Klavikulafrakturen sind ein häufig beobachtetes Krankheitsbild und führen in seltenen Fällen zur Ausbildung von Pseudoarthrosen, welche in der Behandlung dann allerdings eine herausfordernde Aufgabe darstellen. Heute gilt als Goldstandard die Revisionsoperation mit Resektion der Pseudoarthrose und konsekutiver Verplattung in der Regel mit Spongiosaplastik. Bei Pseudoarthrosen generell hat sich neben der operativen Versorgung auch die Behandlung mittels, hochenergetischer extrakorporaler Stoßwellen etabliert. Ziel der retrospektiven Datenauswertung war es, die Sicherheit der ESWT bei der Applikation an der Klavikula im mittleren und lateralen Drittel zu untersuchen und weiters die beiden Verfahren in Hinblick auf die knöcherne Konsolidierung zu vergleichen.
Wir führten eine retrospektive Datenanalyse am AUVA Traumazentrum Wien, Standort Wien Meidling durch. Insgesamt konnten 42 Patienten identifiziert werden, welche eine Behandlung einer Pseudoarthrose der Klavikula im Zeitraum 1999 – 2017 erhielten. 3 und 6 Monaten nach der Behandlung wurde die knöcherne Konsolidierung mittles radiologischem Befund evaluiert und verglichen.
22 Patienten wurden mittels ESWT behandelt. 20 Patienten wurden operativ, mittels Pseudoarthrosenanfrischung und Verplattung inklusive autologer Spongiosaplastik versorgt. Die ESWT-Gruppe zeigte eine knöcherne Konsolidierung nach 3 Monaten von 40,9 % und nach 6 Monaten von 72,7 %. In der OP-Gruppe zeigte sich nach 3 Monaten bei 45,0 % und nach 6 Monaten bei 83,3 % der Patienten eine knöcherne Konsolidierung. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen nach 3 (p=1) und nach 6 Monaten (p=0,4761) festgestellt werden. Es traten keine Komplikationen bei der ESWT-Gruppe auf, während es in der OP-Gruppe bei einem Patienten zu einer Hämatombildung an der Spongiosaentnahmestelle und bei einem Weiteren zu einer Partialläsion des Plexus brachialis und zusätzlich zu einer ossären Perforation am Beckenkamm kam.
Die ESWT stellt somit eine effektive Behandlung der Pseudoarthrosen an der Klavikula dar und ist als nicht-invasives, kostengünstigeres und nebenwirkungsarmes Verfahren, der operativen Therapie überlegen.