Hintergrund: der derzeit stattfindende demographische Wandel ist gekennzeichnet durch längere Lebenserwartungen. Parallel dazu findet ein rasanter technologischer Fortschritt statt, der viele unserer Lebensbereiche betrifft. Ältere Menschen haben oft keine andere Wahl und müssen technische Geräte ebenfalls benutzen. Das Erlernen neuer Technologien fällt älteren Menschen aber ungleich schwerer als jüngeren Personen. Ältere Nutzer weisen hierbei zwar ähnliche, jedoch ausgeprägtere Probleme auf. Auch in der medizinischen Versorgung wird immer mehr Technik eingesetzt. Die Bedienung technischer Geräte kann im medizinischen Kontext unter sehr belastenden Faktoren stattfinden. Daher ist gute Bedienbarkeit bei medizinischen Produkten besonders wichtig.
Vergangene Studienergebnisse haben gezeigt, dass altersgerechtes Training und gerontotechnologisches Design Bedienungsprobleme älterer Menschen abmildern können.
Ziele: das Ziel dieser Doktorarbeit war die Untersuchung des Gebrauchs und der Akzeptanz eines tragbaren Patientensteuergeräts (Typ: Medtronic Access), welches bei der tiefen Hirnstimulation verwendet wird.
Verschiedene Trainingsmethoden wurden bei 41 älteren Patienten mit tiefer Hirnstimulation evaluiert.
Methoden: die untersuchten Patienten waren durchschnittlich über 65 Jahre alt, wurden schon seit mehreren Jahren mit der tiefer Hirnstimulation behandelt und hatten das Patientensteuergerät während ihrer gesamten Behandlung in Verwendung. Die unmittelbaren sowie die längerfristigen Auswirkungen eines altersgerechten Instruktionsvideos kombiniert mit praktischem Training wurden bei einer Gruppe bestehend aus zwanzig älteren Patienten mit tiefer Hirnstimulation evaluiert. Die Ergebnisse wurden mit einer zweiten Patientengruppe verglichen (n=21), die nur praktisches Training erhielt. Die Patienten mussten insgesamt neun Aufgaben an einem externen Impulsgeber bearbeiten. Der Gebrauch und die Akzeptanz des Geräts wurden mittels Fragebögen erhoben.
Ergebnisse: jene Gruppe, die sowohl das Instruktionsvideo gesehen, als auch das praktischem Training erhalten hatte, machte weniger Fehler, als die Gruppe, die das Video nicht gesehen hatte. Dieser Effekt war beim unmittelbaren Abruf sowie nach einer Zeitspanne von sechs Monaten vorhanden. Bei der zweiten Erhebung bearbeiteten beide Gruppen die Aufgaben schneller, als beim ersten Untersuchungszeitpunkt. Nach sechs Monaten neigten alle Patienten dazu, das Gerät regelmäßiger zu benutzen.
Hinsichtlich Akzeptanz des Geräts gab es keine Veränderungen im Laufe der Zeit.
Schlussfolgerung: die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ältere Patienten mit tiefer Hirnstimulation auch nach mehrjährigem Gebrauch viele Schwierigkeiten bei der Verwendung des Patientensteuergerätes haben. Adäquates Videotraining zeigte positive Auswirkungen auf den Umgang mit dem Steuergerät, vor allem wenn zusätzlich prozedurales Lernen und persönliche Hilfestellung gegeben war. Trotz dieser Verbesserung kam es zu keiner Veränderung der Akzeptanz des Geräts. In Zukunft sollten die Hersteller auch altersspezifisches Instruktionsmaterial sowie gerontotechnologischen oder sogar emotionale Designaspekte berücksichtigen für eine verbesserte Bedienbarkeit und Akzeptanz älterer Nutzer.