GABA (g-Aminobuttersäure) ist der häufigste Neurotransmitter im Zentralnervensystem erwachsener Säugetiere (Macdonald and Olsen 1994).
GABAA Rezeptoren vermitteln schnelle Inhibition durch GABA, während langsame Inhibition über GABAB Rezeptoren ausgelöst wird. GABAA Rezeptoren sind GABA aktivierte Chloridkanäle, und Angriffspunkte vieler klinisch bedeutsamer Wirkstoffe. (Sieghart et al., 2012). Barbiturate, neuroaktive Steroide, Anaesthetika und Benzodiazepine sind einige der Modulatoren die an GABAA Rezeptoren wirken (D'Hulst et al., 2009). Viele Wirkstoffe sind nicht selektiv für spezifische Rezeptor Subtypen, was zu Nebenwirkungen führt. Daher ist ein Hauptziel der Substanzentwicklung, selektive Wirkstoffe zu finden. Der häufigste GABAA Rezeptor besteht aus 2a, 2b, und einer g Untereinheit. Die GABA Bindestellen befinden sich an den extrazellulären Kontaktstellen zwischen einer a und einer b Untereinheit (a-b+ Interface) (Smith and Olsen, 1995). Die Benzodiazepin Bindestelle befindet sich am extrazellulären a+g- Interface (Sigel and Buhr, 1997). Es wurde kürzlich gezeigt, dass das Pyrazoloquinolinon CGS 9895 über eine neu beschriebene Bindestelle am extrazellulären a+b- Interface (Ramerstorferet et al. 2011) moduliert.
In dieser Dissertation habe ich die Wirkungen von Pyrazoloquinolinonen an der extrazellulären a+b- Bindestelle von GABAA Rezeptoren charakterisiert. In der ersten von zwei Publikationen wurden die Effekte von 32 Strukturanalogen zu CGS 9895 in a1b3 GABAA Rezeptoren untersucht, mit dem Ziel die Ähnlichkeit der Wirkung zu CGS 9895 zu beschreiben und potentere Substanzen zu identifizieren (Varagic et al., 2013a). Die Ergebnisse von elektrophysiologischen Messungen von 20 der 32 Substanzen wurden für quantitative Struktur-Wirkungs-Beziehungs (QSAR) Analysen verwendet um den Einfluss von Variationen der chemischen Struktur auf die über die a1+b3- Bindestelle vermittelte Potenz der Substanzen zu verstehen. Dabei gelang es, ein Modell für den Einfluss von zwei Schlüsselpositionen in der Pyrazoloquinolinon Struktur auf die Potenz zu erstellen. Ein weiteres Ergebnis dieser Arbeit war die Entdeckung von kompetitiven Null Modulatoren der a1+b3- Bindestelle. Diese haben keine eigene Wirkung auf die Rezeptoren, aber verdrängen die Positivmodulatoren von der a1+b3- Bindestelle. Diese Substanzen wurden dann in der zweiten Publikation verwendet. In der zweiten Arbeit habe ich die Effekte von LAU 177 an GABAA Rezeptoren untersucht. LAU 177 hat von allen untersuchten Substanzen die höchste Efficacy in den a1b3 und a1b3g2 Rezeptoren und wurde daher für weitere Untersuchungen gewählt. Ich konnte zeigen dass diese Substanz an allen untersuchten GABAA Rezeptoren die GABA induzierten Ströme stark erhöht. Die Modulation war in ab und abg2 Rezeptoren vergleichbar, aber abhängig vom Typ der a und b Untereinheit die im Rezeptor ist. Ich habe auch erstmals die Wirkung dieser und einigen weiteren Substanzen an d-hältigen Rezeptoren (a1,4,6b3d) untersucht. LAU 177 hat, im Gegensatz zu einem zweiten untersuchten Pyrazoloquinolinon, unerwartet starke Wirkung auf a1b3d Rezeptoren, aber nicht auf a4,a6b3d Rezeptoren ausgeübt. Die Wirkung von LAU 177 auf a1b3d Rezeptoren war dreifach höher als in den korrespondierenden a1b3 und a1b3g2 Rezeptor Subtypen.
Weitere Untersuchungen an a1b3d Rezeptoren haben gezeigt dass auch diese Wirkung nicht nur in a1b3g2, sondern auch an a1b3d Rezeptoren großteils über das a+b- Interface entsteht.
Zusammenfassend wurde ein Super-Modulator für a1b3d GABAA Rezeptoren beschrieben und es wurde gezeigt, dass die die Wirkstärke von Substanzen nicht nur von deren Struktur, sondern auch von jeder im Rezeptor vorhandenen Untereinheit- unabhängig von ihrer Beteiligung an der Bindestelle-abhängt.