Hintergrund:
Im Rahmen einer funktionskieferorthopädischen Behandlung des Klasse II/1-Syndroms ist die Korrektur der sagittalen Stufe vor allem durch die ventrale Verlagerung des Unterkiefers erstrebenswert. Kontroversiell wird in der Literatur jedoch die Wirkungsweise der dazu verwendeten bimaxillären Geräte angesehen.
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Ziel:
Durch die Auswertung von Studien über die bimaxillären funktionskieferorthopädischen Geräte -Herbst Scharnier, Aktivator und Headgear Aktivator- soll die Bewertung deren orthopädischen Effektes und Effizienz in der Klasse II/1 Behandlung erfolgen.
Material und Methoden:
Suchstrategie:
Die Recherche erfolgte systematisch nach dem Verfahren der Cochrane Database of Systematic Reviews. Durchsucht wurde MEDLINE (Jänner 1996 bis Juni 2008) über PubMed, sowie die Bibliographie der gefundenen Artikel. Die letzte elektronische Datenrecherche fand am 19.07.2008 statt. Jene Artikel, deren Vollversion online nicht zugänglich waren, wurden händisch in der Journalsammlung der Bibliothek der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik durchsucht.
Auswahlkriterien:
Recherchiert wurde nach klinischen Studien, die kephalometrische Angaben zu ANB, SNA, SNB, Palatinalebenenwinkel (PPL), Maxilla- und Mandibulawachstum (Olp-A bzw. Olp-Pg) vor und nach der Behandlung machten.
Eine Beschreibung der Kontrollgruppe sollte gegeben sein, um jene Referenzgruppen mit unbehandelter Klasse II/1 herauszufiltern.
Die Studien sollten mindestens 20 behandelte Patienten umfassen und wahlweise in Englisch oder Deutsch, im Zeitraum von 1996 bis Juni 2008 publiziert worden sein. Wo es möglich war, wurden Zusatzinformationen die in Zusammenhang mit der Wirkungsweise oben genannter Geräte stehen könnten, hervorgehoben:
Geschlecht und Alter der Patienten.
Datenauswertung:
Diese erfolgte getrennt für das Herbst Scharnier (HS), Aktivator (AK) und Headgear- Aktivator (HAK).
Die Ergebnisse wurden mittels Forest Plots für jeden der sechs Parameter jedes Gerätes dargestellt und verglichen.
Ergebnisse:
Alle Studien gaben bei allen drei Geräten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Vergrößerung des SNB Winkels, sowie der Mandibulabasis (Olp- Pg) an. Dabei zeigte der HAK im Durchschnitt die größte Wirkung auf ANB (-2,46°), SNB (+1,33°), ebenso auf SNA (-2,11°) und die Maxillabasis (Olp- A -2,60mm).
Im Vergleich dazu besaß das HS auf diese Parameter die geringste Wirkung.
Bei PPL (+2,25°) und Olp-Pg (+2,25mm) verursachte der Aktivator im Durchschnitt die größte signifikante Veränderung (P< 0,05), war in der Wirkung auf ANB und SNB dem HAK aber sehr ähnlich.
Das Alter der Patienten die mit HS behandelt wurden reichte von 8 bis 13 Jahren. Jene die mit AK therapiert wurden waren 10- 12,5 und jene die mit HAK versorgt wurden 11,2 bis 11,7 Jahre alt.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse zeigten bei allen drei Geräten eine deutliche skelettale Wachstumsveränderung der Mandibula. Den größten Effekt auf die skelettalen Parameter wies der HAK auf.