesondere in der älteren Bevölkerung. Die systemische Therapie des Mangels vor einem Eingriff ist mit hohem Aufwand verbunden. Ein Ansatz ist die lokale Applikation im Zuge der Operation. Hier bieten sich Knochenersatzmaterialien als Träger für Vitamin D an. Ob sich diese eignen, ist jedoch noch unklar. In dieser Arbeit wird die Wirkung von bovinem deproteinisiertem Knochenmineral mit (DBBM/C) und ohne (DBBM) Kollagen, beladen mit 25 (OH)2 Vitamin D3 und 1,25 (OH)2 Vitamin D3 (25D bzw. 1,25D), auf die Genese von Osteoklasten und Osteoblasten untersucht.
Methoden: DBBM und DBBM/C wurden mit Vitamin 25D oder 1,25D beladen und lyophilisiert. Um Änderungen der Materialoberfläche festzustellen, wurden die Materialen mittels Elektronenmikroskopie (SEM) untersucht. Von den Knochenersatzmaterialien wurden Überstände in einem Zeitraum von 1, 3, 6, 24, 48 und 72h gewonnen und der Einfluss auf Osteoklasten- sowie Osteoblasten-Vorläuferzellen untersucht. Die Osteoklastogenese wurde mittels RAW 264.7 Zellen in Gegenwart von „Receptor Activator of NF-κB Ligand“ (RANKL) über die tartratresistente saure Phosphatase (TRAP), sowie über die Anzahl an mehrkernigen, TRAP-positiven Zellen evaluiert. Die Osteoblastogenese wurde mit MC3T3-E1 Zellen über histochemische Färbung für alkalische Phosphatase (AP) bestimmt. Die metabolische Aktivität wurde jeweils anhand der Umwandlung von 3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyltetrazoliumbromid (MTT) in Formazan evaluiert.
Ergebnisse: SEM-Aufnahmen zeigen keine Änderung der Oberflächenstruktur nach Beladung. Bei direkter Vitamin 25D und 1,25D Stimulation zeigt sich jeweils eine mögliche Steigerung der Osteoklastogenese. Die AP-Färbung zeigt, dass höhere Konzentrationen an Vitamin 1,25D die Osteoblastogenese signifikant hemmen. Die Stimulation mit Überständen des beladenen DBBM zeigte eine geringe Inhibition der Osteoklastogenese ohne Einflüsse auf die Osteoblastogenese. DBBM/C-Überstände zeigten eine starke Hemmung der Osteoklastogenese, besonders in den ersten 6h. Eine Inhibition der Osteoblastogenese war in der ersten Stunde zu sehen.
Schlussfolgerungen: Unabhängig vom Vitamin D Typ zeigt DBBM/C eine stärkere Reduktion der Osteoklastogenese und Osteoblastogenese als DBBM in einer parakrin-ähnlichen Form, was einen antiresorptiven Effekt vermuten lässt. Diese Ergebnisse sollten bei der Wahl des Trägermaterials für Vitamin D zukünftig berücksichtigt werden.