Einleitung
Moderne Psychoanalytische Ansätze bedürfen gründlicher empirischer Untersuchung im Hinblick auf psychodynamische Wirkfaktoren sowie bezüglich der Beschreibung von interpersonellen Dynamiken zwischen Patient und Analytiker. Vor allem wenn es darum geht, den Kern psychoanalytischer Psychotherapie, nämlich das Arbeiten mit unbewussten Prozessen zu erfassen, besteht weiterhin Notwendigkeit für ausführliche empirische Belege.
Projektziele und Methodologie
Das vorgestellte Projekt widmet sich der Entwicklung eines neuartigen Kompetenzmessinstruments, welches dazu in der Lage sein soll, den psychoanalytischen Behandlungsprozess in einer Therapiestunde zu beschreiben und zu dokumentieren. Zum Zweck der Operationalisierung dieser Kernkompetenzen wurde ein dreistufiger Forschungsprozess befolgt: Erstens, wurde ein umfassender Überblick bestehender psychoanalytischer Konzepte zur Beschreibung des psychoanalytischen Prozesses dargestellt. Dabei wurden die untersuchten Theorien und Konzepte kritisch beleuchtet. Zusätzlich wurden in diesem ersten Schritt Forschungsprojekte untersucht, die bereits erste Ansätze entwickelten um psychoanalytische Kernkompetenz zu systematisieren und aufzulisten. Das Ziel dieses ersten Forschungschrittes war es also, die konzeptuellen Rahmenbedingungen zu beschreiben, die psychoanalytische Kompetenz ausmachen, zu untersuchen welche theoretischen historisch gewachsenen Konzepte in diesen Ideen enthalten sind und die untersuchten Theorien dahingehend zu analysieren, wie sich diese Kompetenzen letztendlich in einer einzelnen Therapiestunde manifestieren. Im zweiten Forschungsschritt wurden diese theoretischen Konzepte anhand einer klinischen Studie empirisch vertieft. Anhand der Untersuchung von stationär durchgeführten Psychotherapien mit traumatisierten Patienten wurde untersucht, wie die behandelnden Therapeuten mit der Beziehung in der Therapie sowie Gegenübertragungsgefühlen arbeiteten. Zuletzt, wurde in einem dritten Schritt die Operationalisierung der theoretischen Konzepte sowie Kompetenzdefinitionen von drei Expertengruppen (Wiener Psychoanalytische Vereinigung, Klinik für Psychoanalyse und Psychotherapie, AKH sowie ein Workshop der Working Group on Comparative Clinical Methods Arbeitsgruppe) durchgeführt. Mithilfe von qualitativen Inhaltsanalyseverfahren wurde eine systematische Kategoriebildung erreicht, die letztendlich zu der Entwicklung der Items des Messinstruments führten.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Studie I und II ermöglichten die Definition und Beschreibung aktueller psychoanalytischer Theorien bezüglich psychodynamischer Kernkompetenzen, die in der Folge als Grundlage für die Instrumentkonstruktion herangezogen werden konnten. Studie III zeigte, dass Patientenpathologie sowie traumatische Ereignisse sich in der Gegenübertragung der behandelnden Therapeuten niederschlagen. Die Ergebnisse legen nahe, dass ein Verständnis dieser unbewussten Kommunikationsprozesse den Therapeuten dabei helfen kann eine erfolgreiche Behandlung durchzuführen und ihre Patienten auf einem vorsprachlichen psychischen Kommunikationsniveau zu erreichen. Die Operationalisierung der Expertengruppenmeinungen und theoretischen Konzepte brachte letztendlich ein neuartiges Forschungsinstrument zur Untersucheng psychoanalytischer Psychotherapien hervor. Der „Psychoanalytic Core Competency Q-Sort“ ist ein Prozessforschungsinstrument, dass den Einfluss von therapeutischen Kompetenzen und Techniken auf den Verlauf von Behandlungen beschrieben kann. Interrater-Reliabilität und Konstruktvalidität des Messinstruments werden in Studie IV berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine sehr gute Interrater-Reliabilität erwiesen werden konnte und implizieren damit die Anwendbarkeit des Instruments für zukünftige Studien.