Derzeit rauchen in Österreich etwa 2,3 Millionen Menschen. Davon sterben jährlich ca. 11.000 Personen an den direkten Folgen des Tabakkonsums. Durch entsprechende Beratung und medikamentöse Unterstützung kann Nikotinabhängigkeit effektiv behandelt werden. Wegen sprachlichen und kulturellen Barrieren werden Raucher mit Migrationshintergrund einer Raucherstopptherapie jedoch seltener zugeführt als Raucher ohne Migrationshintergrund. Die in Österreich derzeit verfügbaren Raucherentwöhnungsprogramme sind nicht an den kulturellen Hintergrund der Raucher angepasst.
In dieser prospektiven Querschnittsstudie wurden insgesamt 140 Raucher mit bosnischem Migrationshintergrund und 140 Raucher ohne Migrationshintergrund an öffentlichen Plätzen in Wien rekrutiert und befragt. Die Befragungen in Form eines Interviews erfolgten nach speziell entwickelten Fragebögen. Der Fragebogen wurde, um sprachliche Fehldeutungen zu vermeiden, von einem gerichtlich beeideten Dolmetscher in die bosnische Sprache übersetzt. Der Wunsch nach einer Raucherberatung ergab einen signifikanten Unterschied bei den beiden befragten Gruppen. Eine solche Beratung würden 56% der Raucher aus der bosnischen Migrationsgruppe und 37% aus der Nichtmigrationsgruppe gerne in Anspruch nehmen (p=0,0027). Diese Beratungen in Form einer Gruppenberatung bevorzugten 41% der Raucher aus der bosnischen Migrationsgruppe und 25% der Raucher aus der Nichtmigrationsgruppe (p=0,0040). Der Anteil der Raucher aus der bosnischen Migrationsgruppe, die sich diese Beratungen in der Muttersprache wünschen, lag bei 71% (p<0,0001). Mit 16% war der Anteil der Raucher in der bosnischen Migrationsgruppe wesentlich höher als in der Nichtmigrationsgruppe, in der nur 8% der Raucher unbedingt das Rauchen aufgeben möchten (p=0,0682).
Aufgrund der Ergebnisse konnte festgestellt werden, dass die Raucher mit bosnischem Migrationshintergrund aus sprachlichen und kulturellen Gründen weniger an Raucherentwöhnungsprogrammen teilnehmen als Raucher ohne Migrationshintergrund. Diesbezüglich wurden in dieser Studie Vorschläge für die Einbeziehung der Raucher mit bosnischem Migrationshintergrund in Raucherentwöhnungsprogramme gemacht. Die Ergebnisse haben ergeben, dass der Vorzug der Gruppentherapie in der Muttersprache und staatlichen Einrichtungen bzw. den Gotteshäusern und bosnischen Vereinen gegeben werden sollen, weil sie dann vermehrt von den Rauchern mit Migrationshintergrund genützt würden.