Einleitung: Zur Behandlung von aortalen Läsionen im Aortenbogen ist das Vorliegen einer adäquaten proximalen Abdichtungszone für den Stentgraft notwendig. Stentgrafts mit einer proximalen Einkerbung erlauben es, das Ostium der jeweiligen supraaortalen Arterie in die Einkerbung zu setzen, und auf diese Weise die Abdichtungszone weiter nach proximal zu verlagern. Diese Studie beschreibt eine retrospektive Single-Center Fallauswertung von 23 Patienten, die mit einem proximal eingekerbten Stentgraft im Aortenbogen versorgt wurden.
Material und Methode: Es wurde an 23 Patienten mit penetrierendem atherosklerotischem Ulcus (n=16), thorakalem Aortenaneurysma (n=4) und Typ-B-Aortendissektion (n=3) ein proximal eingekerbter Stentgraft der Firma Bolton Medical (Relay Plus®) implantiert. Die Patienten wiesen ein durchschnittliches Alter von 68,95 ± 8,2 Jahren auf. Die Komorbiditäten waren arterielle Hypertonie (n=20), Hyperlipidämie (n=6), Diabetes mellitus II (n=4), koronare Herzkrankheit (n=7), periphere arterielle Verschlusskrankheit (n=4) und weitere Aneurysmen (n=10).
Ergebnisse: Die Implantation war technisch initial erfolgreich in 15 von 23 Fällen, wobei in fünf Fällen ein initial bestehendes Typ-I-Endoleak einen spontanen Verschluss zeigte, was eine langfristige technische Erfolgsrate von 20 von 23 (87%) ergab. In zwei Fällen erforderte ein Typ-I-Endoleak eine Reintervention (einmal offener Ersatz des Aortenbogens, erfolgreich, einmal endovaskuläre Redilatation, Regredienz, aber Fortbestand des Endoleaks). Der technische Erfolg war über eine Beobachtungszeit von durchschnittlich 13,5 Monaten stabil. In vier Fällen ereigneten sich schwere Komplikationen: In zwei Fällen kam es zu einem zerebralen bzw. Myeloninsult (einmal Malrotation des Stentgrafts, einmal im Rahmen einer intentionellen Überstentung der Arteria subclavia sinistra), in zwei Fällen kam es zu Komplikationen an den Zugangsgefäßen (einmal Ruptur der Beckenetage mit nachfolgender Stentversorgung, Stentverschluss und Amputation des Beines, einmal plastische Deckung bei Lymphfistel mit Sartoriuslappen).
Konklusion: Die Implantation proximal eingekerbter Stentgrafts ist eine sichere und effektive Methode um die Landezone im Aortenbogen bei endovaskulärer Versorgung nach proximal zu verlagern. Insbesondere bei PAUs wurde ein hoher Prozentsatz von spontanen Verschlüssen initial bestehender Typ-I-Endoleaks beobachtet. Eine liberale Indikation zur Revaskularisation der linken Arteria subclavia kann potentiell zu einer niedrigeren Insultrate führen.