Theorie: Schon seit der Antike befasst sich der Mensch mit Emotionen. Diese stellen die Reaktion auf einen als relevant eingestuften Stimulus dar. Da eine emotionale Antwort nicht immer adäquat zum Stimulus ist, wurde das Modell der Emotionsregulation entwickelt. Als zunächst rein psychologisches Modell fand es bald darauf auch Anwendung in den kognitiven Neurowissenschaften, welche die Zusammenhänge zwischen Psyche und neurophysiologischen Vorgängen im Gehirn erforschen. Ein empirischer Forschungsbeitrag hierzu kann durch die Messung von ereigniskorrelierten Potentialen (ERP’s) erfolgen.
Methode: 15 Frauen und 15 Männer bearbeiteten den „Viennese Emotional Go/No-Go-Task“, ein Paradigma mit emotional negativen und neutralen Wörtern als Stimuli. Zusätzlich bestand eine semantische und eine syntaktische Bedingung. Erhoben wurden neben der Reaktionszeit und der Fehlerhäufigkeit auch die ERP-Komponente N200. Es wurden vor allem Unterschie-de zwischen emotionalen und neutralen Wörtern untersucht.
Ergebnisse: Die Studie konnte bei negativen Wörtern eine negativere N200 als bei neutralen Wörtern als No-Go-Stimuli zeigen. In den semantischen Bedingungen war bei neutralen Wörtern als No-Go-Stimuli die N200 im Vergleich zu Go-Stimuli verkleinert. Bei der Elektrode Pz waren No-Go-Stimuli bei negativen Wörtern jedoch für eine größere N200 verantwortlich sowohl bei semantischen, als auch bei syntaktischen Trials. Die Reaktionszeiten bei emotional negativen Wörtern waren signifikant kürzer. Geschlechtsunterschiede bestanden hierbei nicht. Die Reaktionszeiten der syntaktischen Bedingungen waren signifikant kürzer als die der semantischen Bedingungen. Bei emotional negativen Wörtern wurden signifikant weniger Fehler gemacht.
Diskussion: Die Studie konnte zeigen, dass anscheinend multiple Faktoren bei der Entstehung von N200 eine Rolle spielen. Sowohl die Emotionalität, als auch der Stimulustyp in Form von Go oder No-Go hat einen Einfluss auf N200. Negative Emotionen sorgen zudem für eine schnellere Reaktionszeit, wobei hierbei das Geschlecht keinen Unterschied macht, und weni-ger Fehler im Go/No-Go-Paradigma. Sollte nach der Schreibweise eines Wortes und nicht nach der emotionalen Bedeutung unterschieden werden, war die Reaktionszeit beträchtlich kürzer, scheinbar ist dies kognitiv deutlich schneller zu bearbeiten. Vor allem im Hinblick auf konzeptionelle und konsensuelle Probleme besteht jedoch weiterhin Forschungsbedarf.