Orbitabodenfrakturen können sowohl zu funktionellen, wie auch ästhetischen Beeinträchtigungen führen. Die funktionellen Störungen können zur Diplopie und Motilitätseinschränkung führen. Ästhetische Beineinträchtigung sind z.B. ein Enophthalmus, vertikale Bulbusfehlstellung und äußerlich sichtbare Narben. Aus diesem Grund sind Verlaufskontrollen von versorgten Orbitabodenfrakturen von großer Bedeutung.
Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war, die Ergebnisse nach der operativen Versorgung von dislozierten isolierten Orbitabodenfrakturen, welche in einem Zeitraum von 5 Jahren (zwischen Mai 2001 und Mai 2006) an der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Wien operiert wurden, auszuwerten.
Im Rahmen dieser Studie wurden die Daten von insgesamt 60 Patienten erhoben. Die Informationen wurden aus den Operationsberichten, Operationsprotokollen, stationären Krankenakten sowie Ambulanzkarten gewonnen. Weiters wurden die Sehschulbefunde der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der Medizinischen Universität Wien ausgewertet. Im Anschluss wurden die Patienten nach versorgter Orbitafraktur zu einer Kontrolluntersuchung wiedereinbestellt.
48 (80%) der 60 Patienten zeigten bei der letzten postoperativen Kontrolluntersuchung keine Bulbusmotilitätsstörung. 3 Patienten (5%) zeigten eine leichte, 5 (8,3%) eine mittlere und 2 (3,3%) eine deutliche Störung der Bulbusmotilität postoperativ. 41 Patienten (68,3%) gaben bei der letzten postoperativen Kontrolle keine Doppelbilder an. 7 Patienten (11,7%) berichteten über gelegentliche Doppelbilder bzw. Doppelbilder in extremen Blickrichtungen. Bei 9 Patienten (15%) waren Doppelbilder in einer Blickrichtung festzustellen, die jedoch die Patienten nicht störten. Eine Schieloperation war bei keinem der Patienten notwendig.
Bei 4 von diesen 9 Patienten wurden die Befunde innerhalb von 6 Wochen nach der Operation erhoben. Eine Besserung dieser Symptome lässt sich vermuten, auch aus dem Grund, weil diese Patienten nicht zu den Kontrolluntersuchungen erschienen sind. Diplopie in mehreren Blickrichtungen kam im Rahmen der letzten postoperativen Kontrolle nicht vor. 23 Patienten (37,7%) wiesen keine Seitendifferenz im Hertel-Wert auf. Eine Seitendifferenz bis 1 mm konnte bei 17 Patienten (28,3%) registriert werden. 3 Patienten (5%) hatten eine Seitendifferenz zwischen 1-2 mm. 1 Patient hatte einen Enophthalmus von 2,5 mm. Das Zeitintervall zwischen der Operation und der letzten Befunderhebung variiert von 1 Woche bis zu 7 Jahren und 3 Monaten. Das mittlere Zeitintervall beträgt 11,2 Monate.
Der Zeitpunkt der chirurgischen Intervention scheint einen Einfluss auf den Operationserfolg zu haben. Patienten, die erst nach 1 Woche operiert wurden, zeigten bessere Resultate hinsichtlich Bulbusmotilität und Diplopie als Patienten, die innerhalb 1 Woche operiert wurden.