Hintergrund
Die Verwendung einer standardisierten Terminologie in der Ernährungs- und Diättherapie (Diätologie) ist von grundlegender Bedeutung, um einerseits Daten zwischen verschiedenen Zentren und Ländern zu vergleichen, andererseits eine länderübergreifende Gesundheitsversorgung und Qualitätssicherung zu gewährleisten. Gegenwärtig werden in Europa zwei standardisierte Terminologien in der Diätologie verwendet, nämlich die Nutrition Care Process Terminology (NCPT) und die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) für die Diätetik (ICF-Diätetik). Allerdings gibt es in einigen Ländern bisher noch keine Entscheidung, welche standardisierte Terminologie angewendet werden soll.
Ziel
Die Ziele dieses Projektes waren erstens, den Inhalt der beiden standardisierten Terminologien für die Diätologie zu vergleichen, zweitens die ICF-Diätetik für Österreich zu entwickeln, inhaltlich zu validieren und klinisch zu testen und drittens die klinische Machbarkeit zu evaluieren, um Kriterien und Interventionen für eine erfolgreiche österreichweite Implementierungsstrategie zu generieren.
Methoden
Insgesamt wurden zwei Mapping Studien, eine nationale multizentrische Studie mit einer Dokumentationsanalyse und eine Machbarkeitsstudie mit einer Pilot-Anwendung und einer Fokusgruppenanalyse durchgeführt. Die fünf Domänen des „Consolidated Framework for Implementation Research“ (CFIR) wurden für die Analyse und Ergebnisdarstellung von qualitativen Fokusgruppendaten der dritten Studie herangezogen.
Ergebnisse
Die Mehrheit (86,5%; n=830) der eingeschlossenen NCPT-Begriffe (n=960) konnte zu einer präzisen ICF-Diätetik Kategorie verknüpft werden. Ebenso, zeigte die Dokumentationsanalyse, dass die Mehrheit (91,3%; n=241) der eingeschlossenen österreichischen diätologischen Begriffe (n=264) von der ICF-Diätetik abgebildet werden konnte. Die Interrater-Reliabilitätskoeffizienten Cohens Kappa lagen zwischen 0,71 auf Komponentenebene und 0,67 auf der vierten Ebene der ICF-Diätetik Klassifikation. Es wurde eine Liste von 160 typischen ICF-Diätetik Kategorien entwickelt, die Bedeutung für die klinische diätologische Praxis haben. In vier Fokusgruppen mit 22 Gesundheitsexperten wurden 66 relevante Themen identifiziert, die sich auf alle fünf Bereiche des CFIR beziehen, wie Interventionsmerkmale, innere Rahmenbedingungen, äußere Rahmenbedingungen, Eigenschaften von Einzelpersonen und Implementierungsprozess.
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Harmonisierung der zwei momentan verwendeten standardisierten Terminologien für die Diätologie möglich erscheint. Darüber hinaus ist die Integration der ICF-Diätetik in den österreichischen diätologischen Prozess aus Sicht klinischer Expertinnen und Experten sinnvoll. Die österreichweite Implementierung der ICF-Diätetik würde eine individuelle, ressourcenorientierte Behandlung der Patientinnen und Patienten fördern. Außerdem ist sie unentbehrlich für die institutionen- und länderübergreifende Vergleichbarkeit diätologischer Ergebnisdaten. Allerdings bedarf es einer vielschichtigen Implementierungsstrategie.